Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
geblieben.
Die falsche Fährte hatte die Verfolger angezogen wie das Licht die Motten.
Und wie Motten waren sie am Ende verbrannt.
Painter empfand keine Gewissensbisse. Im Geiste sah er immer noch Sean McKnight zusammensacken. Außerdem waren noch zwei Sigma-Angehörige umgekommen. Painter sah auf die Uhr. Der große Zeiger wanderte an der Zwölf vorbei, der kleine stand auf der Eins. Der Auslösezeitpunkt des Sicherheitsprogramms war überschritten.
Er hielt den Atem an, doch nichts geschah.
Nachdem er das Sicherheitsprogramm ausgelöst hatte, war er zur Technikzentrale geeilt und hatte das elektronische Zündsystem von Hand funktionsunfähig gemacht. Er hatte gewollt, dass sämtliche Ebenen mit gasförmigem Brandbeschleuniger geflutet wurden, doch ansonsten hatte Mapplethorpe recht gehabt. Painter hätte niemals zugelassen, dass die von Mapplethorpes Einsatzkräften gefangenen Sigma-Angestellten getötet wurden, auch nicht um den Preis, das Mädchen zu retten. Stattdessen hatte er Mapplethorpe eine Falle gestellt und ihn und sein Team hineingelockt.
Jetzt, da die meisten Kämpfer und ihr Anführer ausgeschaltet waren, würden die anderen sich wahrscheinlich zurückziehen und in der Dunkelheit der Nacht verschwinden.
Lisa lehnte sich an ihn. »Wird sich das Feuer ausbreiten?«
Die Antwort kam von oben. Die Sprinkleranlage schaltete sich ein und ließ Wasser und Löschschaum herabregnen.
»Ist es vorbei?«, fragte sie.
Painter nickte. »Das ist es.«
Dabei wusste er genau, dass es andernorts noch längst nicht vorbei war.
10:53 Prypjat, Ukraine
GRAY SPRINTETE AUF das Stahltor an der Rückseite des gewaltigen Hangars zu. Er rannte den Weg zwischen den hohen Schienen entlang und kam an zwei toten Arbeitern mit Kopfschüssen vorbei.
Der Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren, dennoch hörte er den Jubel von der Tribüne herüberschallen, als liefe er bei einer Leichtathletik-Veranstaltung über die Vierhundertmeterbahn. Allerdings hing das Leben der Zuschauer davon ab, dass er rechtzeitig die Ziellinie überquerte.
Mit einer letzten Willensanstrengung zog er noch einmal das Tempo an und hechtete unter dem Tor hindurch. Das Tor war mehrere Meter dick und bestand aus Stahlplatten. Auf allen vieren kroch Gray weiter, während die Unterkante sich weiter herabsenkte und ihm immer näher kam. Die Panik verlieh ihm übermenschliche Kräfte. Er warf sich nach vorn, schlängelte sich weiter und machte sich immer flacher.
Endlich hatte er das Ende des Tors erreicht und wälzte sich in den höhlenartigen Innenraum. Einen Moment lang orientierte er sich: ein gewaltiger Raum, an den Wänden Gerüste, in der Mitte ein zehn Stockwerke hohes gedrungenes Gebilde aus Beton und geschwärztem Stahl. Das war der berüchtigte Sarkophag, der Grabstein über dem Reaktorblock. Inzwischen hatte sich der Hangar fast vollständig über die Gruft geschoben.
Hinter dem Sarkophag ragte eine Betonwand auf. Wenn der Hangar zur Ruhe kam, würde er mit der Wand abschließen und den Sarkophag vollständig versiegeln.
Einstweilen aber war der Sarkophag noch wie von einem flammenden Regenbogen von Sonnenschein umwabert. Das war die einzige Verbindung zur Außenwelt. Vor Grays Augen wurde der Lichtbogen ganz allmählich immer schmaler.
Von links, wo die Tribüne lag, war eine Lautsprecherstimme zu hören. Außerdem vernahm Gray das unablässige Dröhnen der hydraulischen Winden, die den Hangar über die letzten Meter zogen.
Dann ertönte von rechts ein Pistolenschuss.
Gray dachte an die Toten vor dem Tor.
Nicolas ließ eine unübersehbare Fährte hinter sich zurück.
Gray rannte los und bog in geduckter Haltung um gestapelte Stahlplatten, einen Haufen Betontrümmer und einen Gabelstapler. Es roch nach Öl, und Gray schmeckte Rost auf der Zunge. Als er die Ecke des Sarkophags erreicht hatte, zog er die Pistole.
Er spähte um die Ecke und sah eine Gestalt, die auf den schmalen Lichtbogen zuhumpelte. Der Mann hatte noch zwanzig Meter zurückzulegen, dann wäre er draußen. Gray hob die Waffe.
»Nicolas!«, rief er.
Der Mann fuhr herum.
»Keine Bewegung!«, brüllte Gray.
Nicolas schaute suchend umher, dann wandte er sich um und flüchtete. Gray durfte es nicht riskieren, ihn zu töten. Zuerst musste er herausfinden, was der Mann vorhatte. Deshalb zielte er sorgfältig und drückte ab. Nicolas’ unverletztes Bein knickte ein. Er landete bäuchlings auf dem Boden.
Gray rannte auf ihn zu, doch ein Mann wie Nicolas hatte es nicht deshalb
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