Sigma Force 02 - Feuermönche
eingeschaltet worden war. Die Gilde hat ihre Dienste angeboten. Da Seichan schon einmal mit Ihnen aneinander geraten war, biss der Orden bereitwillig an. «
Seichan meldete sich zu Wort. » Ich sollte herausfinden, wie viel der Orden wusste und wie weit die Operation fortgeschritten war. Dann sollte ich seine Pläne nach eigener Maßgabe vereiteln. «
» Zum Beispiel dadurch, dass Sie tatenlos zugesehen haben, wie Priester gefoltert wurden «, sagte Rachel.
Seichan zuckte die Achseln. » Zu der kleinen Party bin ich zu spät gekommen. Und wenn Raoul erst mal in Fahrt ist, hält ihn niemand mehr auf. «
Gray nickte. Die Münze aus der Mailänder Kirche steckte noch in seiner Tasche. » Sie haben uns auch zur Flucht verholfen. «
» Das kam mir gelegen. Indem ich Ihnen half, kam ich meinem Auftrag nach, den Orden unter Druck zu setzen. «
Gray musterte Seichan aufmerksam. Auf wessen Seite stand sie eigentlich? Bei all ihren Finten und Täuschungsmanövern war nicht auszuschließen, dass sie etwas verbarg. Ihre Erklärung klang überzeugend, aber es konnte durchaus sein, dass sie letztlich nur der Gilde zuarbeitete.
Es war naiv vom Vatikan, der Gilde oder Seichan zu vertrauen.
Unabhängig davon aber stand Gray in ihrer Schuld.
Wie geplant hatte sie dafür gesorgt, dass Monk aus dem Krankenhaus fortgebracht wurde, bevor Raouls Killer zuschlagen konnten. Gray war davon ausgegangen, dass sie das mit Hilfe von Angehörigen der Gilde bewerkstelligen würde. Stattdessen hatte sie ihren Auftrageber Spera angerufen. Der Kardinal hatte schnell reagiert. Er hatte Monk zum Botschafter des Vatikans ernannt und ihn in Sicherheit gebracht.
Jetzt waren sie unterwegs nach Avignon.
Eine Sache aber war Gray noch unklar.
» Ihre Gruppe im Vatikan «, sagte er zu Spera, » welche Ziele verfolgt sie eigentlich? «
Spera faltete die Hände auf dem Tisch. Offenbar wollte er nicht mehr sagen. Auf einmal beugte Rachel sich vor, fasste seine Hände, zog sie auseinander und betrachtete sie aufmerksam.
» Sie tragen zwei Ringe mit dem päpstlichen Siegel «, sagte sie.
Der Kardinal zog die Hände zurück und legte sie übereinander. » Der eine Ring ist Zeichen der Kardinalswürde «, erklärte er. » Den anderen trage ich in meiner Eigenschaft als Staatssekretär. Zwei gleiche Ringe. So ist es Tradition. «
» Aber sie sind nicht gleich «, erwiderte Rachel. » Das ist mir erst aufgefallen, als Sie die Hände verschränkt haben und die beiden Ringe nebeneinander zu liegen kamen. Das sind Spiegelbilder. Spiegelbildliche Kopien. «
Gray runzelte die Stirn.
» Das sind Zwillinge «, sagte Rachel.
Gray bat darum, sich die Ringe ansehen zu dürfen. Rachel hatte Recht. Die päpstlichen Siegel verhielten sich spiegelbildlich zueinander. » Und Thomas bedeutet ›Z willing ‹ «, murmelte Gray und blickte zu Spera auf. Er dachte an Speras Bemerkung, wonach eine kleine Gruppe innerhalb des Vatikans die Gilde engagiert habe. Jetzt wusste Gray, welche Gruppe damit gemeint war.
» Sie gehören der Thomaskirche an «, sagte er. » Darum wollten Sie die Pläne des Drachenordens im Geheimen vereiteln. «
Nach kurzem Schweigen nickte Spera bedächtig. » Unsere Gruppe war einst ein anerkannter, wenn auch nur geduldeter Teil der apostolischen Kirche. Ungeachtet anders lautender Meinungen steht die Kirche Wissenschaft und Forschung nicht ablehnend gegenüber. Katholische Universitäten, Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen fördern neue Konzepte und Ideen zu Tage. Es stimmt, ein Teil von ihr hält am Althergebrachten fest und reagiert nur langsam auf neue Erkenntnisse, aber es gibt auch Gläubige, welche die Kirche fordern und den Wandel befördern. Das ist unsere Aufgabe. «
» Und wie verhielt es sich damit in der Vergangenheit? «, fragte Gray. » Was war mit der alchemistischen Geheimgesellschaft, der wir nachspüren? Mit den Rätseln, die wir lösen mussten? «
Kardinal Spera schüttelte den Kopf. » Die heutige Thomaskirche ist nicht mehr die gleiche wie früher. Jene Kirche ist zur Zeit des französischen Papsttums verschwunden und hat sich zusammen mit dem Tempelorden aufgelöst. Die schwindende Mitgliederzahl, innere Konflikte und die nötige Geheimhaltung isolierten sie noch weiter, bis nur noch Schatten und Gerüchte davon übrig waren. Vom wahren Schicksal der gnostischen Kirche und ihrem alten Stammbaum wissen wir nichts. «
» Dann tappen Sie also ebenso im Dunkeln wie wir «, meinte Monk.
» Leider ja. Abgesehen
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