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Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Titel: Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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erzählte ein Schauspieler, der jahrelang den Vater einer deutschen »Fernsehfamilie» gespielt hatte, in einem Interview: »Da lesen die Leute was über mein Privatleben in der Illustrierten. Dann erkennen sie mich im Supermarkt und wagen es, mir Ratschläge bzw. Kritik bezüglich meines Privatlebens zu geben! Mit welchem Recht tun die Leute das?!«
    Nun, sie haben natürlich kein Recht dazu, aber es gibt ein Phänomen, welches dieses Verhalten zumindest erklären kann: Überlegen Sie einmal mit: Dieser Schauspieler agiert oft Woche für Woche in Ihrem Wohnzimmer 1 , d. h. in Ihren engeren Zonen. Aus seiner Sicht gehören Sie in seine öffentliche Zone. Sie sind ein Zuschauer aus dem fernen TV-Land, den er nicht persönlich kennt (und vielleicht auch nicht kennen möchte). Er hingegen war schon so oft »bei Ihnen«, in Ihrem Wohnzimmer, daß Sie ihn als »näher« empfinden, als er sich Ihnen gegenüber fühlen wird!
    Nun haben wir an diesem Beispiel gesehen, daß man einem anderen sowohl im Sinne körperlicher Distanz als auch im übertragenen Sinne zu nah kommen kann. Zwar sind die wissenschaftlichen Untersuchungen in diesem Punkt noch nicht abgeschlossen, noch nicht einmal intensiv begonnen worden, aber ich möchte doch eine Hypothese in den Raum stellen, die ich für sehr wahrscheinlich halte:
    Es gibt einen direkten Bezug zwischen der Mißachtung der räumlichen Zone des anderen und seinem Gefühl, ihm im übertragenen Sinne zu nahe kommen!
    Ich meine wiederholt festgestellt zu haben, daß Leute, die keinen Sinn für die Intimsphäre eines anderen haben, auch seine Intimzone betreten, ohne seine Abwehrsignale zu registrieren! Und ich meine, daß Leute, die anderen körperlich zu nahe treten (z. B. Chefs, die sich in der persönlichen Zone aufhalten), ihnen auch seelisch oft zu nahe treten! Es ist, als hätten sie einen Panzer, so daß sie von den »Stacheln« anderer nicht verletzt werden können, während sie häufig andere verletzen, wenn wir das Stachelschwein-Beispiel SCHOPENHAUERS noch einmal als Analogie verwenden! (Vgl. S. 153.)

7.5 Signale des Abstandes
    Nun erleben wir eine interessante Kombination: Je mehr jemand über die Abwehrsignale des Abstandes lernt, desto eher wird er m. E. dieselben Signale erkennen lernen, wenn er jemandem seelisch »auf die Füße tritt«, wiewohl er sich vielleicht dreieinhalb Meter entfernt in einem anderen Sessel befindet!
    Ein aktives Einüben gerade der Abstands-Aspekte wird daher in vielen Situationen (beruflich wie privat) Früchte tragen, in denen man dem anderen im übertragenen Sinne zu nahe zu treten droht! Dies geht viele Familienväter ebenso an wie Mütter, Geschwister, Freunde und Menschen, die ja »nur helfen wollen«, oft aber nicht merken, daß sie dabei »zu weit« gehen und den anderen verletzen. Wie in »Psycho-logisch richtig verhandeln« (7b) schon angedeutet, ist gegen einen Rat, den ich jemandem gebe, um ihm zu helfen, nichts einzuwenden, solange ich nicht beleidigt reagiere, wenn er ihn nicht annehmen will!! Gerade letztgenannte Reaktion zeigt oft, wie »egoistisch« so manches »Helfen-Wollen« in Wirklichkeit ist, bzw. wie schwer es sein kann, sich einer Person zu erwehren, die einem zu nahe tritt, weil sie uns ja nur »helfen« wollte!

Kapitel 8
Tonfall
    Erinnern Sie sich noch? Wir hatten im Vorwort darauf hingewiesen, daß ein bewußtes Sich-Auseinandersetzen mit der Körpersprache in gewisser Weise die Beschreibung der Welt verändern kann. Wenn ich nämlich lerne, nichtsprachliche Signale wahrzunehmen, sie zu beschreiben und zu deuten, dann nehme ich sozusagen eine »andere Wirklichkeit« wahr. Auch den Kinesikern war es so gegangen. Nachdem ihr Interesse für nichtsprachliche Aspekte der Kommunikation geweckt war, begannen sie diese zunächst so exklusiv zu studieren, daß sie dabei das gesprochene Wort völlig außer acht ließen. BIRDWHISTELL, den viele als den »Vater der Kinesik« bezeichnen würden, sagt hierzu (5e):
    »Die frühen Arbeiten der Kinesik waren zunächst darauf konzentriert, einzelne Kineme, Kinemorpheme und komplexe kinemorpheme Konstrukte zu isolieren, die man in der nichtverbalen Kommunikation entdeckte.« (S. 133)
    Dann aber veränderte sich dies, als nämlich immer mehr Kommunikationsforscher, die sich sowohl mit semantischen als auch mit kinetischen Aspekten befaßten, begannen, beide Aspekte gleichzeitig zu beachten. BIRDWHISTELL beschreibt diese neue Art der Wahrnehmung (5e):
    »Zunächst wurde (die Sprache)

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