Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
hatte.
Wer war dieser Mann? Und wo war er ausgebildet worden?
18:02 Washington, D.C.
TRENT MCBRIDE HIELT sich den Telefonhörer ans Ohr. Man hatte ihm gestattet, das Wandtelefon zu benutzen, und ihn zu Mapplethorpes Büro durchgestellt. Trent machte sich keine Illusionen; das Gespräch würde mit Sicherheit abgehört werden.
Das sollte ihn allerdings nicht davon abhalten, einen Lagebericht anzufordern.
Nach ein paar beiläufigen Bemerkungen sagte Trent: »Es sieht so aus, als würde das Mädchen durchkommen.«
Wäre sie gestorben, hätte es keinen Grund gegeben weiterzumachen.
»Ausgezeichnet«, erwiderte Mapplethorpe. Nach einer kurzen, mit unterschwelliger Bedeutung aufgeladenen Pause sagte er: »Wann können wir uns sicher sein?«
Trent sah auf die Uhr und überschlug die Zeit, die er brauchen würde. »Sechs Stunden, bis wir Gewissheit haben«, antwortete er.
Also um Mitternacht .
Es wäre eine Menge Koordinationsarbeit vonnöten, doch bis dahin würde alles bereit sein.
Mapplethorpe brummte zufrieden. »Endlich mal eine gute Nachricht.«
14
6. September, 23:04 Punjab, Indien
»WIR KOMMEN NICHT mehr weiter«, sagte Abhi Bhanjee.
Gray widersprach ihm nicht. Der Mercedes war bis zu den Achsen im Schlamm eingesunken. Die Nerven so straff gespannt wie Klaviersaiten, lenkte er den SUV auf festeren Untergrund.
In den vergangenen zwei Stunden hatte es aus den tief hängenden Wolken in Strömen gegossen. Die Mangoplantage lag fünfzig Kilometer hinter ihnen. Anschließend waren sie durch bewaldetes Gebiet gefahren, doch hier war das Gelände nahezu unpassierbar. Die wogenden Hügel hatten einem Gelände mit steilen Erhebungen und schroffen Felsen Platz gemacht. Vom Regen waren die Flüsse angeschwollen und tosten durch die Täler. Der Himmel weinte.
Wenigstens hatte die Regenflut die Helikopter verscheucht. Die Jäger hatten die Verfolgung abgebrochen, nachdem sie ihre Beute in dem weitläufigen Plantagengelände aus den Augen verloren hatten. Abe kannte sich in der Gegend hervorragend aus und hatte sie durch ein von steilen Hängen eingefasstes Tal aus der Plantage in diese unwirtliche Gegend geleitet.
Niemand kommt hierher , hatte er gemeint. Der Boden hier taugt nicht für die Landwirtschaft.
Das war noch untertrieben.
»Es ist nicht mehr weit«, versicherte Abe, als Gray anhielt. »Nicht mal einen Kilometer. Aber von hier aus müssen wir zu Fuß weiter.«
Gray versteckte den Wagen unter den ausladenden Ästen eines Banyanbaums. Er stellte den Motor ab, betrachtete die Felswände und dachte an den Tempel auf der griechischen Münze. Abe hatte gemeint, in dieser Gegend gäbe es ein ganz ähnliches Bauwerk. Hierher hatte Dr. Polk am Tag seines Verschwindens gewollt. Nur einige wenige Dorfbewohner kannten den Ort, der von ihnen verehrt und gefürchtet wurde. Für die Achutas war das heiliger Boden.
Weshalb war Dr. Polk hierhergekommen? Was hatte das Interesse des Professors geweckt?
Regen strömte über die Windschutzscheibe und ließ die Sicht verschwimmen.
»Vielleicht sollten wir warten, bis der Regen nachlässt«, meinte Masterson. »Der Tempel läuft uns schließlich nicht weg.«
Gray sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor Mitternacht. Bei Tagesanbruch wollte er nicht mehr hier sein. Wenn es hell wurde, würden die Helikopter die Suche fortsetzen. Der panzergroße Mercedes würde in offenem Gelände leicht auszumachen sein. Gray hatte bereits Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und das GPS-Gerät ausgeschaltet, denn er konnte nicht ausschließen, dass die Russen ihnen mit seiner Hilfe von Delhi aus gefolgt waren.
Zahlreiche unbeantwortete Fragen gingen ihm durch den Kopf, doch eines wusste er mit Sicherheit. Wenn sie Dr. Polks letzte Schritte nachvollziehen wollten, mussten sie jetzt damit anfangen.
Er wandte sich zu seinen Mitfahrern um. »Ich mache mich mit Abe auf den Weg. Sie sollten besser im Wagen bleiben.«
Elizabeth hob die Hand. »Ich komme mit. Wenn da draußen wirklich ein Tempel steht, werden Sie vielleicht auf meine Hilfe angewiesen sein.«
Kowalski nickte. »Ich begleite Sie.«
Elizabeth schaute ihn an. Ihre anfängliche Verärgerung machte sogleich einem schwerer bestimmbaren Gefühl Platz.
»Wir sollten zusammenbleiben«, meinte Rosauro und langte nach ihrem Rucksack.
Luca nickte.
Masterson rollte mit den Augen. »Sieht so aus, als würden wir alle nass werden.«
Da die Angelegenheit entschieden war, stiegen alle aus. Schon nach wenigen Schritten war Gray bis auf die
Weitere Kostenlose Bücher