Sigma Force 01 - Sandsturm
Schutzschild benutzt. Sie ist möglicherweise angeschossen. Ich habe Verstärkung losgeschickt.«
Painter öffnete das Fenster. Es hatte eine Sicherheitsverriegelung und ging gerade so weit auf, dass er den Kopf hindurchstrecken konnte. »Wir müssen die Straßensperren aktivieren.«
»Moment.«
Das Geräusch von quietschenden Reifen drang zu ihm hoch. Ein Lincoln Town Car schlitterte vom Parkplatz und auf den Nordausgang zu. Es war Zhangs persönliches Fahrzeug, unterwegs, um ihn abzuholen.
Der Sicherheitschef meldete sich wieder über Funk. »Er ist am Nordausgang durchgebrochen. Ihre Partnerin ist noch immer in seiner Gewalt.«
Der Town Car erreichte die Ecke des Turms.
Painter zog den Kopf wieder zurück. »Aktivieren Sie diese gottverdammten Straßensperren!« Aber dazu reichte die Zeit nicht. Sein Notruf war erst vor vier Minuten rausgegangen. Die Polizei hatte es hier vorwiegend mit Streitigkeiten unter Betrunkenen, Alkohol am Steuer und kleinen Diebstählen zu tun, nicht mit Dingen, die die nationale Sicherheit betrafen.
Er musste sie aufhalten.
Er bückte sich und hob das Messer vom Boden auf. »Bleib hier«, sagte er leise in Mandarin. Er stürzte ins Wohnzimmer und stemmte mit dem Dolch das Lüftungsgitter aus der Wand. Die Befestigungsschrauben platzten heraus. Er griff in die Öffnung und zog das darin versteckte Gerät heraus. Die EM-Granate hatte ungefähr die Größe und die Form eines Footballs.
Er nahm das Ding in die Hand, stürzte zur Tür der Suite und hinaus in den Korridor. Noch immer ohne Schuhe rannte er über den Teppichboden. Im Geiste ging er schnell Lage und Grundriss des Gebäudes durch, um herauszufinden, wo sich der Nordausgang im Verhältnis zu seiner Position hier auf diesem Stockwerk befand. Er konnte es allerdings nur ungefähr schätzen.
Er lief acht Türen weiter und riss noch einmal seinen Generalschlüssel heraus. Er zog die Karte durch das elektronische Schloss und stieß die Tür auf, sobald das grüne Licht leuchtete. »Sicherheitsdienst!«, schrie er und rannte ins Zimmer.
Die ältere Frau, die er zuvor schon gesehen hatte, saß in einem Sessel und las USA Today. Sie warf die Zeitung in die Luft und hob die Hand an die Brust. »Was ist los?«, fragte sie auf Deutsch.
Er eilte an ihr vorbei zum Fenster und versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, erwiderte er in derselben Sprache.
Er öffnete das Fenster und schaute nach unten.
Der Lincoln Town Car schnurrte im Leerlauf. Eben wurde die hintere Tür der Limousine zugeknallt. Schüsse krachten. Kugeln prasselten auf die Flanke des Autos, als es mit quietschenden und qualmenden Reifen anfuhr, aber die Karosserie war kugelsicher, das ganze Fahrzeug ein in Amerika gebauter Panzer.
Painter richtete sich auf und schob das Bombenei durchs Fenster. Er drückte auf den Aktivierungsknopf und warf dann die Granate mit aller Kraft, die er in seiner Schulter hatte, senkrecht nach unten.
Er zog den Arm wieder zurück. Die Räder des Town Car hörten auf zu quietschen, sie hatten Bodenhaftung gefunden. Er sandte ein Gebet zu den Geistern seiner Vorfahren. Die Reichweite des elektromagnetischen Impulses betrug nur zwanzig Meter. Er hielt den Atem an. Wie lautete das alte Sprichwort? Dicht dran zählt nur bei Hufeisen und Handgranaten.
Noch während er den Atem anhielt, war schließlich der gedämpfte Knall der Granate zu hören. War er dicht genug dran gewesen?
Er streckte den Kopf wieder hinaus.
Der Town Car erreichte die nächstliegende Ecke des Turms, doch anstatt abzubiegen, schleuderte er unkontrolliert und krachte voll in eine Reihe geparkter Autos. Die Nase des Lincoln schnellte auf die Motorhaube eines VW Passat und blieb dort hängen.
Er seufzte.
Das war das Gute an EM-Impulsen. Es war ihnen ziemlich gleichgültig, welches Computersystem sie lahm legten.
Unten strömte uniformiertes Sicherheitspersonal aus den Ausgängen und umringte das defekte Auto.
»Was ist los?«, wiederholte die ältere Dame hinter ihm.
Er drehte sich um und eilte durchs Zimmer. »Habe nur etwas Abfall entsorgt«, antwortete er. Dann lief er über den Gang zu den Aufzügen, zog seine Schuhe aus den blockierten Aufzugstüren und drückte den Knopf für das Erdgeschoss.
Seine Aktion hatte Zhangs Flucht gestoppt, aber sie hatte mit Sicherheit auch seinen Computer lahm gelegt und die Forschungsdaten vernichtet. Aber das war nicht Painters Hauptsorge.
Cassandra.
Kaum gingen die Türen auf,
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