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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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zeigte auf die Kritzeleien.
     
Wissen Sie zufällig, was das bedeutet, fragte er. Haben Sie schon mal von der Thule-Gesellschaft gehört, entgegnete der alte Mann. Gray schüttelte den Kopf. Das war eine rechtsradikale deutsche Gruppierung. Mein Großvater war Mitglied, mit zweiundzwanzig wurde er aufgenommen. Die Familie seiner Mutter verkehrte mit den Gruppenmitgliedern. Sie waren durchdrungen von der Ideologie des Übermenschen. Ich verstehe. Die Gesellschaft war nach dem mythischen Land   Thule benannt, einem Überbleibsel des untergegangen Atlantis und Heimat eines Volkes von Übermenschen. Monk schnaubte abfällig.
     
Wie ich schon sagte, fuhr Johann mit pfeifendem Atem fort, mein Großvater hatte recht eigenartige Überzeugungen, doch damit stand er damals nicht allein. Das galt besonders für diese Gegend hier. In den umliegenden Wäldern besiegten die germanischen Teutonen die römischen Legionen und errichteten eine Grenze zum römischen Reich. Die Thule-Gesellschaft hielt die teutonischen Krieger für Nachfahren der untergegangenen Rasse von Übermenschen.
     
Allmählich ging Gray der Reiz des Mythos auf. Wenn die Germanen der Vorzeit Übermenschen gewesen waren, dann trugen auch ihre Nachfahren – die Deutschen – ihr genetisches Erbe in sich. Das war der Ursprung der arischen Ideologie. Ihre Anschauungen gründeten auf Mystizismus mit okkulten Dreingaben. Ich habe das nie so richtig verstanden. Mein Großvater aber war offenbar ungewöhnlich wissbegierig. Ständig war er auf der Suche nach Merkwürdigkeiten und historischen Mysterien. In seiner Freizeit ging es ihm vor allem darum, seinen Verstand zu schärfen. Er trainierte sein Gedächtnis und beschäftigte sich mit Puzzlespielen. Damit war er immerzu zugange. Irgendwann stieß er auf die okkulten Geschichten und suchte nach der dahinterstehenden Wahrheit. Das wurde zu einer Obsession.
     
Der alte Mann sah wieder auf die Bibel nieder und blätterte darin. Als er am Ende angelangt war, suchte er nach dem hinteren Deckblatt. Das ist merkwürdig. Gray sah ihm über die Schulter. Was meinen Sie? Der alte Mann fuhr mit dem Finger über die Innenseite des Einbands. Er schlug das Buch vorn auf, dann wieder hinten. Es gab nicht nur vorn einen Stammbaum, sondern auch hinten. Damals war ich noch jung, aber daran erinnere ich mich ganz genau. Johann hielt das Buch hoch und zeigte den hinteren Einband vor. Der Familienstammbaum fehlt. Lassen Sie mich mal sehen. Gray nahm die Bibel entgegen und untersuchte eingehend die Innenseite des Einbands. Fiona und Monk sahen dabei zu.
     
Er fuhr mit dem Finger über den Einband, besah ihn sich aus nächster Nähe. Schaut mal, sagte er. Anscheinend hat jemand das hintere Deckblatt abgetrennt und es mit dem Einband verklebt. Gray blickte Fiona an. Könnte das Grette getan haben?
     
Ganz bestimmt nicht. Eher hätte sie die Mona Lisa in Fetzen gerissen. Wenn nicht Grette, dann … Gray blickte Johann an. Das war keiner aus meiner Familie, da bin ich mir sicher. Die Bibliothek wurde wenige Jahre nach dem Krieg verkauft. Sie sie hierher zurückgekehrt ist, hat die Bibel bestimmt niemand mehr angerührt. Somit blieb nur noch Hugo Hirszfeld übrig. Ein Messer, sagte Gray und trat zum Gartentisch. Monk holte ein Schweizer Taschenmesser aus seinem Rucksack. Er klappte es auf und reichte es Gray. Mit der Messerspitze trennte er die Ränder des Deckblattes auf und hob eine Ecke an. Das dicke Blatt ließ sich mühelos abziehen, denn es war nur am Rand verklebt.
     
Johann kam an den Tisch gerollt. Er musste sich abstützen, um über den Rand sehen zu können. Gray machte keine Anstalten, seine Entdeckung zu verbergen. Vielleicht würde er ja seinen Rat noch brauchen.
     
Er nahm das Deckblatt ab. Darunter kam die Pappe des Einbands zum Vorschein. Darauf war die zweite Hälfte des Stammbaums der Familie Darwin gezeichnet. Johann hatte recht gehabt. Doch das war noch nicht alles. Das ist ja schrecklich, sagte Johann. Wie konnte mein Großvater die Bibel nur so verunstalten? Der Stammbaum wurde überlagert von einem mit schwarzer Tinte gezeichneten, tief in der Pappe eingeritzten Symbol.
     
Mit der gleichen Tinte war darunter auf Deutsch eine Zeile geschrieben. Gott verzeih mir.
     
Gray übersetzte für die anderen. Monk zeigte auf das Symbol. Was soll das? Eine Rune, antwortete Johann und ließ sich wieder in den Rollstuhl zurückfallen. Eine weitere Verrücktheit meines Großvaters. Gray wandte sich zu ihm. Die

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