Sigma Force 01 - Sandsturm
Karte der Gegend erschien. Painter starrte sie an.
O Gott. Kein blauer Kreis.
Panik erfasste ihn. Doch dann erschien der vertraute kleine, rotierende blaue Kreis. Es hatte nur eine Weile gedauert, bis der Laptop das Funksignal registriert hatte. Safia sendete noch. Er kontrollierte die Koordinaten. Sie veränderten sich laufend. Sie war in Bewegung. Am Leben. Er hoffte, das bedeutete, dass es den anderen ebenfalls gut ging.
Er musste zu ihr … zu ihnen. Der implantierte Transceiver konnte zwar nicht so einfach entfernt werden – solange er nicht deaktiviert war, würde schon die geringste Manipulation die Detonation auslösen –, aber er konnte Safia aus Cassandras Reichweite schaffen und sie zu einem Chirurgen und Sprengstoffexperten bringen.
Während er noch den Monitor anstarrte, erkannte er, dass nur die Koordinaten der Z-Achse sich veränderten. Sie gaben das Höhenniveau an. Die negativen Zahlen wurden immer kleiner und näherten sich null.
Safia stieg in die Höhe. Sie war schon fast an der Oberfläche. Anscheinend hatte sie eine Hintertür gefunden, die aus der Höhle herausführte. Braves Mädchen.
Doch dann runzelte er die Stirn. Die Z-Koordinaten hatten null überschritten und kletterten jetzt in den positiven Bereich. Safia hatte nicht nur das Oberflächenniveau erreicht. Sie stieg weiter in die Höhe.
Was war da los?
Er kontrollierte ihre Position. Sie war 5,2 Meilen von ihm entfernt. Da er bereits ungefähr in diese Richtung fuhr, musste er den Kurs nur leicht korrigieren, um direkt zu ihr zu gelangen.
Er erhöhte die Geschwindigkeit um noch einmal fünf Meilen. Unter diesen Bedingungen ein halsbrecherisches Tempo.
Wenn Safia diese Hintertür gefunden hatte, würde Cassandra sie ebenfalls finden. Er musste Safia und die anderen so schnell wie möglich erreichen. Noch ein letztes Mal schaute er auf den blauen Kreis. Er wusste, dass jemand anderes dieses Signal ebenfalls beobachtete. Cassandra … und sie hatte noch immer den Funkzünder.
17:45
Safia stieg die lange Treppe hoch, die anderen folgten in Zweierreihen, Kinder und alte oder verletzte Frauen. Kara hinter ihr hatte die einzige Taschenlampe und leuchtete damit nach oben, sodass Safias langer Schatten vor ihr auf die Stufen fiel. Sie versuchten, so weit wie möglich von der unten wütenden Schlacht wegzukommen. Noch immer drang der Kampfeslärm zu ihnen hoch. Ein ununterbrochener Schusswechsel.
Safia bemühte sich, nicht daran zu denken. Sie strich mit der Hand über die Wand. Sandstein. Die Stufen unter ihr waren von unzähligen Sandalen und nackten Füßen ausgetreten. Wie viele andere waren diesen Weg gegangen? Sie stellte sich vor, wie die Königin von Saba selbst diese Treppe hinauf- und hinuntergestiegen war.
Plötzlich bekam Safia ein Gefühl für die Dichte der Zeit, die Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart. Hier in Arabien vermischte sich, mehr als irgendwo sonst, Vergangenes mit Gegenwärtigem. Die Geschichte war nicht tot und unter Wolkenkratzern und Asphalt begraben oder hinter Museumsmauern eingesperrt. Hier lebte sie, aufs Innigste mit dem Land verbunden, eingegangen in Stein.
Sie ließ die Hand sinken.
Lu’lu kam zu ihr. »Ich habe gehört, wie du mit deinem Geliebten gesprochen hast.«
Safia wollte nicht darüber reden. »Er ist nicht … das war vor …«
»Ihr liebt beide dieses Land«, fuhr die hodja fort, ohne auf Safias Widerspruch einzugehen. »Ihr habt zu viel Sand zwischen euch kommen lassen. Doch der kann weggefegt werden.«
»Das ist nicht so einfach.«
Safia schaute auf ihre Hand hinunter, den Finger, an dem einmal ein Ring gesteckt hatte. Jetzt war er verschwunden wie ein früher gemachtes Versprechen. Wie konnte sie sich darauf verlassen, dass er bei ihr sein würde, wenn sie ihn brauchte? Der dich verlassen hat, war ein Junge. Der jetzt hier kniet, ist ein Mann. Konnte sie ihm das glauben? Wie zum Vergleich stellte sie sich ein anderes Gesicht vor. Painter. Wie er ihre Hand gehalten hatte, sein stiller Respekt und seine tröstende Art, sogar der Schmerz in seinen Augen, als er ihr Angst einjagen musste.
Was Lu’lu nun sagte, klang, als könne sie ihre Gedanken lesen. »Es gibt viele Männer mit edlem Herzen. Einige brauchen etwas länger, um dem ihren gerecht zu werden.«
Safia spürte Tränen aufsteigen. »Ich brauche mehr Zeit … um alles noch einmal zu überdenken.«
»Du hattest genug Zeit. Wie wir hast auch du zu viel Zeit alleine verbracht. Man muss seine Wahl treffen, bevor
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