Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Siloverschluss.
Außerdem hatte er Pjotr auf den Hebel hingewiesen.
Marta war auf keine Unterstützung angewiesen. Sie machte den Stahlhebel hinter einem Geräteteil aus. Damit konnte man den Schacht verschließen und den Wasserstrom ins Innere der Erde unterbinden. Pjotr nahm ihre leisen Angstlaute wahr. Er spürte die Resonanz im Brustkasten.
Du schaffst es, Marta …
Sie strengte sich an. Ihre Haut brannte, die Pelzhaare fühlten sich an wie Kiefernnadeln, an den Fingerknöcheln bildeten sich Blasen.
Pjotr hielt ihre Flamme umfasst und übermittelte ihr seine Entschlossenheit.
Sie hatte den Hebel erreicht. Er war ganz nach unten gedrückt. Sie brauchte ihn lediglich hochzuschieben. Sie schob die Schulter darunter, packte den Hebel mit beiden Händen und stemmte sich dagegen.
Der Stahlhebel bewegte sich nicht.
Während sich hinter ihr der Tod in die Tiefe ergoss, spürte Pjotr die Anspannung in ihrem Rücken, ihren Beinen, ihrem Herzen.
Die Flamme, die er mit den Händen umfasste, flackerte.
Marta …
Der Hebel rührte sich nicht von der Stelle.
Monk beobachtete, wie Marta mit dem Hebel kämpfte. Sie war zu schwach. Der Hebel gab nicht nach. Pjotr begann zu keuchen; er teilte die Angst und den Schmerz der alten Schimpansin.
»Wieso rührt sich das Ding nicht?«, fragte Gray.
»Mach schon, du verdammter Affe!«, schrie Kowalski.
Monk beugte sich weiter vor und legte die Hand auf den
Monitor. Er vergegenwärtigte sich, was er im Vorbeilaufen dort gesehen hatte. Plötzlich verspürte er ein Stechen im Kopf. Bilder aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort blitzten auf.
Ein rußbedeckter Mann … eine Sturzfahrt in einer Lore … grinsend gebleckte Zähne in einem staubigen Gesicht … braver Junge! … ganz der Daddy …
Dann war es auch schon wieder vorbei.
Monk versuchte, etwas davon festzuhalten, doch wie beim Erwachen aus einem Traum verflüchtigte sich die Erinnerung im Handumdrehen. Weshalb war ausgerechnet diese Erinnerung hochgekommen? Sie musste irgendetwas bedeuten.
Während die Erinnerung verblasste, sah er auf einmal den rußbedeckten Mann vor sich, der die Lore verlangsamte, indem er …
»Die Handbremse!«, keuchte er.
Abermals blitzte der Stollen vor seinem inneren Auge auf. Er stellte sich den Hebel vor. An dessen Ende befand sich ein Handgriff.
Monk wandte den Kopf zu Pjotr herum und flüsterte ihm ins Ohr. »Marta muss den Hebel ganz am Ende packen und gegen den Griff drücken. Erst dann lässt er sich bewegen.«
Pjotr starrte ins Leere, als wäre er taub, und vielleicht hatte der Junge ihn ja tatsächlich nicht gehört. Monk musste ihn zum Zuhören bewegen.
Rosauro, die seine Enttäuschung offenbar mitbekommen hatte, trat neben ihn. »Wie verständigen sie sich? Telepathisch?«
»Nein. Empathisch , glaube ich. Sie teilen ihre Emotionen. Das habe ich schon häufiger bei ihnen beobachtet. Allerdings noch nicht auf eine solch große Entfernung.«
»Dann müssen Sie ihn auf die gleiche Weise ansprechen.«
Monk musterte sie, als habe er eine Verrückte vor sich.
»Rosauros Spezialgebiet ist die Neurologie«, sagte Gray. »Tun Sie, was sie sagt.«
Die Frau sprach langsam und eindringlich. »Bei der Empathie geht es um Sinneswahrnehmungen und Taktilität. Auf dieser Ebene sollten Sie ihn ansprechen können. Bieten Sie ihm etwas an, das beruhigend auf ihn wirkt. Vielleicht kommen Sie dann an ihn heran.«
Monk dachte an Pjotr und Marta. Ständig hatten sie sich berührt, gestreichelt, sich aneinandergeschmiegt, doch eine Geste hatte besonders beruhigend auf Pjotr gewirkt.
Er verlagerte die Haltung und schlang die Arme um den Jungen, wie Marta es häufig getan hatte. Pjotrs Herz schlug so schnell wie das eines Kolibris. Er wiegte ihn ganz sanft, brummte ihm ins Ohr und flüsterte ihm zu, was getan werden musste.
Er konzentrierte sich mit aller Macht.
Drück die Handbremse …
Pjotr blieb bei Marta, während sie sich mit dem Hebel abmühte - dann auf einmal nahm er eine wohlvertraute Wärme wahr. Er wandte den Kopf und sah ein starkes Herz, das mit kräftiger Flamme brannte. Er blickte in das Feuer, und auf einmal hörte und spürte er, was getan werden musste.
Er konzentrierte sich wieder auf Marta und umarmte sie, übermittelte ihr sein Wissen.
Seine Freundin aber zitterte und glühte. Ihre Kräfte ließen rasch nach.
Bitte …
Sie gab verängstigt Laut, griff aber mit ihrer großen Hand nach dem Hebel und fand den Griff.
Der Hebel bewegte sich, doch er
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