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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Versteckt in Indien.«
    Masterson stand neben ihr. Er hielt seinen aufgeweichten Hut in der Hand und fuhr sich mit den Fingern durchs triefnasse weiße Haar. »Einfach unglaublich. Archibald, du alter Narr, du hättest mir doch etwas sagen können …«
    Gray staunte ebenfalls; seine Erschöpfung hatte sich im Handumdrehen verflüchtigt.
    Elizabeth zeigte nach oben. »Das ist ein Antentempel, eine der einfachsten griechischen Bauformen. Das da drüben ist ein amphiprostyler Tempel. Und schauen Sie sich mal diese abgerundete Säulenfassade an. Das muss ein Tholos sein, ein kreisförmiger Tempel, der in die Felswand hineingebaut wurde.«
    Grays Blick fiel auf ein Bauwerk an der anderen Talseite. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Der Tempel befand sich auf halber Höhe der Felswand. Auf dem Talboden lagen große Steine, denn ein Teil des Talrands war abgebrochen und in die Tiefe gestürzt. Regenwasser strömte durch die Einkerbung und über die Fassade des Tempels, was ihm ein unwirkliches Aussehen gab.
    Ein Irrtum war gleichwohl ausgeschlossen.
    Sechs Säulen stützten ein dreieckiges Dach und umrahmten einen dunklen Eingang.
    »Genau wie auf der Münze«, bemerkte Rosauro, die ebenfalls aufmerksam geworden war.

    Abe wandte sich dem großen Tempel zu. »Das ist noch nicht alles.«
    Gray folgte ihm mit angespannter Neugier, und der Rest der triefnassen Gruppe schloss sich ihm an.
    Als sie den Geröllhaufen erreicht hatten, trat Abe an die Seite und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Er kletterte über die Steine in die Höhe. Offenbar gab es einen Weg, der nach oben führte.
    Im Gänsemarsch folgten sie dem Hindu.
    Elizabeth und Masterson setzten ihre Unterhaltung fort. »Was meinen Sie, weshalb die Tempelanlage errichtet wurde? Und noch dazu in dieser merkwürdigen Form?«
    »Die Erbauer wollten sich offensichtlich verstecken«, sagte Masterson. »Dieser Ort ist verdammt schwer zu finden, zumal die Tempel in die Felswände hineingebaut wurden. Ähnliche Felsbauten habe ich jedoch auch schon bei den Harappa-Siedlungen im Industal gesehen. Vielleicht haben die Erbauer ja auf einer älteren Harappa-Anlage aufgebaut und sie nach ihren Vorstellungen modifiziert.«
    »Das wäre möglich. Es kam häufig vor, dass eine Kultur auf den Überresten der anderen gebaut hat.«
    Gray betrachtete unterdessen den Tempel. Aus der Nähe konnte er erkennen, dass es sich bei den schwarzen Schatten der Marmorsäulen um Brandflecke handelte. Feinere Details traten hervor. Risse und Sprünge durchzogen die Fassaden; ein großer Teil des Giebels war abgebrochen.
    Gray vermutete, dass die Schäden nicht allein auf das Alter des Tempels zurückzuführen waren. Es sah so aus, als habe hier ein Kampf stattgefunden.
    Abe sprang von einem großen Stein und kletterte zwischen zwei Säulen hindurch. Gray folgte ihm auf den Marmorboden des Tempels, froh darüber, endlich aus dem Regen heraus zu sein. Die sechs Stützsäulen standen einen Meter
vor der Fassade, sodass unter dem Giebel eine Art Portal lag.
    Er machte den anderen Platz. Kowalski und Luca halfen Elizabeth und Masterson. Die mit einem Rucksack bepackte Rosauro bildete den Abschluss. Als alle versammelt waren, wandte Gray sich zum Eingang, doch Abe kniete nieder und murmelte ein Gebet. Gray wartete respektvoll, bis er fertig war.
    Abe richtete sich auf und nickte.
    Gray holte eine kleine Taschenlampe hervor und schaltete sie ein. Er betrat den Tempel als Erster und leuchtete ins dunkle Innere.
    Der große, quadratische Raum maß sieben mal sieben Meter und war ebenso hoch. Weitere Säulen säumten die Wände, mehrere davon waren eingestürzt. In der Mitte des Raums befand sich eine verrußte Feuergrube. An den Seiten gab es Durchgänge zu Nebenkammern, die den Kapellen einer Kirche entsprachen.
    In einem der kleineren Räume fiel Gray am Boden etwas auf. Während die anderen den Tempel betraten, ging er näher heran. Abe hielt sich zurück, die Arme nervös vor der Brust verschränkt. Er wartete am Eingang.
    Als Gray den Haufen beleuchtete, verstand er auf einmal die Zurückhaltung des Hindus. Der Raum war mit Knochen gefüllt, die wie Holzscheite gestapelt waren. Ganz oben lagen Hunderte Schädel. Menschenschädel. Der gelblichen Farbe der Gebeine nach zu schließen, lagen sie schon lange hier.
    Gray dachte an die Brandspuren an der Fassade.
    »Bei uns erzählt man sich Geschichten von einer großen Schlacht, die vom Vater an den Sohn und von der Mutter an die Tochter weitergegeben

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