Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
Sie den Anus-Muskel zusammen. Nun beugen Sie sich leicht vor und versuchen Sie aufzustehen, ohne sich irgendwo aufzustützen und ohne die Kontrolle über den fest zusammengekniffenen Anus-Muskel zu verlieren.
Stop.
Nun, waren Sie neugierig genug, um es zu versuchen? Dann haben Sie bestimmt festgestellt, daß die Verspannung über das Rückgrat hinauf bis zu Ihrem Mund »gewandert« ist. Der sogestalt zusammengezogene und dabei leicht zugespitzte Mund ist eine andere Form des verpreßten Mundes als diejenige, in der wir die Lippen geradegehalten zusammenkneifen und die Mundwinkel dabei absenken. Erstere Form wird im amerikanischen mit dem Ausdruck »tight-ass« umschrieben.
Wenn ein Amerikaner von jemandem sagt, er sei ein »tight ass«, dann will er damit verschiedene Dinge andeuten: Zum einen kann dieser Mensch »seelisch verkrampft« sein, also weder offen noch spontan in seinen Äußerungen. Zum anderen kann er übertrieben zurückhaltend (auchgeizig) sein, so daß das Wort »Zurückhaltung« sowohl wördich als auch im übertragenen Sinne gemeint ist. Letztlich bezeichnet man auch jene Menschen so, die sich an ein engmaschiges Netz von Moralgeboten haften und gleichzeitig auch allen anderen verbieten, sich freier zu verhalten. Jemand, der eine Aktion »Saubere Leinwand« startet, weil er selbst solche »schlimmen« Filme nicht sehen darf (da seine Programme ihm dies verbieten) und der nun dafür sorgen will, daß andere sich seiner Moral gemäß verhalten sollen!
Wieder konnten Sie sehen, wie der Volksmund Zusammenhänge von physischer und seelischer Verkrampftheit deutet. Wenn wir diese wechselseitige Abhängigkeit der Physis und der Psyche bedenken – füllt es einen dann nicht mit Erstaunen, wie wunderbar unser Körper funktioniert? (Wobei wir wissen, daß zusätzlich noch zahllose autonome Vorgänge mitbeeinflußt werden. So verringert sich z.B. der Hautwiderstand bei Erregungen; die Hormone werden von Stimmungen beeinflußt und beeinflussen wiederum jene, usw.) Deswegen bevorzuge ich die östliche Einstellung, die nicht sagt »ich habe« einen Körper, sondern:
Ich bin mein Körper.
Genau so »ist« der Mitmensch »sein« Körper. Deswegen spricht der Körper ja immer (»mit«), wenn wir kommunizieren (oder alleine sind). Was nun die Mundwinkel angeht, so stellen sie nicht nur ein Sende-Instrument dar (indem andere von unseren Mundwinkeln unerhört viel »ablesen« können – und wir von ihnen), sondern: Gerade hier ist der Zusammenhang der wechselseitigen Beeinflussung von Physis und Psyche mit am leichtesten nachvollziehbar:
5.5.4 Smile!
Im Chinesischen heißt es: »Wer nicht lächeln kann, sollte keinen Laden eröffnen«.
Damit meint der ösdiche Weise jedoch nicht nur, daß der griesgrämige Ladenbesitzer negativ auf Kunden wirkt (die dann nicht wiederkommen), sondern er will auch über die seelische Verfassung eines solchen Menschen etwas aussagen: Ein Mensch, der nicht lächeln kann, ist auch sichselbst »nicht gut«. Er ist nicht im reinen mit sich, er ruht nicht in sich, er ist unzufrieden usw. Mit so einer Einstellung aber kann man sich nicht erfolgreich selbständig machen, sei es im Handel, in der Industrie, im Diensdeistungsgewerbe oder sonstwo.
Deswegen »feuern« amerikanische Manager nicht nur Verkäufer, die nicht lächeln können (7b), sondern auch Führungskräfte! Man könnte fast sagen: Spätestens ab der mitderen Führungsebene werden kaum Menschen eingesetzt, deren Mundwinkel chronisch »fallen«!
Wieder ein Versuch, der Sie sehr erstaunen wird, wenn Sie ihn durchführen: Das nächste Mal, wenn Sie so richtig »sauer« aus einem Gespräch herauskommen und bald in die nächste Gesprächssituation eintreten müssen, probieren Sie einmal zu lächeln, ehe Sie dem nächsten Partner begegnen 1 .
Im ersten Ansatz klingt der Rat natürlich absurd. Erstens haben Sie jetzt absolut keine »Lust« zu lächeln und zweitens wissen Sie, daß Sie allenfalls eine Grimasse zustande bringen können, aber kein Lächeln. Richtig und falsch.
Richtig soweit unsere Bemerkungen auch auf Sie zutreffen. Falsch aus einem anderen Grunde: Auch die »Grimasse«, das »gequälte Lächeln«, das »komische Grinsen«, das nun zustande kommt, zwingt Sie, Ihre Mundwinkel anzuheben!!!
Diese Tatsache löst nun eine Kettenreaktion aus, denn Körpersprache und Gefühl bedingen sich immer wechselseitig. Wenn Sie das »Grinsen« ca. 20 Sekunden lang einhalten, verändert sich plötzlich und ziemlich abrupt Ihr
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