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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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auf und versuchte sich an den Muskeln seines Körpers. Es schmerzte. Er war seiner Knochen entwöhnt. »Hilf mir bitte aus dem Anzug, sei so nett.«
    McCray stellte fest, daß es nicht leicht war, wieder in einem Körper gefangen zu sitzen. Die Zeit war für ihn zum Stillstand gekommen. Mit seinem erlösten Bewußtsein hatte er sich für Stunden zwischen die Sternenbahnen geschwungen, doch während sein Geist frei gewesen war, war sein Körper, auf Hatchers »Planet« zurückgelassen, weiterhin seinem trägen Metabolismus, der ständigen Abnutzung des Gewebes, dem unvermeidlichen Fortgang zum Tode hin unterlegen. Als er nun heimkehrte, fand er seinen Puls unregelmäßig und seinen Atem kurz und heftig. In seinem Magen lag ein quälender Knoten – Hunger. Die Muskeln schmerzten.
    Was auch mit seinem Verstand geschehen war, es stand fest, daß sein Körper sterben würde, wenn er für längere Zeit unversorgt und ungefüttert zurückblieb. Deshalb hatte er ihn wieder auf die Jodrell Bank gebracht. Er erhob sich und wich den Fragen seines Kollegen aus. »Laß mich erst etwas essen und dann ein bißchen reinigen.« (Er hatte bemerkt, daß sein Körper stank.) »Danach erzähle ich dir alles, was du wissen willst – dir und dem Kapitän und jedem, der es hören will. Und wir müssen eine Nachricht zur Erde schicken, denn diese Sache ist wichtig … Aber bitte, ich möchte die ganze Geschichte nur einmal erzählen.« Vielleicht – er sprach den Gedanken nicht aus – gab es keine zweite Gelegenheit mehr.
    Denn jene kalten und mörderischen Existenzen in den zentralen Sonnenballungen hatten zugegriffen, wie ein Bär einen Fisch aus dem Wasser schlägt, und die unbekannte Frau von Hatchers Planet gerissen. Sie konnten überall zuschlagen, wo ihre Sinne die Galaxis gerade durchstreiften.
    Es konnte leicht zutreffen, daß sie ihm hierherfolgten.
     
    Es war gut, wieder menschlich zu sein, und McCray heulte vor Schmerz und Lust, als der eisige, dünne Wasserstrahl der Dusche seinen Leib wusch. Er verschlang die enormen Portionen von Steaks und Kartoffeln, welche die Bordküche ihm vorsetzte und trank abwechselnd eiskalte Milch und dampfenden, schwarzen Kaffee aus Halbliterbechern. McCray ließ sich vom Schiffsarzt untersuchen und lachte über den Ausdruck in den Augen des Mannes. »Ich weiß, daß ich ein bißchen durcheinander bin«, sagte er. »Es spielt keine Rolle, Doc. Sie dürfen mich in die Krankenstation legen, so lange Sie es wünschen, sobald ich mit dem Kapitän gesprochen habe. Ich weigere mich überhaupt nicht. Verstehen Sie, ich werde nicht anwesend sein …« Und er lachte noch lauter und verweigerte die Erklärung.
    Eine Stunde später, als sein Magen gefüllt war und in seinem Kreislauf ein Beruhigungsmittel zirkulierte, saß er in der Kapitänskabine und bemühte sich, in Worte zu kleiden, was die unglaubliche Geschichte zu erklären vermochte, die er erlebt hatte, seit er vor acht Tagen (wie er herausfand) von dem Schiff entführt worden war.
    Während er die Schiffsoffiziere, gute Freunde, Kameraden aus einem Dutzend von Planetenurlauben, anblickte, begann er zu berichten, stotterte, und fand für einen Moment keine Worte. Der Bericht mußte zu unglaubwürdig klingen. Wie konnte er es ihnen verständlich machen?
    Sie würden es verstehen müssen. Verrückt oder nicht, diese verrückten Tatsachen mußten ihnen auseinandergesetzt werden. Wie eigenartig sie ihn auch anstarren mochten, sie waren intelligente Männer. Sie würden sich gegen die Einsicht wehren, aber zuletzt würden sie begreifen.
    Er löste das Problem, indem er karg und platt die Ereignisse schilderte, ohne die Freunde anzuschauen und ohne auf ihre Fragen zu warten. Er erzählte von Hatcher und der Kammer, in der er zuerst gelandet war. Er erzählte von dem rosafarbenen Licht, das nur erhellte, worauf man sich konzentrierte – und erklärte ihnen, was er anfangs selbst nicht verstanden hatte: von Hatchers Rasse, und daß ihre gesamte Sinneswelt auf dem beruhte, was die Menschen Psi-Fähigkeiten nannten, daß jenes »Licht« für sie nur der Fokus der Gedanken war, die materielle Objekte nicht wahrnahmen, wenn sie sich nicht auf sie fixierten. Er berichtete von der Frau von dem anderen Schiff und über den grausamen, verändernden Eingriff in sein Hirn, der ihm ein Universum geschenkt hatte. Er verhieß, daß sich dieses Universum für alle öffnen würde. Er berichtete von der tödlichen, unbekannten Gefahr, die Hatchers Volk bedrohte –

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