Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
die landwirtschaftliche Biogenetik-Abteilung von Viatus geschickt. Die werden bestimmt Interesse an den Daten haben. Vielleicht springt sogar ein Forschungsauftrag dabei heraus.«
Andrea erhob sich. »Dann wäre vielleicht auch die versprochene Gehaltserhöhung für mich drin.«
»Wir werden sehen.«
Andrea sah auf die Uhr. »Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, würde ich jetzt gern nach Hause fahren. Meine Hunde waren den ganzen Tag in der Wohnung eingesperrt. Wahrscheinlich
stehen sie schon auf den Hinterbeinen, weil sie dringend Gassi gehen müssen.«
Henry geleitete sie zur Tür. »Danke noch mal, dass Sie an Ihrem freien Tag hergekommen sind.«
An der Tür zögerte Andrea. »Und ich soll Ihnen wirklich nichts zu essen holen?«
»Nein, erst möchte ich die Analyse abschließen und die Ergebnisse auf den Server hochladen. Es dauert bestimmt nicht mehr lange.«
Sie winkte ihm zum Abschied.
Henry kehrte zum Computer zurück. In einer knappen Stunde würde der Bericht abgeschlossen sein. Die Daten, die Jason aus Afrika gemailt hatte, trugen zwar nicht dazu bei, die Todesumstände zu erhellen, legten jedoch Zeugnis ab von einer Tapferkeit, auf die sein Vater stolz sein konnte.
»Gut gemacht, Jason«, murmelte Henry vor sich hin, als er die Daten noch einmal durchsah.
In der nächsten Viertelstunde machte er Notizen und hielt seine Beobachtungen fest. Er wollte Viatus beeindrucken. Deren landwirtschaftliche Forschungsabteilung arbeitete mit Analyselaboren in der ganzen Welt zusammen, vor allem mit Laboratorien in Indien und Osteuropa, wo die Kosten niedriger waren. Das Genom-Labor von Princeton gehörte jedoch zu den besten der Welt. Wenn er die Firma überzeugen konnte, ihnen ein bisschen Arbeit abzugeben…
Ein Lächeln breitete sich über seine Züge.
Als geklopft wurde, hielt er abermals mit der Arbeit inne. Sein Lächeln vertiefte sich. So, wie er Andrea kannte, hatte sie sich nicht an sein Nein gehalten, sondern ihm aus der Cafeteria etwas zu essen geholt.
»Ich komme schon!«, rief er, eilte durchs Labor und schwenkte die Chipkarte, um die Tür zu entriegeln.
17:30
MONK STIEG AM Bahnhof in ein Taxi. Sein Partner saß bereits auf dem Rücksitz und gab dem Fahrer Anweisungen.
»Carl Icahn Labor auf dem Princeton-Campus. Der liegt an der Washington Road.«
Monk rutschte neben ihn, richtete das Sakko und lehnte sich zurück. Den Aktenkoffer legte er sich auf den Schoß. Er sah auf den handgefertigten Koffer von Tanner Krolle nieder und fuhr mit der Hand über das englische Geschirrleder. Kat hatte ihm den Koffer vor zwei Monaten zum Jahrestag geschenkt, als er offiziell seinen Dienst wiederaufgenommen hatte, so reduziert seine Aufgaben auch sein mochten. Der Botschaft hinter dem teuren Kauf war er sich wohl bewusst. Kat war überglücklich, dass er jetzt Akten wälzte und seine Zeit mit Sitzungen und Routinebesprechungen vertat. Ihr war alles recht, solange er sich nicht in Gefahr begab.
Er seufzte schwer, was ihm einen forschenden Blick seines neuen Partners einbrachte.
John Creed hatte sich weit vorgebeugt. Obwohl er so drahtig wie ein Terrier war, brachte er es auf eine Körpergröße von über zwei Metern. Er war erst kürzlich zu Sigma gestoßen; frisch rasiert, glattes rotes Haar, das Gesicht voller Sommersprossen. Trotz seiner jungenhaften Züge schaute er immerzu mürrisch drein.
Monk legte die Stirn in Falten und stellte die Frage, die ihn schon seit ihrer ersten Begegnung beschäftigte. »Also, mein Junge, wie alt sind Sie eigentlich? Vierzehn? Oder fünfzehn?«
»Fünfundzwanzig.«
Monk bemühte sich, seine Zweifel zu verbergen. Er konnte das kaum glauben. Sie lagen altersmäßig nur sieben Jahre auseinander? Monk krümmte die Finger seiner Handprothese; in sieben Jahren konnte viel geschehen. Gleichwohl sah er seinen
Kollegen auf einmal mit anderen Augen und versuchte, sich ein Bild von ihm zu machen.
Während der Zugfahrt von Washington hierher hatte Monk sich über Dr. Henry Malloy kundig gemacht, doch von seinem Reisegefährten waren ihm nur ein paar Eckdaten bekannt. Creed stammte aus Ohio, hatte nach einem Jahr das Medizinstudium abgebrochen und zwei Dienstzeiten lang in Kabul die Drecksarbeit verrichtet. Er war in eine Sprengfalle geraten und von einem Schrapnellsplitter verwundet worden; seitdem hinkte er. Seine dritte Dienstzeit hatte er beim Nachschub verbracht, doch darüber lagen keine näheren Informationen vor. Aufgrund seiner Testergebnisse und seiner Vorgeschichte
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