Sigma Force 01 - Sandsturm
eigentlich gehen, sich in dem Restaurant an der Ecke noch ein spätes Abendessen bestellen und dann versuchen sollte, ein paar Stunden zu schlafen. Außerdem hatte sie Billie an diesem vergangenen Tag sträflich vernachlässigt, und er verlangte jetzt sicher nach Aufmerksamkeit und einem Happen Tunfisch zur Besänftigung seiner verletzten Gefühle.
Dennoch konnte Safia sich nicht bewegen.
Immer wieder ging sie ihre Unterhaltung mit Omaha durch. Ein alter Schmerz pochte in ihrer Magengrube. Wenn sie nicht ans Telefon gegangen wäre …
Sie hatte Omaha vor zehn Jahren in Suhar kennen gelernt; sie war damals zweiundzwanzig, kam frisch aus Oxford und recherchierte für ihre Dissertation über den Einfluss der Parther in Südarabien. Er war damals in derselben Küstenstadt gestrandet und wartete auf die Genehmigung der omanischen Regierung für die Weiterfahrt in einen entlegenen Teil eines umstrittenen Territoriums.
»Sprechen Sie Englisch?«, waren seine ersten Worte zu Safia. Sie arbeitete an einem kleinen Tisch auf der Speiseterrasse einer kleinen Pension mit Blick auf das Arabische Meer. Es war das Stammlokal vieler Studenten, die in der Region recherchierten, da es spottbillig war und den einzigen guten Kaffee in der Gegend servierte.
Verärgert über die Störung, hatte sie ziemlich barsch geantwortet. »Da ich britische Staatsbürgerin bin, sollte ich doch hoffen, dass ich besser Englisch spreche als Sie, Sir.«
Als sie den Kopf hob, sah sie vor sich einen jungen Mann mit sandblonden Haaren, kornblumenblauen Augen und dem Schatten eines Bartes, der eine abgenutzte Khakihose, ein traditionelles omanisches Kopftuch und auf dem Gesicht ein verlegenes Lächeln trug.
»Verzeihen Sie mir«, sagte er. »Aber ich habe bemerkt, dass Sie hier ein Exemplar von Arabian Archaeology and Epigraphy 5 haben. Ich habe mich gefragt, ob ich einen kurzen Blick in ein Kapitel werfen könnte.«
Sie nahm das Buch zur Hand. »Welches Kapitel?«
»›Oman und die Emirate auf der Karte des Ptolemäus‹. Ich fahre ins Grenzland.«
»Wirklich? Ich dachte, diese Region ist für Ausländer gesperrt.«
Wieder dieses Lächeln, doch diesmal hatte es einen schelmischen Anflug. »Sie haben mich also ertappt. Ich hätte sagen sollen, ich hoffe, ins Grenzland zu fahren. Ich warte noch immer auf Nachricht vom Konsulat.«
Sie lehnte sich zurück und musterte ihn von oben bis unten. Dann wechselte sie ins Arabische. »Und was haben Sie dort oben vor?«
Er zögerte keinen Augenblick und antwortete ihr ebenfalls auf Arabisch. »Ich möchte mithelfen, die Grenzstreitigkeiten beizulegen, indem ich die alten Stammesrouten der örtlichen Duru-Stämme aufzeige und damit einen historischen Präzedenzfall beweise.«
Sie sprach weiter Arabisch und testete nun sein Wissen über die Geographie der Gegend. »In Umm al-Samim müssen Sie aufpassen.«
»Ja, der Treibsand«, sagte er mit einem Nicken. »Ich habe von diesem gefährlichen Abschnitt gelesen.« Seine Augen blitzten vor Eifer.
Safia ließ sich erweichen und gab ihm ihr Exemplar der Zeitschrift. »Es ist das einzige Exemplar aus dem Institut für Arabische Studien. Ich muss Sie bitten, es hier zu lesen.«
»Aus dem IAS?« Er trat einen Schritt vor. »Das ist doch diese Nonprofit-Einrichtung der Kensingtons, nicht?«
»Ja, warum?«
»Ich versuche bei denen schon länger, jemanden zu erreichen, der was zu sagen hat. Damit die mir vielleicht ein paar Türen zur omanischen Regierung öffnen. Aber kein Mensch reagiert auf meine Anrufe oder Briefe. Ist eine ziemlich harte Nuss, dieses Institut, wie seine Sponsorin, Lady Kara Kensington. Ein kalter Fisch, wie er im Buche steht.«
»Hmm«, brummte sie unverbindlich.
Nachdem sie sich vorgestellt hatten, fragte er sie, ob er sich an ihren Tisch setzen dürfe, um den Artikel zu lesen. Sie schob ihm einen Stuhl zu.
»Ich habe gehört, der Kaffee ist hier ziemlich gut«, sagte er, als er sich setzte.
»Der Tee ist noch besser«, entgegnete sie. »Aber wie gesagt, ich bin Britin.«
Eine Weile lasen sie schweigend in ihren Zeitschriften und beäugten sich kurz gegenseitig, wenn sie an ihren Getränken nippten. Schließlich bemerkte Safia, dass die Terrassentür hinter ihrem Gast aufging. Sie winkte.
Er drehte sich um, als der Neuankömmling an ihren Tisch trat. Seine Augen wurden rund.
»Dr. Dunn«, sagte Safia. »Darf ich Ihnen Lady Kara Kensington vorstellen? Es wird Sie freuen, zu hören, dass auch sie Englisch spricht.«
Sie genoss es, zu
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