Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
Durchführung Sie hauptsächlich auf den Mund achten wollen:
5.5.1 Ein Experiment zum Mundverziehen
Wenn wir uns anstrengen müssen, dann schließen wir oft den Mund. Manche stecken die Zunge etwas heraus, andere verkneifen den Mund (häufig sogar in einer schiefen Stellung). Darauf wollen Sie achten, wenn Sie Ihre Gruppe von Freunden am Bier- oder Kaffeetisch zum nächsten Versuch auffordern: Legen Sie drei Münzen auf Ihre flache Hand und zeigen Sie diese der Gruppe mit folgenden Worten: »Wer kann diese drei Münzen in seiner Hand festhalten, dabei jedoch gleichzeitig die mittlere Münze aus dem Stoß nehmen und nach unten schieben, ohne die Hand bzw. die Münzen irgendwo aufzustützen? D. h. also, daß die Münzen während der ganzen Zeit in einer Hand gehalten werden müssen.« Dann übergeben Sie die Münzen einem Freiwilligen.
Was Sie nun beobachten können sind Signale, die immer bei »normaler« Konzentration auftreten, aber auch in Situationen, in denen jemand etwas zum ersten Mal macht. (Wer solche Versuche noch nie durchgeführt hat, wird nämlich feststellen, wie wenig er die Bewegungen seiner Fingermuskeln unter Kontrolle hat, da er ja gleichzeitig die Handmuskulatur gebraucht, um den Münzenstoß festzuhalten!)
5.5.2 Die Mundwinkel
Mit das Wesendichste an einem Gesichtsausdruck dürften wohl die Mundwinkel sein. Im Folgenden finden Sie drei Gesichter, denen jeweils der Mund fehlt (7b). Diesen sollen Sie selbst einzeichnen, und zwar bei A, B und C jeweils den Mund, der unter a, b und c abgebildet ist:
a: Kaum merkliches Heben der Mundwinkel,
b: weder ein Heben noch ein Senken derselben und letztlich
c: abgesenkte Mundwinkel, ebenfalls kaum bemerkbar!
Abb. 8
Ist es schon außerordentlich verblüffend, wie stark der Gesamtgesichtsausdruck verändert wird, dann halte man sich vor Augen:
Im Gesicht gelten mimische Ausdrucksformen der drei Bereiche immer nur im Verband miteinander als Signale, die man Interpretieren kann.
Niemand kann nur die Mundwinkel eine Fraktion von einem Millimeter heben oder senken ohne gleichzeitig andere Muskeln im Gesicht bewegt zuhaben!
Ein sehr froh-zufriedenes Gesicht und ein unfroh-mißbilligendes unterscheiden sich nämlich hinsichtlich auf die Gesamt-Signale sehr stark voneinander:
Abb. 9
Deswegen bedeutet die folgende Information, die wir bezüglich der Mundwinkel geben, automatisch, daß diese anderen Signale immer »mitlaufen«.
Was der momentan verpreßte Mund bedeutet, haben wir ja schon angesprochen. Hier nun soll es uns um Menschen gehen, deren Mund so häufig verpreßt war, daß sich tiefe Linien von den Mundwinkeln abwärts gebildet haben (s. Kap. 5.4 ). Zwar erwähnten wir bereits, daß diese Linien durch Krankheit oder schweres Schicksal hervorgerufen worden sein können (s. Kap. 5.1 ), aber häufig sind diese Linien das Resultat einer Entwicklung, die man wie folgt beschreiben könnte: In der Jugend hatten diese Menschen noch Illusionen! (Bei jungen Menschen kann man beobachten, daß ihre Mundwinkel eher die Tendenz haben, sich nach oben zu bewegen.) Dann verloren diese Menschen eine Illusion nach der anderen. Sie erlebten Frustrationen, sie wurden unzufrieden, sie merkten mehr und mehr, wie viele ihrer Ziele, Wünsche und Hoffnungen ihnen entglitten. Dies hat sie verbittert. In den mittleren Jahren des Lebenshaben solche Menschen häufig eine dünne Linie dort, wo die Lippen sein sollten. Später wird das Absenken der Mundwinkel chronisch, geht jedoch auch mit einem Zusammenpressen der Lippen einher, ein Akt der Kraft kostet und durch Muskel-Ära/f erzeugt wird. Dieser Prozeß führt dann zu den tief »eingekerbten« Linien von den Mundwinkeln nach unten. So daß dieser chronisch verpreßte Mund häufig einen desillusionierten, unzufriedenen oder unglücklichen Menschen andeuten kann, dem man heute schwerlich etwas »recht« machen kann. Solche Leute haben oft viel Selbstmitleid und finden im allgemeinen alles furchtbar beklagenswert oder »unmöglich« (s. auch Kap. 8.6.1 und 8.6.2 ).
Aber es gibt noch eine andere Art von verpreßtem Mund, bei dem der »verpreßte« Mund eher schnutenartig zusammengezogen wird, fast so, als wolle man besonders höhere Töne pfeifen.
5.5.3 Der verpreßte Mund
Eric BERNE schlägt in einem seiner Bücher folgendes Experiment vor, in dem nicht nur die Gesichtsmuskeln, sondern auch die Muskeln des Rückens mit den Mundwinkeln im Verband arbeiten: Setzen Sie sich hin (wenn Sie nicht sowieso gerade sitzen) und pressen
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