Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
suchte nach einem Hinweis auf den Ausgangsort ihrer langen Wanderung.
»Wir müssen uns beeilen«, mahnte Konstantin.
Monk nickte. Der Junge ging zwischen den beiden jüngeren Kindern. Marta folgte nach. Er führte sie zum Bergwerksstollen.
Doch es gab ein Problem. Der Stollen war mit gestapelten und mit Mörtel verfugten Holzbohlen verrammelt.
Der Umgebung nach zu schließen, war seit einer Ewigkeit niemand mehr hier gewesen. Allerdings bemerkte Monk vor der Barriere einen Haufen Zigarettenstummel und leere Wodkaflaschen. Der Sandboden war mit frischen Fußabdrücken übersät. Offenbar war der Stollen nicht ganz so verlassen, wie er auf den ersten Blick wirkte. Jemand war kürzlich hier gewesen.
Monk schaute sich um. Nirgendwo in der ganzen Anlage sah man geparkte Wagen oder frische Reifenspuren, also mussten die Besucher auf andere Weise von hier verschwunden sein. Konstantin hatte ihm bereits erklärt, wie das vonstattenging.
Eine unterirdische Bahn führte vom Bergwerkskomplex 337 unter dem See hindurch nach Tscheljabinsk-88. Die Grubenarbeiter mussten die Anlage an der anderen Seite verlassen.
Monk hoffte, dass man am Hintereingang nicht mit Besuchern rechnen würde.
Er trat vor die vernietete Stahlplatte, die in die Holzbarriere eingelassen war.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Monk. »Anklopfen?«
Konstantin trat neben ihn. Er hob den Riegel an und drückte gegen die Luke. Sie war unverschlossen und schwenkte auf.
Monk nahm das Gewehr von der Schulter und zielte in den Eingang hinein. »Wenn du so was machst, solltest du mich vorwarnen!«, flüsterte er.
»Hier kommt niemand her«, sagte Konstantin. »Es ist zu gefährlich. Deshalb braucht man auch nicht abzuschließen. Die Barriere dient nur dazu, Bären und Wölfe abzuhalten.«
»Und umherstreunende Tiger«, brummte Monk.
Konstantin ließ den Rucksack zu Boden gleiten, öffnete ihn und nahm die Taschenlampe heraus. Er reichte sie Monk, der das Gewehr wieder schulterte.
Geduckt betraten sie den Hauptstollen. Monk leuchtete mit der Taschenlampe. Dicke Holzbalken stützten die Decke des abschüssigen Stollens. Ein Schienenstrang führte in die Dunkelheit jenseits des Scheinwerferkegels. Nahe dem Eingang standen zwei Loren.
Ein Stück weiter entfernt machte Monk undeutlich abzweigende Gänge aus. Er vermutete, dass der Berg mit Schächten und Gängen durchlöchert war. Kein Wunder, dass die Bergwerksarbeiter das stygische Dunkel hin und wieder hinter sich lassen wollten, auch wenn das bedeutete, sich der Strahlung des vergifteten Sees auszusetzen.
»Wohin?«, fragte Monk, als sie sich in Bewegung setzten.
Der Junge zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es weiter unten ist.«
Monk seufzte. Das war jedenfalls auch eine Richtungsangabe.
Die Taschenlampe in der Hand, schritt er ins Dunkel hinab.
Sawina war umringt von lächelnden Gesichtern. Die älteren Kinder unterhielten sich aufgeregt, während die jüngeren umhertollten, um ihre innere Unruhe abzubauen. Ganz anders verhielten sich die jüngsten Kinder, die noch keine fünf Jahre alt und somit zu unreif waren, um bereits mit Implantaten ausgestattet zu werden. Diese wenigen Kinder wirkten still und in sich gekehrt und zeigten unterschiedlich stark ausgeprägte Symptome eines unbehandelten Autismus: Schweigen, leerer Blick, stereotype Bewegungsabläufe.
Vier Lehrer bemühten sich, ihre sechzig Schützlinge ein wenig zu ordnen.
»Jeder bleibt bei seiner Gruppe!«
Der Zug wartete hinter der offenen Schutztür an der Rückseite von Tscheljabinsk-88. Die Kinder sollten einen kleinen Ausflug unternehmen. Es kam häufiger vor, dass die Jüngs - ten in den Genuss einer Zugfahrt kamen, doch heute würde der Zug nur eine einfache Strecke zurücklegen. Er würde nicht wieder zurückkehren, sondern im Zentrum der Operation Saturn anhalten.
Hinter Sawina blickten die Arbeiterwohnungen der Sowjetzeit mit hohlen Fensterhöhlen auf die Kinder nieder. Die Lehrer wirkten trotz ihrer aufmunternden Bemerkungen nicht minder mitgenommen als die Gebäude.
»Habt ihr auch alle eure Medizin genommen?«, rief eine matronenhafte Frau.
Bei der Medizin handelte es sich um ein Beruhigungsmittel, kombiniert mit einem strahlungssensitiven Präparat. So aufgeregt die Kinder jetzt noch waren, würden sie im Verlauf der nächsten Stunde müde werden und einschlummern, damit sie sich nicht ängstigten, wenn die Sprengladung am anderen Ende des Tunnels detonierte und die Operation
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