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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Haut durchnässt. Er hatte das Gefühl, seine Kleidung sei um zwanzig Pfund schwerer geworden.
    »Dorthin müssen wir«, sagte Abe und zeigte auf eine zerklüftete Felswand am Fuße eines bewaldeten Plateaus. Wurzeln ragten aus dem Sandstein hervor wie die knorrigen Gesichter alter Männer, freigelegt von Regen und Wind. Blitze zuckten über den Himmel, Donner dröhnte.
    Das Unwetter wurde heftiger.
    Gray, der todmüde war, kamen neue Zweifel. Seit sie von Delhi losgefahren waren, hatte er keinen Kontakt mehr zu Sigma bekommen. Das Satellitentelefon hatten sie bei dem Überfall im Hotel zurückgelassen. Das Prepaid-Handy, das er in Delhi gekauft hatte, bekam in diesem abgelegenen Gebiet kein Signal herein.
    Sie waren auf sich allein gestellt. Normalerweise wusste Gray es durchaus zu schätzen, wenn er unbeaufsichtigt arbeiten konnte, doch er musste auf die Zivilisten Rücksicht nehmen.

    Gray folgte Abe zum Weg. In der Schlucht waren der Regen und der Wind weniger heftig. Allerdings strömte Wasser die Felswände hinunter. Das Tosen des Wasserlaufs wurde lauter.
    Im Gänsemarsch gingen sie weiter.
    Die Schlucht verlief im Zickzack wie ein Blitz, wurde zwischen den hohen Hügeln abwechselnd schmaler und wieder breiter.
    »In Zeiten der Verfolgung hat sich unser Volk hierher zurückgezogen«, erzählte Abe. »Mein Urgroßvater hat mir von Säuberungen erzählt, bei denen ganze Dörfer zerstört wurden. Die Überlebenden haben sich hier versteckt.«
    Kein Wunder, dass die Achutas diesen Ort geheim halten , dachte Gray.
    »Die Felswände aber bieten auch keinen Schutz«, setzte Abe dunkel hinzu. »Jedenfalls nicht auf Dauer.«
    Gray schaute ihn an, doch Abe ging zu der Stelle weiter, wo die Schlucht sich teilte. Er fuhr mit der Hand über die Felswand, als wollte er sich vergewissern - dann wandte er sich nach links.
    Gray berührte die Stelle, die Abe angefasst hatte. In den Fels waren Schriftzeichen eingemeißelt, aufgrund des Regens nur als schwache Schatten erkennbar.

    Elizabeth betrachtete die Zeichen. »Harappa«, sagte sie überrascht und schaute umher. »Offenbar befinden wir uns am Außenrand des Industals. Hier war früher einmal eine bedeutende Kultur beheimatet.«

    Masterson nickte zustimmend. »Die Angehörigen der Harappakultur besiedelten vor fünftausend Jahren das Industal und hinterließen die Ruinen weitläufiger Städte und Tempelanlagen. Deren Überreste finden sich in der ganzen Region. Vielleicht hat unser junger Hindufreund die Ruinen eines Harappatempels fälschlicherweise für den auf der Münze abgebildeten Tempel gehalten.«
    Gray ging weiter. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    Bald weitete sich die Schlucht zu einem kleinen, schüsselförmigen Tal. An der gegenüberliegenden Talseite stürzte ein Wasserfall über eine Felswand und ergoss sich in einen kleinen See, der in den Fluss mündete, dem sie folgten.
    Abe blieb stehen und holte mit dem Arm weit aus. »Wir sind da.«
    Gray runzelte die Stirn. Die Schlucht war leer. Plötzlich blitzte es, und das Tal wurde blendend hell beleuchtet. Silbriger Lichtschein badete die Felswände und wurde vom See in der Mitte reflektiert.
    Die Felswände waren terrassenförmig behauen. Bauwerke zogen sich vom Talboden bis zur überhängenden Felskante. Die Gebäude waren im Laufe der Jahrhunderte teilweise zu Geröll zerfallen. Gray musste an die Felswohnungen der Anasazi-Indianer denken. Diese Bauwerke waren allerdings weder von Indianern noch von Indern errichtet worden.
    Gray trat vor und drehte sich um die eigene Achse. Die Fassaden der Bauwerke waren aus weißem Marmor, der einen starken Kontrast zum dunkleren Gestein bildete. Die aus weicherem Sandstein bestehenden Felswände waren aufgrund der Einwirkung von Wind und Regen verwittert. Es hatte den Anschein, als wüchsen die Gebäude unmittelbar aus den Wänden hervor. Der weiße Marmor erinnerte Gray an versteinerte Fossilien, die aus einer Felswand ragten.

    Obwohl sie von den verwitterten Felswänden halb verdeckt wurden, waren die architektonischen Elemente der Marmorbauten noch immer deutlich zu erkennen. Niedrige dreieckige Dächer wurden von kannelierten Säulen gestützt. Reliefs und Skulpturen, aufgrund des hohen Alters verwittert, schmückten Giebel und Gesimse.
    Der Ursprung der Architektur stand außer Zweifel.
    »Das ist griechisch«, sagte Elizabeth voller Ehrfurcht. Sie schaute umher, Regenwasser strömte ihr übers Gesicht. »Eine griechische Tempelanlage.

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