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Sigma Force 02 - Feuermönche

Titel: Sigma Force 02 - Feuermönche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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gnostischen Tradition des Thomas zurückgeht. «
    » Mit der katholischen Kirche auf der einen und dem Drachenorden auf der anderen Seite? «
    » Nein, so kann man das nicht sagen. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht. Indem der Drachenorden in den gnostischen Mysterien nach Erkenntnis sucht, strebt er letztendlich nicht nach Gott, sondern nach Macht . Geleitet von der Überzeugung, seine Mitglieder seien dem Rest der Menschheit genetisch überlegen, will er eine neue Weltordnung errichten, zum Feudalismus zurückkehren und selbst das Ruder übernehmen. Nein, ich glaube nicht, dass der Drachenorden den gnostischen Aspekt dieses uralten Konflikts repräsentiert. Ich glaube, seine machtgierigen Aasfresser pervertieren ihn. Aber ihre Wurzeln gehen sicherlich auf diese Tradition zurück. «
    Gray musste ihm in dieser Hinsicht widerwillig Recht geben, war aber nach wie vor skeptisch.
    Vigor spürte das offenbar. Er reckte einen zweiten Finger. » Punkt zwei. Im Thomasevangelium wird erzählt, eines Tages habe Jesus Thomas beiseite genommen und ihm unter vier Augen drei Dinge gesagt. Als die anderen Apostel wissen wollten, was er erfahren habe, antwortete er: › Wenn ich euch auch nur eines der drei Dinge sagte, würdet ihr mich steinigen; und dann würde Feuer aus den Steinen schlagen und euch verbrennen ‹ . «
    Vigor musterte Gray, als wäre das eine Prüfung.
    Gray zeigte sich gewappnet. » Ein Feuer aus Stein, das verbrennt. Wie bei den Gläubigen im Kölner Dom. «
    Vigor nickte. » An dieses Zitat muss ich denken, seit ich von den Morden weiß. «
    » Die Verbindung ist ziemlich dünn «, wandte Gray skeptisch ein.
    » Das wäre vielleicht so, wenn ich nicht noch ein drittes historisches Argument vorbringen könnte. « Vigor reckte den dritten Finger.
    Gray kam sich vor wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde.
    » Den historischen Schriften zufolge «, erklärte Vigor, » hat Thomas das Evangelium im Osten bis nach Indien getragen. Er taufte tausende Menschen, errichtete Kirchen, verbreitete den Glauben und starb schließlich in Indien. In dieser Gegend aber war er vor allem für eine Tat berühmt, nämlich für einen Taufakt. «
    Gray wartete.
    Mit großem Nachdruck fuhr Vigor fort: » Thomas taufte die drei Magi. «
    Grays Augen weiteten sich. Ihm schwirrte der Kopf: der heilige Thomas und die Tradition des Gnostizismus, die ihm von Christus anvertrauten Geheimnisse, das tödliche Feuer aus dem Stein, und das alles wiederum mit den Heiligen Drei Königen verknüpft. Reichte die Verbindung vielleicht noch weiter? Er dachte an die Fotos der Todesopfer aus Deutschland. An die grauenhaft entstellten Leichen. Und an den gerichtsmedizinischen Bericht, wonach sich die äußeren Gehirnregionen der Opfer verflüssigt hatten. Außerdem dachte er an den Gestank nach verbranntem Fleisch.
    Es gab eine Verbindung zwischen den Gebeinen und den Toten.
    Aber welche?
    Falls eine historische Fährte irgendwelche Hinweise lieferte, lag sie außerhalb seines Erfahrungsbereichs und seines Wissens. Im Bewusstsein dieser Tatsache musterte er den Monsignore.
    Vigor fuhr voller Selbstvertrauen fort: » Wie ich anfang s s chon sagte, glaube ich, dass mehr hinter den Morden im Dom steckt als eine neue Technologie. Ich glaube, was dort geschah, steht in enger Verbindung zur Frühgeschichte der katholischen Kirche oder reicht sogar noch weiter zurück. Und ich bin mir sicher, dass ich zu der Untersuchung auch weiterhin einen wichtigen Beitrag werde leisten können. «
    So gut wie überzeugt neigte Gray nachdenklich den Kopf.
    » Aber das gilt nicht für meine Nichte «, schloss Vigor, womit er den eigentlichen Grund enthüllte, weshalb er Gray beiseite genommen hatte. Er streckte die Hand aus. » Gleich nach unserer Rückkehr nach Rom werde ich sie wieder in die Obhut der Carabinieri übergeben. Ich will ihr Leben nicht noch einmal aufs Spiel setzen. «
    Gray ergriff die Hand des Monsignores und schüttelte sie.
    Endlich waren sie sich mal einig.
     
    1 0:45
     
    R achel vernahm hinter sich Schritte. In der Erwartung, Mario brächte das Essen, drehte sie sich um. Als sie die mit marineblauer Freizeithose und blauer Sommerbluse mit Narzissenmuster bekleidete und auf einen Gehstock gestützte ältere Frau erblickte, wäre sie vor Überraschung fast vom Stuhl gefallen. Das weiße Haar der Dame war lockig, ihre Augen funkelten belustigt.
    Hinter ihr stand Mario und lächelte breit. » Da staunen Sie aber, nicht wahr?

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