Sigma Force 01 - Sandsturm
Amerikaner«, fuhr er fort, während sie ins Erdgeschoss hinunterstiegen. »Immer in Eile. Mussten unbedingt noch heute Nacht kommen. Beharrten darauf, dass die Messwerte, die sie suchten, sich abschwächen würden. Es musste sofort sein.«
Sie zuckte die Achseln, als sie unten ankamen und das kurze Stück zum Personalausgang gingen. »Ich glaube, das ist weniger typisch Amerikaner als eher typisch Wissenschaftler. Wir sind ein sturer und entschlossener Haufen.«
Er nickte lächelnd. »Ist mir schon aufgefallen.« Er benutzte seinen Generalschlüssel, um die Tür zu öffnen, damit der Alarm nicht losging. Er stieß die Tür mit der Schulter auf, trat nach draußen, um sie für sie aufzuhalten, und betrachtete sie mit einem merkwürdig schüchternen Blick. »Ich habe mich gefragt, Safia. Falls Sie mal Zeit hätten … vielleicht …«
Der Schuss war nicht lauter als das Aufbrechen einer Walnuss. Die rechte Seite von Ryans Kopf explodierte, Blut und Hirnmasse klatschten gegen die Tür. Schädelfragmente prallten von dem Metall ab und spritzten in den Gang.
Drei bewaffnete Maskierte stürzten durch die offene Tür, bevor Ryans Leiche den Boden berührte. Sie stießen Safia an die gegenüberliegende Wand, drückten ihr die Kehle ab und hielten ihr den Mund zu. Eine Waffe wurde ihr auf die Stirn gedrückt. »Wo ist das Herz?«
Painter schaute auf die Nadel seines Scanners. Sie schnellte hoch in den orangefarbenen Bereich der Skala, als er mit dem Messfühler über eine zersplitterte Vitrine fuhr. Eine signifikante Messung.
Das Gerät war vom Nuklearlabor in White Sands entwickelt worden. Rad-X-Scanner waren in der Lage, schwache Strahlung zu erkennen. Ihr spezielles Gerät war so kalibriert worden, dass es die charakteristische Zerfallssignatur von Antimaterie-Annihilierung aufspüren konnte. Wenn ein Materie- und ein Antimaterieatom kollidieren und sich gegenseitig auslöschen, setzt die Reaktion reine Energie frei. Ihre Detektoren waren so eingestellt, dass sie genau die aufspüren sollten.
»Ich bekomme hier drüben einen besonders starken Wert«, rief seine Partnerin ihm zu. Ihre Stimme klang sachlich und geschäftsmäßig.
Painter ging zu ihr. Coral war neu bei Sigma, erst vor drei Jahren hatte man sie von der CIA abgeworben. Dennoch hatte sie in der kurzen Zeit seit ihrer Einstellung in Nuklearphysik promoviert und zudem bereits schwarze Gürtel in sechs verschiedenen Kampfsportarten errungen. Ihr IQ war enorm, und sie besaß ein fast enzyklopädisches Wissen in sehr vielen Bereichen.
Er hatte schon von Novak gehört, hatte sie sogar einmal bei einer Konferenz gesehen, aber sie hatten nur den kurzen Flug von Washington nach London gehabt, um sich näher kennen zu lernen. Nicht annähernd genug Zeit für zwei reservierte Menschen, um eine Beziehung aufzubauen, die über eine rein berufliche hinausging. Er konnte nicht anders, er musste sie immer wieder mit Cassandra vergleichen, und das verstärkte seine Zurückhaltung noch. Ähnlichkeiten zwischen den beiden Frauen schürten seinen Argwohn, und zugleich ließen die wenigen Unterschiede ihn an der Kompetenz seiner neuen Partnerin zweifeln. Das passte alles nicht zusammen. Er wusste das.
Nur die Zeit konnte dieses Problem lösen.
Als er neben sie trat, deutete sie mit ihrem Messfühler auf die geschmolzenen Überreste einer Bronzeurne. »Commander, Sie sollten hier eine Kontrollmessung vornehmen. Ich bekomme hier Ergebnisse, die weit im roten Bereich liegen.«
Painter bestätigte die Messung mit seinem eigenen Scanner. »Eindeutig heiß.«
Coral kniete sich hin. Mit dünnen Bleihandschuhen drehte sie behutsam die Urne und untersuchte sie. Etwas klapperte darin. Sie schaute zu ihm hoch.
Er nickte ihr zu, sie solle weitermachen. Sie griff durch die Öffnung der Urne, tastete kurz darin herum und zog dann einen etwa fingerhutgroßen Stein heraus. Sie drehte ihn auf der bleigeschützten Handfläche. Eine Seite war geschwärzt. Die andere war rot, metallisch. Kein Stein … Eisen.
»Ein Stück des Meteors«, sagte Coral. Sie hielt ihn Painter hin, damit der mit dem Messfühler darüber fahren konnte. »Und schauen Sie sich meine Sekundärwerte an. Neben Z-Bosonen und Gluonen vor dem Hintergrund-Gamma gibt diese Probe, wie bei Antimaterie-Annihilierung zu erwarten, sehr schwache Alpha- und Betastrahlung ab.«
Painter runzelte die Stirn. Physik war nicht gerade sein Spezialgebiet.
Coral steckte den Erzbrocken in ein Probengefäß aus Blei. »Dasselbe
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