Sigma Force 02 - Feuermönche
erwiderte unverwandt seinen Blick.
» Ich … ich glaube dir «, sagte er langsam. » Monsignore Vigor ist ein sehr scharfsinniger Mensch, aber das Rätsel ist vielschichtig. «
Rachel hielt ihre Mimik im Zaum, ließ nur ein wenig Angst durchblicken. Alberto arbeitete allein. Offenbar hatte er sich hier eingerichtet, um die Rätsel zu lösen, die der Drachenorden ihm vorlegte. Er vertraute niemandem, sondern verließ sich ganz auf seinen eigenen Scharfsinn. Den Wert einer breiteren Perspektive und unterschiedlicher Gesichtswinkel wusste er nicht zu schätzen. Der Sachverstand des ganzen Teams war nötig gewesen, um die Lösung zusammenzupuzzeln; ein Einzelner wäre nicht so weit gekommen.
Aber der Archivleiter war auch kein Dummkopf. » Wir sollten jedenfalls auf Nummer sicher gehen «, sagte er. » Du has t u ns verschwiegen, dass ihr den goldenen Schlüssel gefunden habt. Vielleicht verschweigst du uns ja noch mehr. «
Ihre Angst wurde stärker. » Ich habe Ihnen alles gesagt «, fauchte sie mit aller Überzeugungskraft, derer sie fähig war. Würde man ihr glauben? Würde man sie foltern?
Sie schluckte mühsam, bemühte sich, ihre Angst zu verbergen. Sie würde niemals reden. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, welche Kräfte in Rom und Alexandria freigesetzt worden waren. Der Drachenorden durfte niemals darüber verfügen.
Sonst wäre alles verloren.
Alberto zuckte mit den Schultern. » Es gibt nur einen Weg herauszufinden, ob du noch mehr weißt. Es wird Zeit, dir die ganze Wahrheit zu entlocken. Bringen Sie sie nach nebenan. Wir sollten beginnen. «
Rachels Atem beschleunigte sich, trotzdem bekam sie nicht genug Luft. Raoul schob sie wieder zur Tür hinaus. Alberto folgte ihnen. Im Gehen streifte er die Jacke ab, machte sich fertig für die Arbeit.
Rachel dachte daran, wie Monks Hand auf dem Bootsdeck umhergezappelt war. Sie musste damit rechnen, dass man ihr noch Schlimmeres antun würde. Aber sie durfte nicht reden. Auf keinen Fall. Die Wahrheit wog schwerer als alles, was man ihr antun konnte.
Als Rachel auf den Gang hinaustrat, fiel ihr auf, dass der Raum mit dem seltsamen x-förmigen Tisch heller erleuchtet war als zuvor. Jemand hatte die OP-Leuchte eingeschaltet.
Raoul verdeckte ihr teilweise die Sicht. Sie konnte einen Ständer mit einem Infusionsbeutel sehen. Ein Tablett mit verschiedenen chirurgischen Instrumenten stand bereit. Auf dem Tisch lag jemand.
O Gott – war das etwa Monk?
» Notfalls können wir die Befragung über die ganze Nacht ausdehnen «, versprach Alberto, der den Raum als Erster betrat. Er ging zum Tisch und streifte sterile Latexhandschuhe über.
Dann zerrte Raoul Rachel in die Schreckenskammer.
Jetzt sah sie, wer da mit abgestreckten Gliedmaßen auf dem Tisch festgeschnallt war. Die Nase der Person blutete bereits.
» Da hat jemand leichtsinnigerweise herumgeschnüffelt «, sagte Raoul mit einem bösen, gierigen Lächeln.
Die Person auf dem Tisch wandte ihr das Gesicht zu. Ihre Blicke trafen sich. In diesem Moment wurde Rachels Willenskraft vollständig gebrochen.
Sie warf sich nach vorn. » Nein! «
Raoul packte Rachel beim Haar und zwang sie auf die Knie nieder. » Du wirst aus nächster Nähe dabei zusehen. «
Alberto nahm ein funkelndes Skalpell in die Hand. » Wir beginnen mit dem linken Ohr. «
» Nicht! «, schrie Rachel. » Ich sag ’ s Ihnen ja! Ich sag Ihnen alles! «
Alberto senkte die Klinge und drehte sich zu ihr um.
» Avignon «, schluchzte sie. » Es ist Avignon. «
Sie verspürte nicht das geringste Schuldgefühl. Von jetzt an musste sie allein auf Gray vertrauen. Auf ihm ruhte alle Hoffnung. Rachel blickte in die verängstigten Augen der festgeschnallten Person.
» Nonna … «, stöhnte Rachel.
0 2:22
Avignon, Frankreich
A vignon leuchtete, tönte, sang und tanzte.
Jedes Jahr im Juli fand hier das weltweit größte Kunstfestival statt, mit Darbietungen aus den Bereichen Musik, Theater und darstellender Kunst. In der Stadt wimmelte es von jungen Leuten, die in den Parks zelteten und die Hotels und Jugendherbergen in Beschlag nahmen. Rund um die Uhr wurde gefeiert. Nicht einmal die Regenwolken am Himmel vermochten die Stimmung der Festivalbesucher zu dämpfen.
Vigor wandte den Blick von einem Paar ab, das sich auf einer Parkbank unsittlich vergnügte. Die lange Mähne de r F rau verbarg weitgehend ihre Bemühungen, ihrem Partner Lust zu bereiten. Vigor eilte mit Kat an ihnen vorbei. Sie
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