Sigma Force 01 - Sandsturm
Blutlache auf dem Marmor. Tot.
Safia versuchte gerade, sich unter den Armen ihres toten Bewachers herauszuwinden, als Painter sich neben sie kniete und ihr aufhalf. »Sind Sie verletzt?«, fragte er.
Sie setzte sich auf, wobei sie sowohl von der Leiche wie von Painter ein Stückchen wegrutschte. »N-nein … ich glaube nicht.«
Ihr Blick flackerte über die blutige Szenerie, blieb aber nirgendwo hängen. Ihre Stimme bekam etwas Schrilles, Klagendes. »O Gott, Ryan. Er wurde erschossen … unten an der Tür.«
Painter schaute zum Treppenhaus. »Gibt es noch mehr Bewaffnete?«
Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte sie den Kopf. »Ich … ich weiß es nicht.«
Painter ging auf sie zu. »Dr. al-Maaz«, sagte er streng, um sie aus ihrer Verwirrung zu reißen. Sie stand kurz vor einem Schock. »Hören Sie mir zu. Gab es sonst noch jemanden?«
Sie atmete ein paar Mal tief durch, und ihr Gesicht leuchtete vor Angst. Dann schüttelte sie sich ein letztes Mal und sagte mit festerer Stimme. »Unten nicht. Aber Ryan …«
»Ich sehe gleich nach ihm.« Painter wandte sich an Coral. »Bleiben Sie bei Dr. al-Maaz. Ich sehe mich unten um und alarmiere den Sicherheitsdienst.«
Er bückte sich und hob die Pistole des Toten auf, eine Walther P38. Keine Waffe, die er sich ausgesucht hätte. Seine Glock war ihm lieber. Aber jetzt im Augenblick fühlte sich ihr Gewicht in seiner Hand perfekt an.
Coral kam näher und zog ein Stück Seil aus einem Schutthaufen, um ihren Gefangenen zu fesseln. »Was ist mit unserer Legende?«, flüsterte sie ihm zu und warf dabei einen schnellen Blick auf die Kuratorin.
»Wir sind einfach zwei sehr wendige Wissenschaftler«, antwortete er.
»Mit anderen Worten, wir bleiben bei der Wahrheit.« Als sie sich abwandte, sah er für einen Sekundenbruchteil so etwas wie Ironie in ihren Augen aufblitzen.
Painter ging zur Treppe. An eine Partnerin wie sie könnte er sich gewöhnen.
Safia schaute dem Mann nach, der jetzt über die Treppe nach unten verschwand. Er bewegte sich so geräuschlos, als würde er über Eis gleiten. Was war er?
Ein Stöhnen ließ sie sich wieder der Frau zuwenden. Sie drückte dem letzten Angreifer ein Knie ins Kreuz. Sie hatte ihm die Arme auf den Rücken gebogen, was dem benommenen Mann einen Protest entlockt hatte. Geschickt und flink fesselte sie ihn mit einem Stück Seil. Entweder hatte sie einen Werdegang, zu dem auch Kälberfesseln gehörte, oder diese Frau war mehr als nur Physikerin. Was über diese eine Beobachtung hinausging, interessierte sie im Augenblick nicht.
Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung. Noch immer schien, trotz der arbeitenden Ventilatoren, nicht genügend Sauerstoff in der Luft zu sein. Schweiß benetzte ihr Gesicht und ihren Körper.
Sie blieb an der Wand sitzen, die Knie angewinkelt, die Arme um die Brust geschlungen. Sie musste sich beherrschen, um nicht zu schaukeln. So verrückt wollte sie auch wieder nicht erscheinen. Der Gedanke beruhigte sie ein wenig. Außerdem hielt sie den Blick von den beiden Leichen abgewandt. Gleich würde Alarm ausgelöst werden. Die Sicherheitsleute würden kommen mit Schlagstöcken, Lampen und der tröstenden Anwesenheit anderer Menschen.
Noch aber war dieser Gang zu leer, zu dunkel, zu feucht. Sie merkte, dass ihr Blick am Treppenschacht hängen geblieben war. Ryan … Der Überfall spielte sich in ihrem Kopf noch einmal ab, wie ein blutiger Film, nur ohne Ton. Sie waren hinter dem eisernen Herzen her, ihrer persönlichen Entdeckung, auf die sie so stolz gewesen war. Ryan war wegen des Herzens gestorben. Wegen ihr.
Nicht schon wieder …
Ein Schluchzen schüttelte sie. Sie versuchte, es mit den Händen zurückzuhalten, und merkte, dass sie beinahe daran erstickte.
»Sind Sie okay?«, fragte die Frau, die nur einen Schritt entfernt war.
Safia krümmte sich zitternd zusammen.
»Hier sind Sie sicher. Dr. Crowe wird jeden Augenblick mit den Sicherheitsleuten zurückkommen.«
Sie blieb zusammengekrümmt sitzen, suchte in sich einen Ort der Sicherheit.
»Vielleicht sollte ich besser …« Mit einem erstickten Geräusch brach die Stimme der Physikerin ab.
Safia hob den Kopf. Die Frau stand stocksteif und gerade vor ihr, die Hände an den Seiten, den Kopf zurückgeworfen. Sie schien am ganzen Körper zu zittern. Ein Anfall. Sie machte weiter diese erstickten Geräusche.
Safia krabbelte verunsichert auf Händen und Knien davon, auf die Treppe zu. Was war da los?
Die Frau erschlaffte plötzlich und sackte
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