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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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poliertem Holz aufgereiht, und der Mittelgang war mit einem hellblauen Teppich ausgelegt.
    Obwohl sich niemand in der Kirche aufhielt, schaffte sie es nicht, näher an den Altar heranzugehen. Von plötzlicher Müdigkeit erfasst, setzte Seichan sich auf eine Kirchenbank. Sie betrachtete das Kreuz. Sie war nicht religiös, doch der schmerzvolle Ausdruck des Gekreuzigten traf bei ihr auf Widerhall.
    Sie kannte diesen Schmerz.
    Ihr Atem ging immer schwerer. Ihr verschwamm die Sicht. Plötzlich kamen ihr die Tränen. Sie schlug die Hände vors Gesicht, als wollte sie sie zurückdrängen, verstecken, leugnen.
    Eine Weile verharrte sie zusammengesunken auf der Kirchenbank, unfähig, sich zu rühren. Ein Druck baute sich in ihrer Brust auf. Die Beklemmung wurde immer schlimmer, es war, als zwängte sich etwas Unförmiges durch eine kleine Öffnung. Sie wartete darauf, dass es vorbeiging, hoffte verzweifelt, dass es ein Ende nähme – was es schließlich auch tat. Anschließend fühlte sie sich leer und eigentümlich enttäuscht. Ein Schauder ging durch sie hindurch. Dann atmete sie stockend aus, wischte sich die Augen trocken und erhob sich.
    Sie wandte dem Kreuz den Rücken zu, ging zum Ausgang und trat ins Freie. Der kalte Wind traf sie und schlug die Tür hinter ihr zu. Das rief ihr eine wichtige Lektion in Erinnerung.
    Man sollte darauf achten, die Türen zu schließen.
     
    Gray versuchte, sich seine Belustigung nicht anmerken zu lassen. »Wollen Sie damit sagen, Merlin sei auf der Insel Bardsey bestattet?«
    Pfarrer Rye lächelte und trank einen Schluck Tee. »Hier erzählt man sich die Geschichte gern. Es heißt, er sei in einer gläsernen Gruft beigesetzt. Das gehört sicherlich ins Reich der Fabel, macht aber richtig was her, finden Sie nicht?« Er zwinkerte Rachel zu. »Allerdings glauben viele Leute, darunter auch
einige Historiker, dass die Avalon-Legende auf Bardsey ihren Ursprung hat.«
    Kowalski meldete sich mit vollem Mund zu Wort. »Was’n Avalon?«
    Gray trat ihm unter dem Tisch gegen das Bein. Er wollte nicht, dass der alte Priester aus dem Konzept gebracht wurde. Sie mussten mehr über Pater Giovanni in Erfahrung bringen.
    Doch es war bereits zu spät.
    »Den keltischen Legenden zufolge«, erklärte Pfarrer Rye, »war Avalon das Paradies auf Erden. Dort wurde auch König Artus’ Schwert Excalibur geschmiedet. Dort herrschte die Zauberin Morgan Le Fay. Auf der Insel wuchs eine seltene Apfelsorte, von der sie ihren Namen hat, abgeleitet vom walisischen Wort afal . Avalon war ein Hort der Heilkunde und der Langlebigkeit. Nach der Schlacht von Camlann wurde König Artus dort von Morgan Le Fay gefangen gehalten. Und wie ich schon sagte, wurde dort auch der Magier Merlin bestattet.«
    Wallace schaute immer verdrießlicher drein. »Blödsinn! «, brach es schließlich aus ihm hervor. »Jeder glaubt, Avalon oder Camelot liege in seinem eigenen Hinterhof.«
    Pfarrer Rye nahm an Wallace’ Ausbruch keinen Anstoß. »Wie ich schon sagte, das ist nur eine Legende. Aber die Insel Bardsey galt wie Avalon lange als Hort der Heilkunst. Ein Reisebericht aus dem Jahr 1128 belegt diese Einschätzung. Der Verfasser schrieb, die Einwohner von Bardsey erfreuten sich außergewöhnlich guter Gesundheit, und ›die meisten sterben an Altersschwäche‹. Außerdem dürfen wir die magischen Äpfel nicht vergessen.«
    »Äpfel?«, wiederholte Kowalski.
    »Vielleicht sollten wir die Mythen einstweilen ruhen lassen«, versuchte Gray, das Gespräch wieder auf Pater Giovanni zu lenken.
    »Das sind keine Mythen.« Pfarrer Rye erhob sich, ging zur
Anrichte, nahm einen Apfel aus der Schale und warf ihn Gray zu. »Kommt Ihnen das wie ein Mythos vor, junger Mann? Maggies Sohn hat ihn vergangene Woche auf der Insel gepflückt.«
    Gray betrachtete den faustgroßen Apfel nachdenklich.
    »Nirgendwo sonst gibt es vergleichbare Äpfel«, erklärte Pfarrer Rye voller Stolz. »Vor ein paar Jahren wurden einige Äpfel dieses Baums zur Nationalen Obstsammlung in Kent gebracht. Dort hat man den Bardsey-Apfel untersucht und dabei zwei Dinge festgestellt. Erstens handelte es sich um eine vollkommen unbekannte Apfelsorte. Zweitens war der Apfel ungewöhnlich fäulnisresistent und krankheitsunempfindlich. Daraufhin wurde auch der knorrige alte Baum untersucht, der sich in einem ähnlich guten Zustand befand. Die Baumzüchter vermuten, der Baum stamme aus dem Obstgarten des Klosters Saint Mary’s und sei vor tausend Jahren gepflanzt worden.«
    Gray wog

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