Sigma Force 02 - Feuermönche
Stahlkoffer packte er einen durchsichtigen Plastikzylinder aus, der mit dem wohlbekannten gräulichen Pulver gefüllt war. Das Amalgam. Offenbar hatten sie die Gebeine in die Pulverform überführt. Raoul schob den Zylinder durch die Öffnung ins Petrusgrab.
Das Einsetzen der Batterie …
Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, zögerte Gray nicht länger. Der Apparat war einsatzbereit. Das war die Gelegenheit, den Drachenorden zu übertölpeln, ihn vielleich t s ogar in die Flucht zu schlagen und dazu zu veranlassen, die Ausrüstung zurückzulassen.
» Achtung, gleich wird ’ s hell! «, flüsterte Gray. Er streckte die Hand zum Sender aus. » Macht möglichst viele unschädlich, solange sie benommen sind, aber geht kein unnötiges Risiko ein. Bleibt in Deckung. «
Die Bestätigungen trafen ein. Monk hatte sich in Türnähe versteckt. Der Sturmtrupp hatte sie noch immer nicht bemerkt.
Gray beobachtete, wie die drei Männer sich mit Zünddrähten vom Grab entfernten. Raoul schloss vorsichtshalber die Tür. Auf der Metallplattform angelangt, fasste er sich ans Ohr Offenbar gab er das Okay, mit der Aktion fortzufahren.
» Blackout in fünf Sekunden «, flüsterte Gray. » Ohrenstöpsel einsetzen, Nachtsichtbrillen verdunkeln. «
Lautlos zählte Gray von fünf herunter. Fünf, vier, drei … Blindlings legte er die eine Hand auf die Pistole und die andere auf den Laptop. Zwei, eins, Zündung.
Er drückte die Laptoptaste.
Die Ohrenstöpsel dämpften die Explosion, die akustische Druckwelle aber spürte er hinter dem Brustbein. Er wartete drei Sekunden ab, bis die Blendgranaten ausgebrannt waren. Dann schaltete er die Brille wieder hell und riss die Stöpsel aus den Ohren. Schüsse dröhnten durch die Nekropole. Gray wälzte sich zum Eingang der Krypta.
Auf der unmittelbar vor ihm befindlichen Metallplattform hielt sich niemand mehr auf.
Kein Mensch war zu sehen.
Raoul und die beiden Männer waren verschwunden.
Wohin?
Das Gewehrfeuer wurde lauter. In der Dunkelheit der Nekropole fand ein Feuergefecht statt. Gray erinnerte sich, dass Raoul kurz vor Zündung der Granaten eine Nachricht bekommen hatte. War es eine Warnung gewesen? Aber von wem?
Gray musterte die nähere Umgebung. Alles war in Grüntöne getaucht. Er stieg die Treppe zur Plattform hoch, denn er wollte versuchen, den Apparat und das Amalgam in Sicherheit zu bringen.
Oben angelangt, duckte er sich und schlich auf Zehenspitzen weiter. Mit einer Hand hielt er sich an der Plattform fest, mit der anderen schwenkte er unablässig die Pistole umher.
Auf einmal fiel Licht aus dem vor ihm befindlichen Fenster. Er sah Raoul auf der anderen Seite stehen, nur wenige Schritte vom Grab entfernt. Als die Granaten zündeten, hatte er sich offenbar durch die Öffnung geworfen. Er erwiderte Grays Blick und hob die Arme. In Händen hielt er das Steuergerät zur Zündung des Amalgams.
Zu spät gekommen.
Obwohl es sinnlos war, zielte Gray und feuerte.
Die Kugel prallte vom Panzerglas ab.
Raoul drehte lächelnd den Griff des Zündapparats.
10
Grabräuber
2 5. Juli, 21 :54
Vatikanstadt
D ie erste Erschütterung schleuderte Vigor empor. Vielleicht hatte aber auch der Boden unter seinen Füßen nachgegeben. Jedenfalls befand er sich auf einmal in der Luft.
In der Kirche wurde geschrien. Als Vigor wieder Bodenkontakt bekam, nutzte er die Gelegenheit und rammte dem Verräter, der aufgrund der Erschütterung nach hinten getaumelt war, den Ellbogen auf die Nase. Dann holte er aus und boxte Alberto mit voller Wucht gegen den Adamsapfel.
Alberto ging zu Boden und ließ die Pistole fallen. Vigor packte sie, dann erfolgte auch schon der nächste Erdstoß. Er fiel auf die Knie. Inzwischen würde überall geschrien. Gleichzeitig erklang ein tiefes, hohles Dröhnen, als tönte eine Glocke von der Größe der Peterskirche und sie alle wären darin gefangen.
Vigor musste an den Bericht des Kölner Überlebenden denken. Der Mann hatte ausgesagt, er habe einen Druck verspürt, als rückten die Mauern des Kölner Doms zusammen. Hier war es das Gleiche. Alle Geräusche – die Schreie, das Jammern, die Gebete – waren deutlich zu hören, klangen aber eigentümlich dumpf.
Als er sich hochrappelte, bebte der Boden erneut. Es war, als bildete der polierte Marmor Verwerfungen, beinahe so, als bestünde er aus Wasser. Vigor schob die Pistole hinter den Gürtel.
Er machte kehrt, um dem Papst und Kardinal Spera zu helfen. Als er den ersten Schritt zum Altar machte,
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