Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
Glauben schenken würden, hätten Sie wahrscheinlich die Chance verpaßt! Hier haben wir eine Inkongruenz, ähnlich der im Fallbeispiel NIXON (s. Einleitung ).
Noch ein Fallbeispiel zum plötzlichen Verlagern des Gewichtes: Ich hatte 1974 für eine Illustrierte einen Artikel zur Körpersprache geschrieben. Der Chefredakteur saß in einem riesigen Chefredakteursessel, weit zurückgelehnt, entspannt da und betrachtete von oben herab mein Manuskript, welches er halb gelangweilt, halb interessiert durchblätterte. Als er zu der Beschreibung der Sitzhaltung kam, schaute er mich über den Rand des Manuskriptes hinweg an und sagte: »Das ist ja ganz nett, was hier so steht, aber, wissenschaftlich gesehen ist das doch Unsinn, oder?«
»Nein, nein, ganz und gar nicht«, erwiderte ich über den riesengroßen Chefredakteurschreibtisch 1 hinweg zu ihm hinauf, »gewisse Studien haben eindeutig gezeigt…«
»Welche Studien?« fragte er, sich plötzlich aufrichtend und interessiert vorbeugend.
»Wie sitzen Sie denn jetzt da?« lachte ich.
»Purer Zufall, purer Zufall«, erwiderte er, sich wieder zurücklehnend.
(Ich habe ihn noch zweimal auf die Stuhlkante gelockt, ehe er begriff, daß gewisse grundlegende Prozesse wie die der Körpergewichtsverlagerung eben nicht bloß »graue Theorie« sind.)
4.2.4 N-N-Kontakt (nach SUSMANN)
Was die Sitzhaltung angeht, so kann man noch ein anderes Kriterium zur Beurteilung heranziehen. Allerdings gilt dies nur bei längeren Gesprächen. Es handelt sich hierbei um ein Signal, das weniger eine Nachricht beinhaltet, als vielmehr eine innere Haltung aufzeigt. Ein Kollege, Herr Dr. Franz SUSMANN, hat für die Beschreibung das herrliche Wort »N-N-Kontakt« geprägt. Es geht nämlich darum, daß die Theoriebesagt, der Brustraum einer Person sage im Zweifelsfall über das wirkliche Interesse mehr aus als die Augen, wenn die beiden nicht in eine Richtung weisen. N-N steht für »Nase« und »Nabel«, ein sehr einprägsamer Ausdruck. In Gruppen kann man z. B. beobachten, daß Teilnehmer oder Gruppenleiter (auch Chefs), die von der Gruppe akzeptiert und respektiert werden, bei einer längeren Aussage nicht nur die Augen (Nasen), sondern auch die Brusträume (Nabel) der Gruppenmitglieder zugewandt bekommen. Andere Teilnehmer (oder Chefs) müssen froh sein, wenn die Augenpaare auf sie gerichtet werden, wieder andere werden nicht einmal angesehen. Wohlgemerkt – bei einer lebhaften Diskussion, bei der jeder Sprecher weniger als zwei Minuten lang spricht, kann man nicht erwarten, daß alle Teilnehmer ständig ihren Körper herumdrehen! Aber in Situationen, in denen der einzelne Sprecher mehr als 15 Minuten lang spricht (oder referiert), wird dieses Signal recht aussagekräftig. Auch bezüglich dieses Aspektes lohnt es sich, bei der nächsten Bundestagsdebatte einmal aufzupassen, wenn die Kamera das mehr oder minder geneigte Publikum erfaßt. Manche lesen irgend etwas oder unterhalten sich mit ihren Nachbarn, so daß sie weder Nase noch Nabel dem Sprecher zuwenden. Andere sitzen seitwärts, den Arm auf der Rückenlehne des Nachbarn, während sie ihr Gesicht (nicht immer die Augen) nach vorne wenden, usw.
Aber dieses Verhalten verändert sich dann doch ab und zu, wenn nämlich der Sprecher vorne steht, der anzusprechen weiß. (Leider sind das nur wenige!)
4.2.5 Über das Liegen
Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Ihre Schlafhaltung eine Signalwirkung haben könnte? Was meinen Sie wohl drückt jemand aus, der sich wie ein »Knäuel« zusammenzieht oder jemand, der das Bett so breitflächig »beherrscht«, daß kein anderer neben ihm Platz hätte? Glauben Sie, daß eine Bauch- bzw. Rückenlage etwas über den Schlafenden aussagen kann?
Nun, ein amerikanischer Psychiater, Samuel DUNKELL, glaubt das. In seinem Buch »Körpersprache im Schlaf« (24) beklagt er die Tatsache, daß trotz der mehr als 600 Abhandlungen, die jährlich über den Schlafpubliziert werden, praktisch nichts über die Schlafpositionen ausgesagt wird, wiewohl die ersten zaghaften Ansätze in dieser Richtung schon Jahrzehnte alt sind. Dies bedeutet aber auch, daß derzeit fast nur sein eigener Ansatz vorliegt. Es ist zu hoffen, daß Kinetiker sich bald auch dieses Themas annehmen. Wiewohl die Arbeit eines einzelnen noch mit Vorsicht betrachtet werden wird, lohnt es sich m. E. doch, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Ich finde einige seiner Schlüsse sehr einleuchtend, z. B. wenn er meint,
»daß ein enger Zusammenhang zwischen den
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