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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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lebte hier bei Erscheinen der Kelten ein uraltes, ziemlich monströses Volk. Angeblich waren dies die Nachfahren Hams, des jüngsten Sohnes Noahs, der von seinem Vater verflucht worden war. Die Kelten und die Fomoren kämpften jahrhundertelang um die Vorherrschaft über Irland und dessen Inseln. Die Fomoren konnten sich nicht gut artikulieren, vermochten die Invasoren aber mit Plagen zu belegen.«
    »Mit Plagen?«, wiederholte Gray.
    »Aye. In einer irischen Ode heißt es, sie hätten ihre Feinde ›verwelken und verdorren‹ lassen.«
    Gray wechselte einen Blick mit Rachel und Wallace. Waren die Bewohner des Hochlanddorfs vielleicht der gleichen Plage erlegen?
    »Es kursierten auch noch andere Geschichten«, fuhr Pfarrer Rye fort, »die von großen Kriegen und dem wackligen Frieden zwischen den beiden Völkern handeln. Die irischen Geschichtenerzähler
gestehen den Fomoren zu, dass sie ihr Wissen um den Ackerbau an die Kelten weitergaben. Schließlich aber wurde auf der Insel Tory eine letzte große Schlacht ausgetragen, bei der der Fomorenkönig ums Leben kam.«
    »Und was hat das mit der Insel Bardsey zu tun?«, wollte Wallace wissen.
    Der Priester hob eine Braue. »Wie ich schon sagte, war Bardsey die Heimat eines alten Königsgeschlechts. Den Heimatsagen zufolge hat die Fomorenkönigin auf der Insel Bardsey gelebt. Sie war eine große Gottheit und besaß die Gabe, Kranke zu heilen, auch jene, die von einer Seuche befallen waren.«
    »Kein Wunder, dass Marco immer wieder hierherkam«, brummte Wallace.
    Gray hätte gern nachgefragt, doch Pfarrer Rye war nicht zu bremsen.
    »Anschließend machten sich die Kelten im ganzen Land breit. Doch selbst ihre Priester, die Druiden, spürten, wie heilig diese Gegend war. Sie machten die nahe gelegene Insel Anglesey zum Zentrum ihrer Gelehrsamkeit. Schüler aus ganz Europa kamen dorthin. Können Sie sich das vorstellen? Die Insel Bardsey aber galt den Druiden als besonders heilig. Nur die allerhöchsten Heidenpriester durften dort bestattet werden. Darunter auch der berühmteste Druide aller Zeiten.«
    Wallace kannte die Legende anscheinend. »Merlin«, sagte er.
     
    Seichan stand an der windabgewandten Seite des Land Rover. Sie spielte mit einem Klappmesser und behielt den Eingang des Pfarrhauses im Auge. Sie hatte keine Sorge, dass jemand flüchten oder das Telefon benutzen könnte. Zur Sicherheit hatte sie trotzdem die Telefondrähte durchtrennt.
    Sie hätte auch mit ins Haus gehen können, doch das Zusammenfügen von Puzzlesteinen war nicht gerade ihre Stärke. Sie blickte das Messer in ihrer Hand an. Sie wusste genau, wo
ihre Stärken lagen. Und sie wollte nicht, dass Gray abgelenkt wurde. Sie spürte die Wut, die in ihm brodelte und immer höhere Wogen schlug, je näher sie ihm kam. Deshalb hielt sie auf Abstand. Er sollte sich konzentrieren.
    Das war das Beste für sie alle.
    Kurz nach ihrer Ankunft hatte sie beobachtet, wie ein Audi ins nahe Dorf gefahren war. Sie wurden von Ferne beobachtet. Magnussen, ihre Auftraggeberin, hielt sie an der kurzen Leine und hatte sie die ganze Zeit überwacht. Wiederholt waren die Wagen ausgetauscht worden. Sie hatte mindestens drei verschiedene Verfolgerfahrzeuge gezählt. Wer nicht vorgewarnt war, hatte keine Chance gehabt, auf sie aufmerksam zu werden.
    Für Seichan galt das nicht.
    Sie ließ das Messer zuschnappen und steckte es in die Tasche. Da sie spürte, dass selbst in diesem Moment fremde Blicke auf sie gerichtet waren, musste sie handeln. Sie kehrte dem Wagen den Rücken und ging zum Eingang der alten Kirche. Die steinerne Fassade war kalt und abweisend, so hart wie die Menschen, die hier vom Meer lebten. Sie spürte die Last der Jahrhunderte. Auch die alte Tür war wuchtig und voller Kerben und Schrammen. Als sie versuchsweise die Klinke drückte, stellte sie fest, dass die Tür nur angelehnt war.
    Es überraschte sie immer wieder, Türen unverschlossen vorzufinden.
    Es kam ihr irgendwie unpassend und unnatürlich vor.
    Unwillkürlich zog sie die Tür auf. Der Wind nahm zu. Sie hatte keine Ahnung, wie lange das Gespräch mit dem Pfarrer dauern würde. Sie trat in die Kirche und lief durch den Mittelgang. Sie war auf eine dämmerige, düstere Atmosphäre gefasst gewesen, doch zu ihrer Verwunderung wirkte der Kirchenraum mit der hohen Holzbalkendecke eher luftig. Die Wände waren cremeweiß gestrichen und reflektierten das spärliche Tageslicht, das durch die Spitzbogenfenster einfiel. Rechts und links
waren Sitzbänke aus

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