Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
Außerdem brauche ich einen Wartungstechniker, und zwar pronto.«
Zwei von Bouthas Leuten nickten und rannten los, froh darüber, von dem Gefechtskopf fortzukommen.
»Können Sie das Ding entschärfen?«, fragte Karlsen.
»Ist das ein Atomsprengkopf?«, wollte Gorman wissen.
»Nein«, antwortete Painter auf beide Fragen. »Das ist ein thermobarischer Gefechtskopf. Unangenehmer als eine Nuklearwaffe. «
Er konnte es ihnen auch gleich sagen. Der Gefechtskopf zählte zu den Aerosolbomben. Gefüllt war er mit fluoriertem Aluminiumpulver und dem Sprengstoff mit der Bezeichnung PBXN-112.
»Das ist der ultimative Bunker-Killer«, erklärte Painter, während er den Sprengkopf untersuchte. Beim Reden konnte er sich besser konzentrieren. »Die Detonation erfolgt in zwei Stufen. Zunächst wird eine Aerosolwolke freigesetzt, die sich im Tunnel verteilt. Dann entzündet sich das Pulver. Dabei entsteht eine Druckwelle, die alles, was sich ihr entgegenstellt, zerschmettert und sämtlichen Sauerstoff verbraucht. Es gibt daher vier verschiedene Todesarten. Entweder man wird zerfetzt oder zerschmettert, oder man verbrennt oder erstickt.«
Ohne sich vom allgemeinen Aufstöhnen aus dem Konzept bringen zu lassen, konzentrierte Painter sich auf den Zünder. Er war Spezialist für Elektronik, nicht für Sprengstoffe. Schon nach kurzer Zeit hatte er den Strang mit Zünddraht, Erdung und Kabel-Dummys gefunden. Die Gefahr bestand darin, dass
er das falsche Kabel durchtrennte, dass sich die Spannung änderte und ein Zündimpuls ausgelöst wurde. Mehrere Wege führten zur Explosion, und nur einer zur Entschärfung.
Der richtige Code.
Leider war er Painter unbekannt.
Das hier war kein Film. Es gab keinen Bombenexperten, der den Sprengsatz in letzter Sekunde entschärfen würde. Auch ein Trick wie das Einfrieren des Sprengkopfs in flüssigem Stickstoff würde ihnen nicht weiterhelfen.
Er sah auf die Uhr.
In weniger als acht Minuten würde der Gefechtskopf hochgehen.
Auf dem Gang näherte sich Fußgetrappel.
»Kein Einsturz«, meldete der Mann atemlos. »Bin einem Soldaten begegnet, der von oben herunterkam. Das Außentor hat standgehalten. Er hat es geöffnet. Dahinter befindet sich eine Eiswand. Wir sind verschüttet. Er meinte, die Eisschicht sei so dick, dass kein Tageslicht hindurchdringt.«
Painter nickte. Diese Strategie ergab Sinn. Der Bunker war so konstruiert, dass er einem Atomschlag standhielt. Wenn man alle Menschen darin töten wollte, war es naheliegend, einen Gefechtskopf hereinzuschmuggeln und den Ausgang zu versiegeln. Wer nicht im Feuersturm umkam, würde an Sauerstoffmangel zugrunde gehen.
Somit blieb ihnen nur noch eine Möglichkeit.
Der andere Mann tauchte in Begleitung eines groß gewachsenen Norwegers mit der Statur eines Kühlschranks auf. Der Wartungstechniker. Als sein Blick auf den Sprengkopf am Boden fiel, erbleichte er. Jedenfalls war er kein Dummkopf.
Painter richtete sich auf und nickte ihm zu. »Sprechen Sie englisch?«
»Ja.«
»Gibt es noch einen anderen Ausgang?«
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Was ist mit den Luftschleusen der Lagerräume? Stehen sie unter Überdruck?«
»Ja, der wird konstant gehalten.«
»Können Sie den Druck erhöhen?«
Der Techniker nickte. »Das müsste ich von Hand machen.«
»Suchen Sie sich einen Lagerraum aus und erhöhen Sie den Innendruck.«
Der Mann musterte kurz die Anwesenden, dann nickte er und rannte los. Er wusste genau, was die Stunde geschlagen hatte.
Painter wandte sich an die Anwesenden – an Boutha, Gorman und auch Karlsen. »Ich möchte, dass alle sich in den Lagerraum begeben. Sofort.«
»Was haben Sie vor?«, fragte der Senator.
»Ich will testen, wie schnell ich rennen kann.«
13:05
DIE HÄNDE AUF den Helm gelegt und der Landessprache unkundig, hatte Monk Mühe, sich verständlich zu machen.
Die norwegischen Soldaten zielten weiterhin auf ihre Gefangenen, pressten aber die Wange nicht mehr so fest an den Gewehrkolben wie zu Anfang. Creed versuchte sich an einer Erklärung. Er hatte den Helm abgenommen, radebrechte auf Norwegisch und gestikulierte dazu.
Plötzlich meldete sich über Monks Helmfunk eine abgehackte, verrauschte Stimme. Die meisten Funkgeräte waren ausgefallen. » Können Sie mich hören… Hilfe… keine Zeit mehr, um …«
Obwohl zwei Gewehre auf ihn gerichtet waren, wurde
Monk von einer Woge der Erleichterung erfasst. Er kannte die Stimme. Das war Painter. Er hatte überlebt!
Monk versuchte zu antworten.
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