Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
des Jungen hob und senkte sich kaum merklich.
Gedämpfte Rufe und Geschrei tönten aus dem Lautsprecher. Die anderen Kinder. Sie erwachten aus der Bewusstlosigkeit und stellten fest, dass der ganze Raum voller Leichen war.
Gray zeigte auf den Monitor. »Rosauro, Kowalski, holen Sie sie her!«
Monk saß auf dem Boden und hielt den mageren Jungen in den Armen. Pjotr atmete, das Blut kreiste durch die Adern, doch wie Monk so in seine leeren Augen blickte, wusste er, dass der Junge nicht mehr aufwachen würde.
Pjotr … warum?
Gray legte ihm die Hand auf die Schulter. »Vielleicht hat er einen Schock. Das wird schon werden …«
Monk war dankbar für die Aufmunterung, doch er kannte die Wahrheit. Er hatte gespürt, wie der Junge losgelassen hatte. Monks Blick wanderte zu dem Bildschirm, auf dem die Kinder sich regten. Er wusste, was geschehen war. Pjotr hatte sein Leben für seine Brüder und Schwestern geopfert.
Gray hockte sich neben ihn und hielt mit ihm zusammen die Totenwache.
Der Fremde war anscheinend ein guter Mensch, und in diesem stillen Moment ging etwas Tröstendes von ihm aus. Gray weckte bei ihm zwar keine Erinnerungen, doch er hatte das Gefühl, sich ihm gefahrlos öffnen zu können.
Deshalb schämte Monk sich nicht, als ihm die Tränen über die Wangen liefen und er Pjotr, nurmehr eine leere Hülle, ein letztes Mal in den Armen wiegte.
22
28. September, 16:21 Washington, D.C.
PAINTER LIEF DURCH das Durcheinander aus Zelten und Wagen. Das Zigeunerlager breitete sich auf den weitläufigen Rasenflächen der National Mall aus. Es gab traditionelle Zelte aus Haselnussgerten, die man in den Boden gesteckt und mit Segeltuch bedeckt hatte, und moderne, die frisch aus dem Sportgeschäft kamen. Auch die Wagen boten einen farbenfrohen Anblick, angefangen von ganz einfachen Gefährten bis zu geräumigen Wohnwagen mit rauchenden Schornsteinen, die auf großen, bunt lackierten Rädern ruhten.
Die Roma waren aus der ganzen Welt zu dieser Versammlung angereist. In provisorischen Pferchen standen Pferde, Kinder wimmelten umher, Musik wurde gespielt, überall wurde gelacht. Und mit jedem Tag kamen neue Gäste hinzu.
Der Präsident hatte für das Wochenende eine offizielle Feier angesetzt. Zum Dank dafür, dass die Zigeuner ihm das Leben und die ganze Welt vor dem Untergang gerettet hatten, erwies er ihnen nun seine Gastfreundschaft.
Painter ging zielstrebig durch das Gewusel aus bellenden Hunden und spielenden Kindern. Auch Touristen streiften durch die gewundenen Gassen und engen Basare, kauften Andenken,
ließen sich die Zukunft aus der Hand lesen oder bestaunten einfach nur das fröhliche Treiben.
Als Painter um eine Ecke bog, öffnete sich vor ihm ein offener Platz, der von einem der größten und am aufwendigsten geschmückten Wagen abgeschlossen wurde. Die Holztür stand offen. Er blickte in einen behaglichen Raum mit einem Doppelbett und in Gelb- und Rottönen bemalten Schränken. Es gab sogar einen kleinen Ofen mit einem kunstvoll verzierten Kaminsims.
Auf der Eingangstreppe saßen Luca und Gray und unterhielten sich angeregt. Der Commander trug den Arm noch immer in der Schlinge. Ein paar Schritte entfernt maß Shay Rosauro sich mit mehreren Zigeunern im Messerwerfen. Eine ihrer Klingen zischte durch die Luft, traf mitten ins Schwarze und drückte das Messer eines Gegners weg. Den lauten Kommentaren der Männer nach zu schließen, war sie im Begriff, die Zigeuner zu besiegen.
Painter wunderte sich, ein Stück weiter Elizabeth und Kowalski zusammen zu sehen. Offenbar war Elizabeth extra aus Indien zurückgekehrt, um der Feier beizuwohnen. Sie arbeitete dort mit Roma-Historikern und indischen Archäologen daran, die überflutete griechische Tempelanlage auszugraben.
Painter blickte nach rechts zur Fahne an der Fassade des Museums für Naturgeschichte. Darauf war ein griechischer Bergtempel mit einem großen E in der Mitte abgebildet, der eine Ausstellung über das Orakel von Delphi ankündigte. Da die archäologischen Funde in Indien einen großen Widerhall in der Presse gefunden hatten, waren die Tickets bereits Monate im Voraus ausverkauft. Ein großer Teil davon war an die Zigeuner gegangen, die darauf brannten, etwas über die Herkunft ihrer Stämme zu erfahren.
Luca hatte Painter entdeckt und erhob sich. Der Zigeuner war mit einer weiten Hose mit breitem Gürtel und schwarzen
Stiefeln bekleidet. Unter der offenen Weste trug er ein langärmliges, mit Stickereien verziertes Hemd. »Ah,
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