Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
betreibt großen Aufwand, um den Schlüssel zu finden. So alarmiert habe ich sie bisher nur ein Mal erlebt. Das war bei der Suche nach den Gebeinen der Heiligen Drei Könige.«
»Und wie kommt’s?« Gray ließ sich nur ungern auf Seichan ein, doch da sie über Insiderwissen verfügte, führte kein Weg daran vorbei.
»Das weiß ich nicht. Was immer bei Viatus laufen mag, ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich vermute, die Gilde benutzt den Konzern für ihre eigenen Zwecke. Darauf versteht sie sich am besten. Sie gleicht einem Parasiten, der in den Körper eindringt, ihn aussaugt und dann weiterzieht.«
»Aber was bezweckt sie damit?«
»Sie will den Schlüssel finden. Die wichtigere Frage aber ist, weshalb der Schlüssel für die Gilde eine solche Bedeutung hat . Wenn Sie diese Frage beantworten können, kommen Sie der Entdeckung des Schlüssels vielleicht einen Schritt näher.«
Sie verstummte, um Gray Zeit zum Nachdenken zu lassen. Gray musste einräumen, dass sie recht hatte. Vielleicht sollte er das Problem einmal von der anderen Seite betrachten.
Nach einer Weile fuhr sie fort. »Wir wissen, dass Viatus die Mumien übernommen und mit ihnen experimentiert hat. Die Toten wurden jedoch schon vor drei Jahren entdeckt. Also laufen die Experimente im Geheimen schon seit Jahren. Ich jedenfalls habe nichts davon gewusst. Und als Pater Giovanni sich an den Vatikan wendet, tritt die Gilde auf den Plan. Wer die Ohren offen hält wie ich, musste das mitbekommen. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden hat sich die Gilde so sehr
exponiert wie noch nie. Das hat mich nach Italien geführt und zu Rachel.«
Offenbar hatte sie Mühe, Rachels Namen auszusprechen. Anschließend verstummte sie.
Gray brach das Schweigen. »Wallace glaubt, bei dem Schlüssel könnte es sich um ein Mittel gegen eine frühe Form einer biologischen Waffe handeln. Wenn die Gilde den Schlüssel besäße, hätte sie die Kontrolle darüber.«
»Sie könnten recht haben, aber das Interesse der Gilde gründet tiefer. Vertrauen Sie mir.«
Gray musste sich beherrschen, um nicht aufzufahren.
Vertrauen Sie mir.
Sie hatte kein Recht, solche Worte in den Mund zu nehmen.
Zum Glück wurde er einer Erwiderung enthoben, da Wallace auf den Boden zeigte. »Wir sind da!«
»Denken Sie drüber nach!«, sagte Seichan abschließend. »Ich gehe jetzt zum Traktor zurück.«
Gray näherte sich der Höhle allein. Lyle war bereits hineingeklettert. Der Eingang war sehr niedrig, doch dahinter lag ein kleiner Hohlraum. Gray holte die Taschenlampe aus dem Rucksack und leuchtete die Wände ab. Die Höhle war natürlichen Ursprungs und abgesehen von einer zerknautschten Bierdose und etwas Müll leer.
Wenn dies Merlins letzte Ruhestätte war, hatte er wirklich Grund zur Klage. Kein Wunder, dass Pater Giovanni kein zweites Mal hier gewesen war.
»Hier ist nichts«, erklärte Wallace.
Gray war auch dieser Meinung. »Sehen wir uns auf der anderen Hügelseite um.«
Während sie energisch ausschritten, nahm der Regen zu. Sie kletterten wieder auf den Anhänger, fuhren über die Hügelkuppe und an der anderen Seite hinunter.
Vor ihnen erstreckte sich flaches Land, wiederum ein Schachbrettmuster
von Äckern und Weiden. Am Fuß des Hügels aber lag ihr Ziel. Es handelte sich um einen halb zerfallenen Turm mit quadratischem Grundriss, der mitten auf einem Friedhof stand. An der Seite standen eine Kapelle und eine Leichenhalle neueren Datums. Aus dieser Höhe konnte Gray die zerfallenen Fundamente der alten Abtei erkennen.
Als sie tiefer kamen, zeigte Lyle auf ein kleines Haus in der Ferne. »Das Plas Bach Cottage!«, rief er. »Das kann man mieten. Außerdem steht dort unser berühmter Apfelbaum.«
Gray tastete in der Jackentasche nach Pfarrer Ryes Apfel und nahm ihn heraus. Während er den rosigen Apfel betrachtete, musste er an die ehemaligen Bewohner der Abtei denken. Der Apfelbaum wie auch die Mönche wurden in verschiedenen Quellen als ungewöhnlich gesund und langlebig geschildert. Hatten die Mönche von St. Mary’s ein Geheimnis gekannt ? War es das gleiche Geheimnis, nach dem sie suchten? Und wenn ja, wie hatten sie es entdeckt?
Der Traktor stieß eine stinkende Qualmwolke aus und kam neben dem Friedhof zum Stehen. Überall waren Keltenkreuze zu sehen, ein besonders großes im Schatten des verfallenen Turms.
Sie kletterten vom Anhänger und klopften sich das Stroh ab. Der Regen hatte zum Glück fast aufgehört. Im Norden aber blitzte es. Fernes Donnergrollen
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