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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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bewusst, dass sie es darauf angelegt hatte, ihn zu verführen, und sie war sich vermutlich darüber im Klaren, dass er sich keiner Täuschung hingab. Das aber war kein Hinderungsgrund.
    Sie wussten beide, was auf dem Spiel stand und welcher Lohn ihrer harrte.
    Die Zukunft der Menschheit.
    Und die Macht, deren Geschick zu lenken.

ZWEI
FEUER UND EIS

12
    12. Oktober, 10:12 Hawkshead, England
    MORD PASSTE NICHT in diese idyllische Landschaft.
    Gray fuhr über eine kurvenreiche Straße, die durch eine hügelige Landschaft führte. Je weiter sie kamen, desto schmaler wurde die Straße, bis sie für den gemieteten Land Rover kaum mehr breit genug war. Der Laubwald, an dem sie vorbeikamen, bildete um den Weg einen Tunnel aus ineinander verflochtenen Ästen. Als der Wald zurücktrat, ging der Blick wieder in die Weite, und sie sahen die abgerundeten Gipfel der umliegenden Fells, beziehungsweise der Hügel, die hier in England als Berge galten. Die Felsgipfel waren bereits mit Schnee bedeckt, denn über Nacht hatte es heftig geschneit.
    Die Wiesen und von Hecken eingefassten Bauernhöfe unterteilten die Landschaft in ein Flickenmuster aus bräunlichem Gras und Bergseen. Bäche und kleine Flüsse funkelten zwischen den spiegelglatten Seen und Tümpeln. Alle Wasserflächen waren von Schnee gesäumt, und der Rest Landschaft war mit Raureif überzogen.
    Die Schönheit der Natur ließ einen unwillkürlich verstummen.
    Jedenfalls fast alle.

    »Sie haben sich verfahren, hab ich recht?«, ließ Kowalski sich vom Rücksitz aus vernehmen.
    »Ich habe mich nicht verfahren«, log Gray.
    Rachel raschelte mit der Straßenkarte und musterte Gray argwöhnisch.
    Na ja, vielleicht ein bisschen . . .
    Vor zwei Stunden waren sie in Liverpool losgefahren und den Hinweisschildern bis zum Lake District von Nordengland gefolgt. Die Fernstraßen waren gut ausgeschildert, doch als Gray davon abfuhr, gelangte er in eine Landschaft der gewundenen Straßen und unbeschilderten Wege, ein Flickenteppich aus Hügeln, Wäldern und Seen.
    Nicht einmal das Navi half ihnen weiter. Viele Straßen waren in den Karten nicht verzeichnet. Ebenso gut hätten sie im offenen Gelände unterwegs sein können.
    Sie wollten nach Hawkshead, einem der vielen Bilderbuchdörfer des landschaftlich reizvollen Lake Districts. Dort wollten sie sich mit Dr. Wallace Boyle treffen, einem Kollegen Pater Giovannis und Historiker an der Universität von Edinburgh. Boyle hatte die Ausgrabung in einer abgelegenen Gegend der Fells organisiert und leitete auch jetzt noch die Arbeiten. Er erwartete sie in einem Hotelpub in Hawkshead.
    Erst einmal aber musste Gray den Ort finden.
    Rachel studierte die Karte und hielt Ausschau nach Orientierungspunkten. Seichan saß neben Kowalski auf dem Rücksitz und betrachtete verdrossen die wogenden Hügel und Täler. Seit dem Aufbruch von Italien hatte sie kaum ein Wort gesprochen und hielt auch jetzt noch Abstand.
    »Wenn wir nicht bald irgendwohin kommen«, fuhr Kowalski fort, »müssen Sie mal an einem Busch oder Baum halten. Mir steht’s schon bis zu den Backenzähnen.«
    Gray preschte den nächsten Hügel hoch. »Hätten Sie sich in Liverpool nicht vier Pint hinter die Binde gegossen . . .«

    »War nicht meine Schuld. Diese ganzen lächerlichen Namen. Blackwater Brewery’s Bucaneer. Cains Double Bock. Boddington’s Bitters. Tetley’s Cask. Man weiß erst, woran man ist, wenn man’s gekostet hat. Hat ’ne Weile gedauert, bis ich’s raushatte.«
    »Aber Sie haben trotzdem alle Gläser leer getrunken.«
    »Klar hab ich das. Ich wollt halt nicht unhöflich sein.«
    Rachel faltete die Karte frustriert zusammen. »Es kann nicht mehr weit sein«, meinte sie unsicher. »Vielleicht sollten wir mal anhalten und jemanden fragen.«
    Wie sich herausstellte, war das nicht mehr nötig. Als der Land Rover die nächste Anhöhe erklomm, erblickten sie im Tal ein kleines Dorf.
    Gray sah Rachel an. Die Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das musste Hawkshead sein. Kopfsteinpflastergassen durchschnitten umzäunte Gärten und gedrungene Fachwerkhäuser. Die schiefergedeckten Dächer waren mit Schnee bedeckt, aus den Schornsteinen kräuselte sich Rauch. Auf einer Erhebung stand eine alte Steinkirche und blickte wie ein strenger Priester auf das Dorf hinunter.
    Nach einer Weile kamen sie an den ersten Bruchsteinmauern vorbei. Der Land Rover rumpelte über eine aus Granit erbaute Bogenbrücke und hatte den Dorfrand erreicht. Das mit Lehm beworfene

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