Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Augen brannten. Die Anspannung und die Angst forderten ihren Tribut.
»Es tut mir leid«, keuchte Masterson.
Sie blickte ihn an. Sie wusste, dass er sich nicht nur dafür entschuldigte, dass er sie und die anderen in diese Angelegenheit hineingezogen hatte.
»Ich habe nicht geglaubt, dass Ihr Vater in Todesgefahr war«, erklärte er. »Ich dachte, es ginge den Russen nur um so was wie Industriespionage, um Datendiebstahl. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er zu Tode kommen würde.«
Obwohl sie Verständnis für das Verhalten des Professors hatte und sich inzwischen der Ausmaße der Bedrohung bewusst war, konnte sie ihm nicht verzeihen. Nicht den Tod ihres Vaters und nicht die Tatsache, dass er sie ohne ihr Wissen hineingezogen hatte. Sie war der Geheimnistuerei überdrüssig - und das galt nicht nur für die Geheimnisse ihres Vaters, sondern auch für die Mastersons.
Als sie sich der Kreuzung näherten, hielten zwei russische Soldaten sie auf. Der eine ließ eine Zigarette fallen und trat sie aus. Der andere legte das Gewehr an und schnauzte sie auf Russisch an.
» Kak tebja sawut? «
»Überlassen Sie das mir«, sagte Masterson und bedeutete Rosauro und Luca, die Waffen zu senken.
Der Professor rückte seinen weißen Hut zurecht und stützte sich schwer auf seinen Stock. Er humpelte vor und rief: » Dobroje utro! «
Masterson sprach fließend Russisch. Elizabeth hörte nur die Worte London Times heraus. Offenbar gab Masterson sie als Pressevertreter aus.
Der Soldat senkte die Waffe. »Sie sind Englischmänner.«
Masterson nickte mit einem breiten, verlegenen Grinsen.
»Sie sprechen Englisch. Ausgezeichnet. Wir haben uns verlaufen und finden nicht zum Hotel Polissia zurück. Wären Sie so freundlich, uns dorthin zu geleiten?«
Das Stirnrunzeln der Soldaten ließ darauf schließen, dass sie nicht alles verstanden hatten. Masterson nutzte ihre mangelhaften Sprachkenntnisse, um sie zu verwirren und davon abzuhalten, dass sie die Geschichte, die er ihnen aufgetischt hatte, in Zweifel zogen. Der Soldat mit dem Gewehr hatte immerhin verstanden, wohin sie wollten.
»Polissia Gostineetsa?«, fragte er.
» Da! Braver Junge. Könnten Sie uns hinbringen?«
Die beiden Soldaten besprachen sich. Dann zuckte der eine mit den Achseln, der andere nickte ihnen zu.
Hinter ihnen heulte ein Motorrad auf und störte die Stille der verlassenen Stadt. Ein Stück weiter die Straße entlang, in der Richtung des Gefängnisses, bog ein Motorrad mit Blaulicht und Beiwagen auf die Straße ein, bemannt mit zwei Soldaten mit Pelzmützen. Man hatte sie bemerkt. Die Verfolger riefen etwas.
Plötzlich versteiften sich die beiden Soldaten.
»Das gibt Ärger«, sagte Masterson und versetzte Elizabeth einen Stoß in den Rücken. »Laufen Sie!«
Rosauro wirbelte auf dem Absatz herum und trat dem nächststehenden Soldaten mit dem Fuß ins Gesicht. Ein Knochen knackte, und der Mann kippte nach hinten. Der andere Wachposten hob seine Waffe, doch Luca kam ihm zuvor und zog seine Pistole. Blut drang aus der Schulter des Soldaten. Er wurde herumgeschleudert, als wäre er von einem Maultier getreten worden. Dennoch ratterte seine Automatikwaffe los und schwenkte zu ihnen herum.
Masterson wälzte sich über den Boden und schirmte Elizabeth ab, während Luca und Rosauro sich flach auf die Straße fallen ließen. Lucas Pistole knallte erneut, und das Gewehrfeuer brach ab.
Masterson wälzte sich von Elizabeth herunter und sackte zusammen. Sie hatte gespürt, dass er getroffen worden war. Er legte sich auf den Rücken, während sich unter ihm eine Blutlache bildete.
»Hayden!«
Mit dem Stock in der Hand winkte er ab. »Laufen Sie!«
Das Motorrad kam immer näher.
Rosauro zog Elizabeth auf die Beine.
Luca schoss auf das Motorrad, doch der Fahrer drehte rechtzeitig ab und ging hinter Autowracks und Trümmern in Deckung. Das Gegenfeuer des Soldaten im Beiwagen beharkte den Asphalt.
»Es tut mir leid, Elizabeth«, wiederholte Masterson mit blutigem Schaum auf den Lippen.
»Hayden …« Sie schlug sich die Hand vor den Mund, denn sie fand keine Worte, um ihm zu danken und zu verzeihen.
Er aber las ihr die Absicht von den Augen ab und bestätigte dies mit dem Anflug eines zufriedenen Lächelns. »Laufen Sie …«, krächzte er und schloss die Augen.
Rosauro zerrte Elizabeth weiter bis zur nächsten Kreuzung. Luca feuerte im Laufen nach hinten - dann klappte der Schlitten auf. Die Munition war ihm ausgegangen. Kugeln pfiffen ihnen um die
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