Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
ließ sich mit abgesteckten Armen abtasten. Er bemerkte die zu beiden Seiten der Tür installierten Überwachungskameras. Die Sicherheitsvorkehrungen waren streng. Als die Überprüfung beendet war, drückte der andere Wachposten einen Knopf und zog die Tür auf.
Stimmengemurmel drang heraus. Gray machte italienische, niederländische, französische, arabische und englische Gesprächsfetzen aus. Offenbar hatte die Auktion Interessenten aus aller Welt angelockt.
Gray trat ein. Er zog ein paar Blicke auf sich, doch die meisten Anwesenden begutachteten weiterhin die Glasvitrinen, welche die Wände säumten. Hinter der Theke standen Angestellte in schwarzen Anzügen, wie in einem Juwelierladen. Sie trugen weiße Handschuhe und gaben den Kaufinteressenten Erläuterungen zu den ausgestellten Objekten.
In einer Ecke spielte leise ein Streichquartett. Ein paar Kellner offerierten den Gästen des Hauses hohe Kelchgläser mit Champagner.
Gray meldete sich an einem Schreibtisch an und bekam ein nummeriertes Bieterschild ausgehändigt. Er schritt in den Raum hinein. Einige Interessenten hatte bereits Platz genommen. Gray machte die beiden Nachzügler aus, welche die Auktion aufgehalten hatten, das junge Pärchen, die Stummfilmstars. Sie saßen in der ersten Reihe. Auf dem Schoß der Frau lag ein Bieterschild. Der Mann hatte sich zu der Frau hinübergebeugt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Geste wirkte eigentümlich intim, ein Eindruck, der verstärkt wurde durch den langen, seitlich geneigten Hals der Frau. Es sah aus, als erwarte sie einen Kuss.
Als Gray den Mittelgang entlang schritt, sah sie kurz herüber, doch ihr Blick schweifte teilnahmslos über ihn hinweg. Sie kannte ihn nicht. Als Gray an dem erhöhten Podium am Ende des Raums angelangt war, drehte er sich langsam im Kreis. Eine unmittelbare Bedrohung war nicht zu erkennen. Fiona war verschwunden. Wo steckte sie?
Er trat zu einer der Vitrinen und schlenderte an die Wand entlang. Dabei lauschte er aufmerksam auf die Unterhaltung, die ringsumher geführt wurden. Er kam an einem Angestellten vorbei, der für einen Herrn behutsam einen schweren Wälzer mit Ledereinband auf die Vitrine legte. Der Mann beugte sich vor, auf seiner Nasenspitze saß eine Brille. Gray las den Titel ab. Eine Abhandlung über Schmetterlinge mit handgezeichneten Illustrationen, etwa aus dem Jahr 1884.
Er ging weiter. Als er sich wieder den Eingang näherte, stellte sich ihm eine nachlässig gekleidete Frau in den Weg, die er bereits fotografiert hatte. Sie reichte ihm einen kleinen weißen Umschlag. Gray nahm ihn entgegen, dann erst fragte er sich, was wohl darin sein mochte. Die Frau zeigte kein weitergehendes Interesse und entfernte sich.
Der Umschlag duftete nach Parfüm. Eigenartig.
Mit dem Daumennagel brach er das Siegel und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier mit Wasserzeichen heraus. In säuberlicher Handschrift stand darauf:
SELBST DIE GILDE HÜTET SICH VOR DIESER FLAMME.
SEIEN SIE VORSICHTIG. GRUSS UND KUSS.
Die Unterschrift fehlte. Allerdings war am unteren Rand in scharlachroter Tinte ein kleiner zusammengerollter Drache gezeichnet. Gray fasste sich an den Hals und berührte den silbernen Drachenanhänger, das Geschenk einer Agentin, die einer konkurrierenden Organisation angehörte. Selchan.
Sie arbeitete für die Gilde, ein zwielichtiges Kartell von Terrorzellen, deren Wege sich in der Vergangenheit mit denen der Sigma Force schon mehrfach gekreuzt hatten. Gray sträubten sich die Nackenhaare. Er drehte sich um und blickte suchend umher. Die schlampig gekleidete Frau, die ihm die Nachricht überreicht hatte, war verschwunden. Er sah wieder auf die Nachricht. Eine Warnung. Besser spät als nie.
Jedenfalls konnte er jetzt sicher sein, dass die Gilde hier mitmischte. Das hieß, falls er Seichan trauen konnte …. Gray war geneigt, ihr zu glauben. Die sprichwörtliche Ganovenehre. Plötzlich bemerkte er, dass am Ende des Raumes Unruhe entstand.
Durch die Hintertür kam ein groß gewachsener Herr in den Auktionsraum gestürmt. Der mit einem eleganten Smoking bekleidete Neuankömmling war Herr Ergenschein persönlich, der offenbar auch die Rolle des Auktionators innehatte. Mit der flachen Hand strich er sich das geölte, offensichtlich gefärbte Haar glatt. Ein starres Lächeln lag auf seinem ausgezehrten Gesicht, so leblos wie eine Abbildung in einem Buch.
Der Grund für sein Unbehagen folgte ihm
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