Sigma Force 01 - Sandsturm
hervor, gabelten sich und zuckten über die ganze Kuppel. Doch das Verstörendste war die absolute Stille. Hier gab es keinen Donner.
»Wie weit ist es bis zum Palast?«
»Vierzig Meter.«
Sie starrte noch einmal den Treppenschacht hoch. Die Rahim waren dezimiert auf vierzehn erwachsene Frauen und die ursprünglichen sieben Kinder. Von Captain al-Haffis anfangs zwölf Männern lebten nur noch acht. Keiner aus der ganze Gruppe schien große Lust zu verspüren, Ubar mit seinem Entladungsgewitter noch einmal zu betreten.
Aber sie waren alle bereit, Safia zu folgen.
Sie schaute den Pfad entlang, den sie nehmen mussten. Ein Fehltritt bedeutete feurigen Tod.
»Bist du dir auch ganz sicher?«, fragte Kara hinter ihr. Sie wurde flankiert von Lu’lu und Painter.
Painter hatte sich von einem der Shahra-Männer einen Umhang geben lassen, aber er war noch immer barfuss. Seine Lippen waren ein schmaler Strich.
Vom oberen Teil des Tunnelschachts drang das Poltern von Felsbrocken zu ihnen. Die Vorbereitungen hatten länger gedauert, als Safia lieb war. Die oberen Teile der Treppe fielen bereits in sich zusammen.
»Du setzt aber großes Vertrauen in die alte Königin«, sagte Painter.
»Sie überlebte die Katastrophe. Die königliche Linie überlebte. Während der letzten Katastrophe war die königliche Familie geschützt. Sie waren die Einzigen. Aber wie?«
Safia drehte sich um und leerte den zu einem Beutel zusammengerafften Umhang in ihrer Hand aus. Sand rieselte heraus und bedeckte das Glas vor ihr. Er breitete sich auf dem Pfad aus.
» Sand ist ein guter Isolator. Der königliche Palast von Ubar ist über und über mit Sandbildern bedeckt, auf Böden, Wänden und Decken. Dieses Einmischen von so viel Sand in das Glas muss das Gebäude gegen die statischen Entladungen geerdet und so diejenigen geschützt haben, die sich in seinem Inneren befanden.« Sie klopfte auf das Funkgerät. »Wie es bis jetzt Omaha, Coral, Danny und Clay geschützt hat.«
Painter nickte. Sie sah die Achtung und das Vertrauen in seinen Augen. Sie schöpfte Kraft aus seinem unerschütterlichen Glauben an sie. Er war der Fels, an den sie sich klammern konnte, wenn sie jemanden brauchte. Wieder einmal.
Safia drehte sich um und schaute die lange Menschenschlange entlang. Jeder trug eine Ladung Sand. Aus Umhängen und Hemden hatten sie Beutel gemacht – sogar die Kinder trugen Socken voller Sand. Sie hatten vor, von hier bis zum Palast einen Sandpfad zu streuen und dann dort vor dem Sturm Zuflucht zu suchen.
Safia hob ihr Funkgerät. »Omaha?«
»Hier, Saff.«
»Wir brechen auf.«
»Seid vorsichtig.«
Safia ließ das Funkgerät sinken und betrat das mit Sand bedeckte Glas. Sie würde sie anführen. Im Gehen verteilte sie mit ihren Stiefeln den Sand, so weit er reichte, ohne seine Isolationsfähigkeit zu verlieren. Als er zu Ende ging, gab Painter ihr seinen Beutel. Sie schüttete ihn aus, verteilte den Sand und verlängerte so den Pfad.
In der Kuppel über ihnen loderte kobaltblaues Feuer.
Sie war noch immer am Leben. Es funktionierte.
Langsam ging Safia auf dem Sandweg vorwärts. Die Leute hinter ihr hatten eine Kette gebildet und gaben die Sandbeutel von einem zum anderen weiter.
»Passt auf, wo ihr hintretet«, warnte Safia. »Seht zu, dass ihr immer Sand unter den Füßen habt. Berührt auf keinen Fall die Mauern. Achtet auf die Kinder.«
Unermüdlich schüttete sie frischen Sand aus. Der Pfad schlängelte sich von der Rückwand der Höhle weg um Ecken herum, Treppen und Rampen hinunter.
Safia schaute zum Palast hinüber. Sie näherten sich ihm im Schneckentempo.
Statische Entladungen zuckten nun beinahe beständig auf sie herab, offensichtlich angezogen von ihren Bewegungen, die das stabilisierende elektromagnetische Feld durcheinander brachten. Aber das Glas links und rechts von ihnen zog die Lichtbögen an, wie Blitzableiter. Der Pfad selbst blieb geschützt.
Safia schüttete eben eine frische Sandladung aus einem Umhang, als sie hinter sich einen Schrei hörte.
Einige Meter weiter hinten war Sharif auf einer sandigen Stufe ausgerutscht. Er hatte die Hand ausgestreckt, um sich an einer nahen Mauer abzustützen, und wollte sich eben daran wieder aufrichten.
»Nicht!«, schrie Safia Es war zu spät.
Wie ein Wolf, der sich auf ein versprengtes Lamm stürzt, schoss von oben ein Blitz herab. Die feste Mauer gab nach, Sharif stürzte kopfüber in das Glas, das sich um seine Schultern herum sofort wieder verfestigte. Sein Körper
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