Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
Grimasse, denn er war unzufrieden mit sich und mit ihrer Wortwahl. »Es gibt keine Spuren, die darauf hindeuten, dass Pater Giovanni hier gewesen wäre.«
»Soll ich’s mal versuchen?«, fragte sie und streckte auffordernd die Hand aus.
Er reichte ihr die Taschenlampe. Rachel ging in die Hocke, stützte sich mit einer Hand ab und kroch in die leere Gruft. Aufgrund ihrer geringeren Körpergröße konnte sie sich in dem beengten Raum besser bewegen. Der Taschenlampenstrahl tanzte über die Wände.
»Siehst du was?«, fragte er.
»Nein.«
Wallace, der oben geblieben war, sprach aus, was Gray dachte. »Vielleicht ist das der falsche Ort.«
Rachel brach die Suche ab. Mit einer geschickten Drehung wandte sie sich um und kroch Gray entgegen – dann erstarrte sie.
»Was ist?«, fragte Gray.
»Sieh dir das mal an.«
Sie leuchtete ihn direkt an. Er schützte die Augen mit der Hand und machte Anstalten, zu ihr in die Nische zu kriechen.
»Nein«, sagte sie. »Rutsch auf dem Rücken rein.«
Gray legte sich auf den Rücken und schob sich mit den Füßen und den Ellbogen in den Hohlraum. Die Rückenlage war durchaus passend für ein Grab.
»Was sehen Sie da unten?«, rief Wallace.
»Bis jetzt noch gar nichts«, antwortete Gray.
»Noch ein Stück«, sagte Rachel.
Er schob weiter. Schließlich ruhte sein Kopf zwischen ihren Knien. Mit der Taschenlampe in der Hand beugte sie sich über ihn. Sie roch nach nasser Wolle. Er war sich bewusst, dass sich ihre Brüste dicht über seinem Kopf befanden.
»Sieh mal«, sagte sie.
Er sah sehr gut, doch sie meinte wahrscheinlich die Stelle, die sie anleuchtete. Er stemmte den Oberkörper hoch und blickte zum Eingang. Zunächst sah er gar nichts, nur die obere Hälfte einer Backsteinwand, die den Ausgang der Felsnische verschloss.
»Die Ziegelsteine sind alle horizontal angeordnet, aber guck dir mal die drei Ziegel rund um die Öffnung an. Den ganz oben und die beiden Steine am unteren Rand.«
Jetzt sah Gray es auch. »Sie sind vertikal verbaut.«
Die Öffnung war halbkreisförmig. Die drei Ziegel nahmen die 12-Uhr-, 3-Uhr- und 9-Uhr-Position ein.
»Glaubst du, das hat etwas zu bedeuten?«, fragte Rachel.
»Sieht aus wie die obere Hälfte eines Keltenkreuzes.«
Der Mauerbogen spiegelte sich in der Regenpfütze. In seiner Vorstellung vervollständigte Gray das Bild zu einem Vollkreis.
Jetzt sah er das Druidenkreuz vor sich, dem sie von Anfang an gefolgt waren.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Rachel.
»Lass uns mal was ausprobieren.«
Gray schob sich mit den Ellbogen aus der Nische, dann drehte er sich um, wälzte sich auf den Bauch und krabbelte mit den Füßen voran wieder hinein. Er konnte nur hoffen, dass er sich nicht sinnlos durchnässte.
»Wie sieht’s aus?«, rief Wallace von oben.
»Wir sind noch dran«, antwortete Gray gepresst.
Er schob sich durch die Öffnung und untersuchte die drei Ziegelsteine. Die beiden Steine an der Seite wirkten unauffällig und saßen fest. Dann stemmte er sich hoch und packte den oberen Stein. Auf den ersten Blick war kein Unterschied zu den anderen Steinen zu erkennen – bis er mit den Fingern am oberen Rand entlangfuhr. Er ertastete eine Vertiefung, die perfekten Halt bot.
Er drückte die Finger hinein und zog am Ziegelstein.
Der Stein ließ sich herausdrehen. Er klemmte ein wenig, doch dann ertönte hinter seinem Rücken ein metallisches Klicken – gefolgt von einem Knirschen. Gray und Rachel blickten sich beide über die Schulter um. Die Rückwand war aufgeschwenkt, dahinter war eine Treppe zum Vorschein gekommen, die nach unten führte.
»Der Eingang«, flüsterte Rachel dicht an seinem Ohr. »Wir haben ihn gefunden.«
Es erforderte einige Verrenkungen, bis sie sich durch die
Öffnung auf die Treppe bugsiert hatten. Sie war schmal, doch wenigstens konnten sie aufrecht stehen.
Rachel beleuchtete die gemauerten Stufen. »Ist das da unten ein Gang?«
Gray stieg nach unten, doch als er auf die fünfte Stufe trat, gab sie unter seinem Gewicht ein Stück weit nach.
Ein weiteres metallisches Klicken.
Sein Herzschlag setzte aus, und ein einziger Gedanke formte sich in seinem Kopf.
Eine Falle .
Die Tür schwang hinter ihnen zu. Rachel schrie auf und sprang zum Ausgang, doch sie kam zu spät. Die Tür schloss sich mit einem letzten Klicken.
Sie hämmerte gegen die Steintür, doch vergeblich.
Sie waren gefangen.
12:42
SEICHAN HÖRTE RACHELS Schrei – dann übertönte ein Donnerschlag alle anderen
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