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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Monaten nicht mehr hier gewesen.«
    »Wie meinen Sie das?«, hakte Rachel nach.
    »Pater Giovanni ist zum Sommerende abgereist. Er wollte zur Küste und weiter nach Irland, das war das Letzte, was ich von ihm gehört habe.« Wallace schüttelte betrübt den Kopf und tippte mit dem Fingernagel ans Bierglas, eine Art Toast auf den Toten. »Marco war ein brillanter Kopf. Ein schwerer Verlust. Mit seinen Ausgrabungen und seiner Forschungsarbeit zu den Wurzeln der keltischen Christenheit hat er unsere Sichtweise von Grund auf verändert.«

    »Wieso ist er überhaupt hergekommen?«, fragte Gray. »In den Lake District, meine ich.«
    »Irgendwann musste er unweigerlich hier landen. Er wäre auch dann gekommen, wenn ich ihn nach meiner Entdeckung in den Bergen nicht eingeladen hätte.«
    »Wieso das?«
    »Aufgrund seiner Leidenschaft – man könnte auch von einer Obsession sprechen – untersuchte Marco alle Gebiete, wo Heiden- und Christentum sich überschnitten.« Wallace holte mit dem Arm aus. »Und hier in dieser Gegend spiegelt sich die Geschichte dieses Konflikts in Steinen und Ruinen wider. Die Wikinger kamen im neunten Jahrhundert über Irland als Erste hierher, brachten ihre Traditionen mit und trieben Ackerbau. Auch die Bezeichnung Fell leitet sich von der Wikingerbezeichnung für ›Hügel‹ ab. Das Dorf Hawkshead wurde von einem gewissen Haukr gegründet, dessen Name hier immer noch geläufig ist. Das gibt Ihnen vielleicht eine Vorstellung, wie weit die Geschichte dieser Gegend in die Vergangenheit zurückreicht. «
    Wallace wies mit dem Kinn zum Fenster, durch das man die Kirche sah. »Aber die Zeiten ändern sich. Im zwölften Jahrhundert ging die Gegend in den Besitz der Mönche der Abtei Furness über, deren Ruinen sich nicht weit von hier befinden. Die Mönche machten die Gegend urbar, handelten mit Wolle und Schafen und herrschten über die abergläubischen Dörfler mit eiserner Hand. Jahrhundertelang gab es Spannungen zwischen der alten heidnischen Überlieferung und der neuen Religion. Die uralten Rituale wurden weiterhin im Geheimen ausgeübt, häufig an den prähistorischen Orten, die in der Gegend zu finden sind.«
    »Was meinen Sie mit prähistorischen Orten?«, fragte Rachel.
    »Orte, die aus dem Neolithikum datieren. Aus der Zeit vor fünftausend Jahren.« Wallace zählte sie an den Fingern ab.
»Steinkreise, Henge-Monumente, Hügelgräber, Dolmen, Hügelbefestigungen. Stonehenge ist der berühmteste Ort, doch auf den britischen Inseln gibt es noch Hunderte andere.«
    »Aber was hat Pater Giovannis Interesse an dieser speziellen Ausgrabung geweckt?«, fragte Gray, darum bemüht, den Professor näher ans eigentliche Thema zu dirigieren.
    Wallace hob eine Braue. »Also, das müssen Sie schon selbst herausfinden. Aber ich kann Ihnen sagen, was mich in diese Gegend gelockt hat.«
    »Und das wäre?«
    »Ein Eintrag in einem alten Buch. In einem Manuskript aus dem elften Jahrhundert, genannt das ›Doomsday Book‹.«
    Kowalski war in der Zwischenzeit an ihren Tisch getreten. In jeder Hand hielt er ein Glas Bier, aus denen er abwechselnd trank. Unvermittelt hielt er inne. »Doomsday, der Jüngste Tag«, sagte er. »Einfach großartig. Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten.«
    11:05
    SEICHAN SCHRITT DEN Platz ab. In ihrer Vorstellung formte sich eine Karte. Sämtliche Details, jeder einzelne Ziegelstein, jede Straße und Gasse, jedes Gebäude und jedes abgestellte Auto waren darin verzeichnet.
    Zwei Männer in Jagdkleidung kamen aus dem Pub. Sie ging ihnen nach bis zu ihrem geparkten SUV und vergewisserte sich, dass sie wegfuhren.
    Anschließend suchte sie sich eine Stelle, von der aus sie das Kings Arms Hotel im Blick hatte. Sie stellte sich in den Eingang eines geschlossenen Souvenirladens. Hier war sie vor Windböen und fremden Blicken geschützt. Im Schaufenster zu ihrer
Rechten war ein pastellfarbenes Diorama von kleinen Keramiktieren in lustiger Aufmachung aufgebaut: Schweine, Kühe, Enten und natürlich kleine Hasen … jede Menge Hasen. Beatrix Potter, die Schöpferin von Peter Hase, war im Lake District zu Hause gewesen.
    Obwohl sie das Hotel im Auge behalten wollte, ließ Seichan sich vom Schaufenster ablenken. Sie hatte kaum Erinnerungen an ihre Kindheit, und das Wenige, das ihr noch gegenwärtig war, wollte sie am liebsten vergessen. Ihre Eltern hatte sie nie kennengelernt, sondern war in einem Waisenhaus in der Nähe von Seoul aufgewachsen. In der verwahrlosten Einrichtung hatte sie

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