Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
jemandem begegnen, der nach einem Blick auf Ihre Fingernägel feststellt: »Sie leiden seit ca. 3 Wochen an einem akuten Kalziummangel 1 .« Gehen Sie dann zum Arzt, wird er Ihnen dies wahrscheinlich bestätigen. Warum? Erstens, weil auch die Nägel zur Haut gehören, zweitens, weil ein Nagel ca. 6 Monate braucht, um vom Hautansatz bis über die Fingerkuppe hinweg zu wachsen, so daß man hier sogar »kalenderartig« etwas über Zeiträume aussagen kann. Wohingegen ein beobachteter Grauton im Gesicht keinerlei Hinweise darauf gibt, ob er erst seit Tagen oder schon seit Wochen dagewesen war.
Kurzfristige Signale der Haut erleben wir auch, wenn uns die »Haare zu Berge stehen« (Haare gehören zur Haut), wenn wir eine Gänsehaut bekommen, wenn es uns »kalt den Rücken hinunterläuft« (oder heiß). Langfristig »schreibt« die Haut aber auch Störungen »auf«, so daß ein Fachmann sie mit einem Blick schnell »ablesen« kann.
Trotzdem braucht man jahrelange, ständige Übung (mit laufenden Erfolgskontrollen über Labortests), um wirklich »den Blick« für diese Signalgruppen zu schulen. Ähnlich schwierig ist es, den »richtigen« Blick für andere Signale der Körper-Sprache zu entwickeln, um z. B. aus der Spannung der Haut, dem Muskeltonus u. ä. Informationen ablesen zu wollen. Allerdings: so manche Mutter, mancher (Land-)Arzt, mancher Pfarrer haben diesen Blick, im Gegensatz zu vielen Psychologen, Psychiatern und Schulmedizinern!
6.3.2 Signale der Seele
Wir hatten unter Kap. 4.2 schon einmal das japanische Konzept des Hara erwähnt und auf DÜRKHEIMs faszinierendes Buch mit demselben Titel (22) hingewiesen. Hier ein Zitat aus diesem Werk:
»Brust heraus – Bauch herein … ›Ein Volk, bei dem dieser Spruch zu einer allgemeinen Anweisung werden konnte, ist in großer Gefahr‹ – so sagte mir ein Japaner im Jahre 1938.
›Brust heraus – Bauch herein‹ ist die kürzeste Formel für eine grundsätzliche Fehlhaltung des Menschen, genauer gesagt: für die Körperhaltung, die eine falsche innere Haltung nahelegt und fixiert.
(Denn) das ›Brust heraus – Bauch herein‹ verleitet zu einer Haltung, die den Aufbau der natürlichen Ordnung verfehlt. Wo sich der Schwerpunkt mach oben‹ verlagert und die Mitte abgeschnürt wird, wird auch das natürliche Verhältnis von Spannung und Lösung durch ein Mißverhältnis verdrängt. Es wurzelt der Mensch als Lebewesen nicht in sich selber.« (S. 11)
Während wir im Kapitel 4.2 die Haltung bereits auf eine Signalwirkung hin untersuchten, geht DÜRKHEIMs Analyse einen Schritt weiter, indem sie grundsätzlich die Haltung als Signal der Seele auffaßt. Dies zeigt das folgende Zitat, indem DÜRKHEIM (22) sogar dem Sinn des Lebens nachspürt und diesen in Bezug zur Haltung setzt:
»(Wenn die rechte Mitte fehlt) … dann verschiebt sich das Gleichgewicht seiner (= des Menschen) Kräfte, und das aufgeblasene Ich verstellt den Weg in die Höherentwicklung… Dem wahren Sinn alles menschlichen Lebens kann das Ich als Zentrum unseres natürlichen Bewußtseins nur dienen, wenn es, statt sich zum Herren aufzuspielen, Diener bleibt eines Größeren Lebens. Wo ›Brust heraus – Bauch herein« die Devise (ist), setzt das kleine Ich sich auf den Thron …« (S. 6)
Wir sehen also, daß der Begriff »Körpersprache« weit mehr umfassen kann, als das Interpretieren einer Signalgruppe auf das Hier und Jetzt bezogen. Sowohl die Signale der Haut als auch die Signale der Seele sagen mehr über uns, unabhängig von diesem kleinen Augenblick. Vorausgesetzt es gibt jemanden, der auch solche Signale zu deuten wagt.
Ich habe wiederholt festgestellt, daß Dtutungsversuche dieser Signale der Seele mit nachfolgender Erfolgskontrolle im Sinne der gezielten Frage im Freundeskreis zu unerhört faszinierenden Diskussionen führen kann, aus denen man z.T. recht nachdenklich heraus kommt. Falls Sie dies selber testen wollen…
6.4 Handlung als Signal
Wir hatten ja schon einmal darauf verwiesen, daß nicht jede Handlung eine Hand-lung darstellen muß. Wollen wir uns beiden Arten von Verhalten zuwenden.
6.4.1 Handlungen
Viele Kinesiker interpretieren jedes Verhalten im Sinne einer »Gebärde«. Wobei gerade psychoanalytisch ausgerichtete Verhaltensforscher hier oft FREUDianische »Deutungen« heranholen. So wird das Vergessen einer versprochenen Handlung als ein Nicht-Wollen derselben interpretiert. Ein Versprechen wird als FREUDsche Fehlleistung nach dem eigentlichen Sinne hin untersucht, den
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