Sigma Force 01 - Sandsturm
bist.«
Sie gab sich Mühe, ihre schockierte Sprachlosigkeit zu überwinden. Aber ihre Stimme klang steif. »Kara … ist im Augenblick indisponiert. Wenn du einen Augenblick wartest, hole ich …«
»Safia, warte …«
Sie hatte den Apparat bereits sinken lassen, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als hätte sie vergessen, wie man so ein Ding benutzt.
Da das Handy nun ein Stück von ihrem Ohr entfernt war, klang Omahas Stimme blechern. »Ich … vielleicht …« Er suchte nach Worten und entschied sich schließlich für eine neutrale Frage. »Wenn du bei ihr bist, dann weißt du wahrscheinlich auch, um was es geht. Was ist das für eine Expedition, für die ich zwangsrekrutiert wurde?«
Safia hob das Handy wieder ans Ohr. Für eine geschäftliche Besprechung reichte ihre Kraft. »Es ist eine lange Geschichte, aber wir haben hier etwas gefunden. Etwas ganz Außergewöhnliches. Möglicherweise ein Hinweis auf eine neue Geschichte über Ubar.«
»Ubar?«
»Genau.«
Es gab eine längere Pause. »Also geht es um Karas Vater.«
»Ja. Aber dieses eine Mal ist Kara vielleicht auf was Ernsthaftes gestoßen.«
»Bist du bei der Expedition dabei?« Die Frage klang ziemlich hölzern.
»Nein. Ich kann hier von größerem Nutzen sein.«
»Blödsinn.« Die nächsten Sätze wurden laut und schnell hervorgestoßen. Also hielt sie den Apparat wieder ein Stückchen vom Ohr weg. »Du weißt mehr über Ubar und seine Geschichte als irgendjemand auf der Welt. Du musst einfach mitkommen. Wenn schon nicht wegen Kara, dann wegen dir selbst.«
Plötzlich hörte sie eine Stimme an ihrer Schulter. Kara hatte Omahas blechernen Worten gelauscht. »Er hat Recht«, sagte sie und stellte sich vor sie. »Wenn wir dieses Rätsel und alle anderen, auf die wir vielleicht noch stoßen, lösen wollen, dann brauchen wir dich vor Ort.«
Safia starrte zwischen dem Handy und ihrer Freundin hin und her. Sie fühlte sich in der Falle.
Kara streckte die Hand aus und nahm ihr den Apparat ab. »Omaha, sie kommt mit.«
Safia öffnete den Mund, um zu protestieren.
»Das ist viel zu wichtig«, sagte Kara und schnitt ihr das Wort ab, doch der Satz galt sowohl Omaha wie Safia. Ihre Augen glänzten glasig. »Ein Nein akzeptiere ich nicht … von keinem von euch beiden.«
»Ich bin dabei«, sagte Omaha, und seine Stimme war nur ein elektronisches Flüstern. »Allerdings könnte ich ein wenig Hilfe gebrauchen, um aus ’ner anderen Sache rauszukommen.«
Kara drückte sich das Telefon dicht ans Ohr und wandte sich ab, damit niemand mehr mithören konnte. Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatte, nickte sie und antwortete. »Bist du eigentlich jemals nicht in Schwierigkeiten, Indiana? Ich habe deine GPS-Koordinaten. Binnen einer Stunde ist ein Hubschrauber in der Luft, um dich da rauszuholen.« Sie klappte das Handy zu. »Ohne ihn kommst du wirklich besser zurecht.«
»Kara …«
»Du kommst mit. In einer Woche. Das bist du mir schuldig.«
Kara stürmte davon.
Nach einem Augenblick der Verlegenheit meldete sich Clay. »Ich hätte nichts dagegen, auch mitzugehen.«
Sie runzelte die Stirn. Der Doktorand hatte keine Ahnung von der richtigen Welt. Aber das war vielleicht sogar gut so. Sie spürte, dass sie etwas angefangen hatte, das wohl besser für immer begraben geblieben wäre.
5
Drahtseilakt
15. November, 02:12 GMT
London, England
Stunden, nachdem Kara davongerauscht war, saß Safia in ihrem dunklen Büro. Das einzige Licht fiel aus dem grünen Schirm einer kleinen Messinglampe auf ihrem Walnussschreibtisch auf ein Meer von Papieren und Zeitschriften. Wie konnte Kara von ihr erwarten, dass sie binnen einer Woche bereit war, nach Oman aufzubrechen? Vor allem nach der Explosion hier. Sie musste sich noch um so viele Dinge kümmern.
Sie konnte nicht mitkommen. Kara würde das akzeptieren müssen. Und wenn sie es nicht tat, war es Karas Problem. Sie musste tun, was für sie selbst richtig war. Das hatte sie oft genug von ihrem Therapeuten gehört. Vier Jahre hatte sie gebraucht, um wieder auch nur einen Anschein von Normalität in ihr Leben zu bringen, um sich tagsüber sicher zu fühlen und nachts ohne Albträume zu schlafen. Hier war ihr Zuhause, und sie hatte nicht vor, es für eine Phantomjagd im Hinterland von Oman aufs Spiel zu setzen.
Und dann noch diese verzwickte Sache mit Omaha Dunn.
Safia kaute auf dem Radiergummi-Ende ihres Bleistifts herum. Es war ihre einzige Mahlzeit in den letzten zwölf Stunden. Sie wusste, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher