Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
wenigen Minuten feststellen werden, daß sie zur selben Gruppe gehören werden. Nun warten sie auf den Aufzug. Jeder kam einzeln aus dem Frühstücksraum, bewegt sich jetzt auf den Auf zug zu, sieht, daß dieser noch unterwegs ist und wartet.
Deutsche oder amerikanische Manager werden sich (meist in dunklen Anzügen) wie fünf Pinguine schweigend neben- und hintereinanderstellen, dabei so viel Abstand halten wie möglich und meist gebannt die Anzeigelämpchen beobachten, die den Weg des Lifts signalisieren. Wenn die Türe sich öffnet werden sie einsteigen, ohne sich zu berühren, und sich sofort so auf die Kabine verteilen, daß jeder seine Intimzone möglichst weitgehend schützen kann. Sie stehen stocksteif, warten mit unbewegter Miene bis der Lift sich in Bewegung setzt und starren wiederum gebannt auf das kleine Lämpchen. Öffnet sich die Türe endlich, verlassen sie den Lift, lesen die Tafel, die einem jeden zeigt, daß sie sich zu Raum Nr. 15 begeben müssen und bewegen sich nun vorwärts, wiederum denselben Abstand voneinander einnehmend. Im Seminarraum angekommen, suchen sie zuerst ihren Platz (wir nehmen an, daß Namenstafeln diesen anzeigen). Jetzt erst werfen sie erste Blicke umher. Jetzt erstanerkennen sie den Fakt, daß sie sich untereinander schon fast ein wenig kennen, denn sie werden einander mit einem leichten Kopfnicken (vielleicht sogar mit einem angedeuteten Lächeln begrüßen), ehe sie ihre Augen schweifen lassen und die anderen, die »ganz Fremden« kurz betrachten.
Weil wir gerade beim Seminar sind, wollen wir kurz auf ein Phänomen hinweisen, das auf Revier-Verhalten beim Menschen schließen läßt. Spätestens nach der ersten Kaffeepause hat jeder sich auf »seinen« Platz eingestellt. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, steuert er diesen Platz nach der Pause wieder an. Ich habe in manchen Seminartypen während der Pause die Namensschilder und die Unterlagen der Einzelnen an andere Plätze gebracht, um der Gruppe zu demonstrieren wie »sauer« bzw. unwillig oder unangenehm berührt die meisten Menschen in einer solchen Situation reagieren! Denn: Wir hatten gesagt, daß wir uns innerhalb unserer »Blase« (Intimzone) sicher fühlen. Dasselbe gilt aber auch für »unseren Platz«, er wird zu unserem Revier, d. h. zu unserer erweiterten Intimzone. Deshalb ist ja das Tisch-Experiment (s. Kap. 7.1.5 ) so interessant und aufschlußreich. Übrigens machen hier Ober und Bedienungen oft grobe Fehler, indem sie sich auf den Tisch aufstützen oder einfach einen Aschenbecher, ein Salzfäßchen u. ä. wegnehmen, ohne zu fragen. Ob der Gast dies(en) nun benötigt oder nicht, ist von keiner Bedeutung. Er empfindet dieses Hineingreifen in sein Revier als unangenehm. Wenn Sie das nächste Mal auswärts essen, können Sie gerade diesbezüglich recht interessante Beobachtungen machen.
Die persönliche Zone, in Verbindung mit diesem Revierverhalten, kann man auch in Büchereien gut beobachten. Jeder sucht sich einen Platz der von den anderen mindestens so weit getrennt ist, daß der Abstand der persönlichen Zone entspricht. Setzt sich nun jemand dichter heran, als das ungeschriebene Gesetz erlaubt, wird er Abstands-Verhalten beobachten können. Diese Abwehrsignale werden um so stärker ausgeprägt sein, je leerer der Lesesaal ist, d. h. je mehr Platz zur Verfügung steht (28)!
7.3 Die soziale Zone
Dies ist der Bereich, der an die persönliche Zone angrenzt. Wer sollte diese Distanz zu uns einnehmen?
Unsere soziale Zone ist für soziale Kontakte oberflächlicherer Art reserviert, z. B. für Bekannte, die meisten Kollegen und die meisten Chefs!
Hier sollte ein Chef sich aufhalten, es sei denn, seine Beziehung zum Mitarbeiter ist eine überdurchschnittlich gute! Hier halten sich auch die meisten Kollegen auf und hier sollten sich alle Berater solange aufhalten, bis der Kunde eindeutig signalisiert, daß man ihm näher treten darf!
Abb. 12
Die Grenze zwischen der persönlichen und der sozialen Zone können Sie spielerisch ermitteln lernen: Wenn Sie in einer Gruppe sind, deren Mitglieder sich z. T. sehr gut, z. T. nur oberflächlich kennen, dann kann sich je ein Spieler in die Mitte des Raumes stellen. Je ein zweiter geht langsam auf ihn zu, bis der andere ihm durch das Wort »Stop« zeigt, daß es »nah genug« ist. Falls sie und Ihre Freunde mehr lernen wollen, kann die Aufgabenstellung auch sein, daß der in der Mitte Stehende nichtsprachlich zum Ausdruck bringen muß, wann es »nah genug« ist
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