Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
hatte Sigma ihn eingestellt und an der Cornell University Genetik studieren lassen.
Trotzdem sah der Bursche aus, als ginge er noch zur Highschool.
»Also, Streber«, fuhr Monk fort, »wie lange sind Sie schon bei uns?«
Creed erwiderte stoisch Monks Blick, offenbar daran gewöhnt, dass man über sein Milchgesicht Witze riss. »Ich habe das Studium vor drei Monaten abgeschlossen«, antwortete er steif. »Bin seit zwei Monaten in D. C. War überwiegend damit beschäftigt, mich einzugewöhnen.«
»Dann ist das also Ihr erster Einsatz?«
»Wenn Sie das als Einsatz bezeichnen wollen . . .«, brummte er und blickte aus dem Beifahrerfenster.
Monk sah das genauso, ereiferte sich aber trotzdem. »Wenn es um Einsätze vor Ort geht, ist nichts belanglos. Da kommt es auf jedes Detail an. Die richtige Information kann eine entscheidende Bedeutung haben. Das müssen Sie noch lernen, Streber.«
Creed blickte ihn an. Auf einmal wirkte er verlegen. »Okay. Hab’s kapiert.«
Noch immer nicht zufriedengestellt, verschränkte Monk die Arme vor der Brust.
Diese Kinder. Glauben, sie wüssten alles besser.
Monk schüttelte den Kopf und blickte zum Campus von Princeton hinaus, ein grünes Fleckchen England mitten in New Jersey. Das Herbstlaub überschattete saftig grünen, welligen Rasen und die efeubewachsenen Mauern der prachtvollen neugotischen Gebäude. Selbst die Wohnheime sahen aus, als entstammten sie einem Druck von Currier und Ives.
Nach kurzer Fahrt durch die ländliche Idylle hatten sie ihr Ziel erreicht. Das Taxi hielt an, und sie stiegen aus.
Das Carl Icahn Labor lag am Rande einer weitläufigen Rasenfläche. Während viele der Gebäude von Princeton aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert stammten, war das Labor anscheinend nur wenige Jahre alt, ein verblüffendes Beispiel moderner Architektur. In den beiden rechteckigen und rechtwinklig zueinander angeordneten Gebäuden waren die wichtigsten Forschungseinrichtungen untergebracht. Verbunden wurden sie von einem zweistöckigen geschwungenen Atrium, das der Parklandschaft zugewandt war.
Dort wollten sie sich mit Dr. Henry Malloy treffen.
»Bereit?«, fragte Monk und sah auf die Uhr. Sie hatten sich fünf Minuten verspätet.
»Bereit wofür?«
»Für das Gespräch.«
»Ich dachte, Sie wollten die Unterhaltung mit dem Professor führen.«
»Negativ. Das überlass ich Ihnen, Streber.«
Creed atmete hörbar aus. »In Ordnung.«
Sie betraten das Gebäude und gelangten ins Atrium. Eine geschwungene, zwei Stockwerke hohe Glaswand ging auf den Park hinaus. Zwölf Meter hohe Jalousien unterteilten die Fensterflächen und folgten der Bewegung der Sonne. Sie hüllten das
Atrium und die Stühle und Tische in tiefen, sonnendurchbrochenen Schatten. Studentengrüppchen unterhielten sich, die Hände mit Kaffeebechern verschweißt.
Monk blickte sich suchend um. Der vereinbarte Treffpunkt war nicht zu übersehen. »Da drüben«, sagte er und geleitete seinen Kollegen durchs Atrium.
Neben einer Treppe stand eine hohe Skulptur, die einer halb geschmolzenen Muschelschale glich. Monk sah sie zum ersten Mal, erkannte darin jedoch sogleich ein Werk von Frank Gehry. Die Muschelschale umschloss einen kleinen Konferenztisch mit Stühlen. Mehrere Personen hatten dort Platz genommen.
Monk ging hinüber. Er bemerkte, dass die Anwesenden alle zu jung waren. Im Aktenkoffer war ein Foto von Dr. Malloy. Der Wissenschaftler war offenbar noch nicht eingetroffen.
Vielleicht war er ja schon wieder gegangen.
Monk trat aus der Muschel hervor, nahm das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Malloys Büro. Es läutete und läutete, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
Wenn er schon weg ist, und ich habe den ganzen Weg umsonst gemacht…
Monk wählte die Nummer seiner Assistentin.
Eine Frau meldete sich. Monk teilte ihr mit, dass Dr. Malloy die Verabredung nicht eingehalten habe.
»Er ist nicht da?«, sagte seine Assistentin.
»Hier sind nur ein paar Jugendliche, die aussehen, als gingen sie noch zur Highschool.«
»Ich weiß«, meinte die Frau und lachte. »Die Studenten werden immer jünger, finden Sie nicht auch? Es tut mir leid, dass Sie warten müssen, aber Dr. Malloy ist bestimmt noch in seinem Labor. Dort habe ich vor Kurzem noch mit ihm gesprochen. Das Telefon überhört er meistens. Er vertieft sich dermaßen in seine Arbeit, dass er auch schon mal eine Vorlesung verpasst. Eigentlich habe ich das schon befürchtet, denn er
hatte so viel zu tun. Er hat
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