Signal: Roman (German Edition)
wurde, versuchten die Mitglieder des Vidteams, die angelaufenen Rechnungen an den dürren Scharlatan weiterzuleiten, der sie mit seiner faszinierenden, aber auch geschmacklosen Geschichte geködert hatte.
Mit den Medien in Ozeanien und Samerika hatte er genauso wenig Glück. Körperlich, emotional und finanziell am Ende, erkannte er schließlich, dass er wohl niemanden außer die üblichen Verschwörungstheoretiker vom Wahrheitsgehalt seiner Geschichte überzeugen konnte. Von dem Geld, das vom Diamantenverkauf noch übrig war, erwarb er ein kleines Haus in einem nördlichen Vorort von Manaus am Ufer des Rio Negro. Obwohl es dort noch heißer und feuchter war als in Savannah, wirkten die Landschaft und das Klima vertraut genug, und er fühlte sich fast wie zu Hause. Da er nicht mehr stehlen musste, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, genoss er sein Leben in bescheidenem Komfort. Er war nicht reich, konnte sich aber kaufen, was er brauchte, wenn auch nicht immer das, was er gern haben wollte.
Auf der anderen Seite seiner Terrasse hüpften rosafarbene Delfine im Wasser herum. Manipulierte Botos zogen Touristen auf Wasserskiern über den großen Seitenarm, während magifizierte Harpyien unsichere Parasailflieger über den geschützten Laubwald leiteten, der noch immer die Küste dominierte. Generatorturbinen, die tief im Fluss verankert waren, sorgten für den Strom und auch für die Begleitmusik, die jede Woche neu programmiert wurde, damit die Touristen die sich wiederholende Wassermusik, die nicht von Händel stammte, nicht leid wurden.
Als die Jahre vergingen, schrumpfte seine schmale Gestalt, bis er dank des Alters und der Sonne aussah wie ein herumwandelndes Stück Dörrfleisch. Wann immer er die Gelegenheit dazu bekam, erzählte er seine Geschichte jedem, der sie hören wollte: Touristen, Kindern, anderen Senioren, Arbeitern, einfach jedem, der das bizarre Geplauder eines alten Melds ertragen konnte. Die mehrere Hundert, nein, Tausend Nachrichten, die er den weltweiten Medien geschickt hatte, wurden nicht beantwortet. Schließlich veröffentlichte er die Informationen selbst und gab sie in die Box ein, damit jederZugang dazu hatte. Nur Narren und Schwindler reagierten darauf, wobei Erstere ihre eigenen absurden Theorien zum Besten geben wollten und Letztere versuchten, einem verrückten alten Meld das letzte Subsist aus der Tasche zu ziehen.
Die wenigen Leute, die ihn mit freundlichen Kommentaren bedachten, waren bemerkenswert jung und seltsam mitfühlend. Um sie machte er aus lauter Angst einen großen Bogen.
Umgeben von der Schönheit des brasilianischen Amazonas und der brasilianischen Frauen, dachte er immer seltener an Dr. Ingrid Seastrom aus Savannah. Mehr Zeit verging, weitere Jahre verstrichen. Altersschwäche setzte ihm mehr und mehr zu, obwohl er sich die verjüngenden Manipulationen leisten konnte. Dann bekam er eines Tages Besuch.
Wenn er sich aus ihren früheren Begegnungen an ihn erinnerte, hatte er den Tod größer in Erinnerung.
Der noch immer stämmige und emotionslose Napun Molé, der sich trotz seines Alters erstaunlich flink bewegte, stand dem Besitzer des kleinen Hauses auf der Veranda gegenüber. Whisprs erster Gedanke war, dem Attentäter die Tür vor der Nase zuzuknallen und ins hintere Zimmer zu rennen, wo er eine kleine, aber funktionstüchtige Spraypistole aufbewahrte. Er hatte die Waffe vor einigen Jahren gekauft, weil seine Sehkraft immer schwächer wurde. Man konnte sie nur wenige Male abfeuern, doch die übergroßen Geschosse spalteten sich, sobald der Schuss abgegeben wurde, sodass man den Großteil eines Zimmers damit abdecken konnte. Er hatte die Waffe vor allem deshalb gekauft, weil man damit nicht zielen musste.
Doch er wusste, dass er längst nicht mehr so schnell war wie früher, und so wie der deutlich ältere Molé aussah, war er noch immer schneller als er. Whispr hatte dem angeheuerten Killerder Firma schon in der Little Karoo nicht weglaufen können, und er bezweifelte, dass er es jetzt konnte. Also ließ er es einfach geschehen. Es war ja nicht so, dass er jung sterben würde oder ein langweiliges Leben geführt hatte. Außerdem war er es leid, jedes Mal über die Schulter sehen zu müssen, wenn er das Haus verließ, um zum Markt zu gehen oder am Fluss entlangzuschlendern. Er war es leid, in den Gesichtern ständig nach Anzeichen für eine Gedankenkontrolle, Alien-Augen oder verborgene Absichten Ausschau zu halten.
Also zuckte er mit den Achseln und
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