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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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war es noch trocken, doch eine Regenfront näherte sich der Küste.
    Ihre Ängste standen ihr offenbar ins Gesicht geschrieben.
    »Das Benlli’s ist ein gutes Boot«, erklärte der Fährmann. Owen Bryce, Lyles Vater, war mit dickem Pullover und gelbem Ölzeug bekleidet. Sein Junge sprang behände wie ein rothaariger Affe auf dem rollenden Deck umher. Sein Vater beobachtete ihn voller Stolz. »Machen Sie sich keine Sorgen, Miss. Wir werden Sie schon unbeschadet rüberbringen. Das Boot hat einen günstigen Rumpfquerschnitt und eine sehr geringe Krängung. «
    Rachel hatte keine Ahnung, was er meinte, schöpfte aber Vertrauen aus seinen Worten. Offenbar wusste er, wovon er sprach.
    Lyle streckte ihr den Arm entgegen. Sie ergriff seine Hand und sprang vom Steg ins Boot. Gray und Wallace waren bereits an Bord und steckten die Köpfe zusammen. Kowalski bildete mit Seichan den Abschluss.
    Rachel hielt von Seichan Abstand und setzte sich neben Gray. Allerdings spürte sie die Nähe der Frau – nicht weil sie Rachel angestarrt hätte, sondern weil sie geflissentlich durch sie hindurchsah. Das machte Rachel wütend. Sie hätte es zumindest verdient gehabt, von Seichan zur Kenntnis genommen zu werden.
    Um sich von Seichan und dem schaukelnden Boot abzulenken, konzentrierte sie sich auf Gray. Er musste schreien, um die beiden grollenden Außenborder zu übertönen.
    »Im Pfarrhaus«, sagte Gray, »haben Sie gemeint, es würde
Sie nicht wundern, dass Pater Giovanni immer wieder hierhergekommen ist.«
    Rachel hatte es ebenfalls gehört. Pfarrer Rye hatte über die Heiden-Königin gesprochen.
    Wallace nickte. »Aye. Als auf das britische Neolithikum spezialisierter Historiker bin ich recht gut vertraut mit den irischen Sagen über die monströsen Fomoren, die angeblich als Erste das Land besiedelt haben. Es heißt, sie wären Riesen gewesen, die Menschen bei lebendigem Leib gefressen hätten. Der Pfarrer hat sie jedoch als Nachfahren Hams bezeichnet, einer Figur aus der Bibel, und das muss Marcos Interesse geweckt und ihn dazu veranlasst haben, diese Gegend genauer unter die Lupe zu nehmen.«
    »Wieso das?«, fragte Gray.
    »Zunächst einmal sollte man erwähnen, dass die keltischen Sagen mündlich überliefert wurden. Und sie wurden nur deshalb erhalten, weil die irischen Mönche, welche die Exzesse des dunklen Zeitalters in der Abgeschiedenheit ihrer Klöster aussaßen, ihre Zeit mit der Niederschrift kunstvoll bebilderter Manuskripte verbrachten. Sie bewahrten den Kern der westlichen Zivilisation bis übers Mittelalter hinaus. Auch die irischen Legenden und Sagen wurden von ihnen zum ersten Mal niedergeschrieben. Wir sollten jedoch bedenken, dass die Mönche vor allem Christen waren, deshalb sind ihre Nacherzählungen christlich eingefärbt.«
    »Weshalb die Fomoren auch als Nachfahren Hams beschrieben werden«, sagte Gray.
    »Genau. In der Bibel ist in Wirklichkeit kein Volk erwähnt, das von den verfluchten Nachfahren Hams abstammt, doch die jüdischen und christlichen Gelehrten nahmen an, der Fluch beziehe sich auf Schwarzhäutige. Auf diese Weise wurde damals die Sklaverei gerechtfertigt.«
    Gray lehnte sich zurück; allmählich dämmerte es ihm. »Sie
wollen damit sagen, die Mönche hätten die Fomoren deshalb als Nachfahren Hams bezeichnet, weil die Kelten deren Königin als schwarzhäutig geschildert haben.«
    »So ist es«, meinte Wallace. »Eine dunkelhäutige Königin, welche die Kranken zu heilen vermochte.«
    »Und Marco sah in ihr möglicherweise eine frühe Inkarnation der Schwarzen Madonna.« Als das Boot das offene Meer erreichte, blickte Gray zur Insel hinüber. »Vielleicht gehen die Legenden über die Zauberin Morgan Le Fay und Avalon auf den gleichen Mythos zurück. Auf eine Frau mit magischen Heilkräften.«
    Rachels Augen weiteten sich. »Kein Wunder, dass Pater Giovanni geradezu besessen war von diesem Ort.«
    »Aus diesem Grund und auch wegen des Schlüssels.« Wallace verschränkte die Arme vor der Brust und ging mit den Schaukelbewegungen des Fährboots mit.
    »Sie meinen den Schlüssel zum ›Doomsday Book‹?«, fragte Rachel. »Aber Sie haben doch gesagt, das wäre Unsinn?«
    »Das ist meine Meinung, aber Marco war anderer Ansicht. Den Legenden zufolge öffnet der Schlüssel den Zugang zu einem gewaltigen Schatz, der die Welt retten kann. Marco glaubte, ich sei auf der richtigen Spur, wenn ich die als ›verwüstet‹ gekennzeichneten Orte erforschte. Und ich neige immer mehr dazu, ihm recht zu

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