Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
dem anderen Fuß nach ihm und traf ihn am Ellbogen. Knurrend bohrte er den Daumen in einen empfindlichen Nerv hinter der Achillessehne. Der Mann schrie auf. Er wusste, wie schmerzhaft das war. Als hätte man sich den Knöchel gebrochen. Er zog das Bein des Mannes hoch. Als er sich aufrichtete, begann sich auf einmal alles um ihn zu drehen. Seine Kraft verflüchtigte sich wie die Luft aus einem angestochenen Ballon. Im Oberschenkel spürte er ein Brennen. An der Stelle, wo der Mann ihn gestochen hatte. Er blickte nach unten. In seinem Oberschenkel steckte eine Spritze, die Kanüle war bis zum Anschlag darin versenkt. Man hatte ihn unter Drogen gesetzt.
Der Angreifer entwand sich seiner kraftlosen Umklammerung, wälzte sich herum und stolperte davon. Er durfte den Mann nicht entkommen lassen. Er hob die Pistole- mittlerweile war sie so schwer wie ein Amboss – und drückte ab. Vom Boden prallte ein Querschläger ab. Während er immer kraftloser wurde, feuerte er ein zweites Mal, doch der Mann war bereits außer Schussweite. Er hörte das Fußgetrappel des Flüchtenden. Mit schweren Gliedern sank er auf die Knie nieder. Das Herz pochte ihm in der Brust. Ein Herz von der doppelten Größe des Durchschnittsherzens. Für einen Sonnenkönig ganz normal. Er atmete mehrmals tief durch, während sein Metabolismus sich auf die Droge einstellte.
Die Sonnenkönige waren anders als andere Menschen. Langsam richtete er sich auf. Er musste eine Aufgabe zu Ende bringen. Das war sein Lebenswerk. Das Dienen.
Painter rammte die Falltür zu. Helfen Sie mit, sagte er und humpelte zur Seite. Der Schmerz strahlte in sein Bein hoch. Er zeigte auf einen Kistenstapel. Damit beschweren wir die Falltür. Er zog die oberste Kiste herunter. Zu schwer zum Tragen, krachte sie mit einem klirrenden Geräusch auf den Boden. Er zerrte sie zur Tür. Er wusste nicht, was darin war, doch er war schwer, verdammt schwer.
Er schob die Kiste über die Falltür. Lisa mühte sich mit einer zweiten Kiste ab. Er half ihr, dann packte er seine dritte Kiste. Gemeinsam schoben sie sie zur Tür. Noch eine, sagte Painter. Lisa musterte die Kisten. Da kommt niemand durch. Noch eine, beharrte Painter und schnitt eine Grimasse. Vertrauen Sie mir.
Sie schoben die letzte Kiste zur Falltür und wuchteten sie gemeinsam auf den Stapel. Das Medikament wird ihn für mehrere Stunden lahmlegen, meinte Lisa. Plötzlich ertönte ein Schuss. Eine Gewehrkugel durchschlug die Falltür und bohrte sich in einen Deckenbalken. Ich glaube, da liegen Sie falsch, bemerkte Painter und zog sie mit sich fort. Haben Sie Ihm die ganze Dosis Midazolam injiziert? Das ganze Beruhigungsmittel, meinte ich? Ja, klar. Aber wie …? Keine Ahnung. Und im Moment ist er mir auch egal. Painter führte sie zur offenen Scheunentür. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass draußen keine weiteren Schützen lauerten, rannten sie ins Freie. Zur linken lag der brennende, qualmende Tempel. Flammen loderten in den bedeckten Himmel empor. Granitfarbene Wolken verdeckten den Berggipfel. Taski hatte recht, murmelte Lisa und streifte die Parkakapuze über. Wer? Ein Sherpa. Er hat gemeint, heute würde es wieder Sturm geben.
Painter blickte den Flammen nach, die zu den Wolken emporschlugen. Dicke Schneeflocken schwebten herab und mischten sich mit dem schwarzen, glühenden Ascheregen. Feuer und Eis. Ein passendes Gedenken an die Mönche, die im Kloster gelebt hatten.
Als Painter an die sanftmütigen Männer dachte, die hier zu Hause gewesen waren, wallte dunkler Zorn in ihm auf. Was waren das für Menschen, die gnadenlos Mönche abschlachteten?
Wer dahintersteckte, musste er noch herausfinden, doch das Motiv kannte er bereits. Nämlich die Krankheit. Irgendetwas war schiefgegangen – und das wollte jemand vertuschen. Eine Explosion störte seine Gedankengänge. Aus der qualmenden Scheunentür loderten Flammen hervor. Eine der Kisten segelte auf den Hof heraus. Painter fasste Lisa beim Arm.
< Hat er sich in die Luft gesprengt? >, fragte Lisa entsetzt. Nein. Nur die Falltür. Kommen Sie. Das Feuer wird ihn nicht lange aufhalten.
Painter schritt über den eisverkrusteten Boden und wich den gefrorenen Ziegen-und Schafkadavern aus. Bald darauf hatte sie den Pferch hinter sich gelassen. Der Schneefall wurde heftiger-ein zweifelhaftes Vergnügen. Painter war lediglich mit einem dicken Wollponcho und pelzgefütterten Stiefel bekleidet. In einem Schneesturm half das wenig. Andererseits
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