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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Anrufe lediglich aufzeichnete. In mir war kein Gefühl.
    Perfektion ist so selten, daß es interessant ist, auf einen Fall zu stoßen, in welchem jemand in jeder Hinsicht perfekt falsch vorgegangen ist.
    Würde ich jetzt meine kleine Liste hervorgezogen haben, ich hätte keinen Punkt abhaken können. So oder so. Ich hatte Haber nicht gefeuert, und ich verspürte auch keine Lust mehr dazu, denn in diesem Fall hatte er nicht einmal so schlecht gearbeitet wie ich; die Resultate wiesen es aus. Ich hatte die Kinder besichtigt, nun gut. Ein wenig zu spät. Ich hatte Connick gesehen, den Opponenten Nummer Eins gegen den arkturischen Antrag, und was ich erfahren konnte, würde Connick Schaden zufügen, nun ja, aber ich vermochte nicht einzusehen, wie es uns eine erfolgreiche Arbeit ermöglichen sollte. Und selbstverständlich war ich weit entfernt davon, Candace Harmon zu heiraten.
    Denke nach, dachte ich, als ich mit dem Stummel eine neue Zigarette entzündete, da war ein fünfter Punkt, und auch in dieser Hinsicht war ich gescheitert.
    Die Klassiker der Public Relations beweisen uns deutlich, wie wenig sie mit Vernunft gemein hat, und doch hatte ich mir erlaubt, in die älteste und höchst schwachsinnige Falle zu tappen, der man in unserer Branche begegnen kann. Man erinnere sich der Meisterstreiche unserer Branche: »Die Juden versetzten Deutschland den Dolchstoß!« – »Achtundsiebzig (oder neunundfünfzig oder einhundertundacht) zugelassene Kommunisten im State Department!« – »Ich will nach Korea!« Für ein Thema ist Rationalität nicht genug; in der Tat ist sie schädlich, wenn man die Drüsen der Menschen anregen will, weil es, vor allen anderen Aspekten, einen so neuen, frischen und revolutionär einfachen Eindruck hinterlassen muß, daß ein bedrückendes, verwirrendes und unbequemes Problem plötzlich in einem aufmunternden und hoffnungsfrohen Licht erscheint. Oder so mußte der Durchschnittsmensch es sehen. Und seit er jede Menge Unfreundlichkeiten einstecken, quälende Stunden auf der Suche nach einem kleinen persönlichen Glück im Angesicht eines bankrotten Deutschland verbringen, in der Angst vor einem Machtwechsel oder in einem Krieg ohne Aussicht leben mußte, seither vermag keine rationale Lösung mehr der Engstirnigkeit beizukommen … weil er bereits alle rationalen Lösungen begutachtet und sie entweder für nutzlos oder für zu kostspielig befunden hat.
    Was ich in Belport hätte konzentriert anwenden müssen, war das breit angelegte, irrationale, geistesverwirrende Spektakel. Die Aktion ›Big Lie‹, wenn man so will. Und ich hatte es kaum zu einer geringfügigen Flüsterpropaganda gebracht.
    Zu sehen, auf welch vielerlei Weise ich den falschen Weg gegangen war, erwies sich als interessant. Einschließlich der, mag sein, größte Irrweg: Candace Harmon war mir durch die Lappen gegangen. Und dann, während ich solchen Gedanken nachhing, die in mir beinahe Haß gegen mich selbst weckten, läutete die Tür, und ich öffnete, und davor stand dieser Bursche im Olivgrün der Raumtruppe und sagte: »Folgen Sie mir, Mr. Gunnarsen, das Team von der Waffenstillstandskommission möchte mit Ihnen reden.«
    Für einen schockartigen Moment war ich wieder neunzehn Jahre alt. Ich war Raumsoldat 3/c auf dem Mond und schützte die Aristarchus-Basis vor Invasoren aus dem All. (Damals hielten wir das alle für einen großen Witz. Das zeigt, wie ein Witz recht unglücklich zu bitterem Ernst werden kann.) Dieser Bursche war ein Colonel, sein Name Peyroles, und er führte mich den Gang hinunter zu einem Privataufzug, den ich nie bemerkt hatte, und der uns in das Pilzdach beförderte, in eine Zimmerflucht, gegen die meine wie der Keller unter der Hunderennbahn zu Old Levittown wirkte. Der Geruch wurde übermächtig. Jetzt fiel mir die passende Antwort auf diese Zumutung ein, und ich holte mein Nasopax heraus. Der Colonel sah mich nicht einmal an.
    »Setzen Sie sich!« bellte er und ließ mich vor einem nicht in Betrieb befindlichen Heizungskörper stehen. Etwas war los; aus einem Nebenzimmer vernahm ich mehrere Stimmen.
    »… eine Puppe verbrannt, und, bei Gott, wir werden einen richtigen verbrennen …«
    »… riecht wie ein Stinktier …«
    »… dreht mir den Magen um …«
    Und der letzte Sprecher, wer immer es sein mochte, kam der Sachlage so ziemlich am nächsten – obwohl ich innerhalb der wenigen Sekunden, seit ich die Zimmerflucht betreten hatte, den Geruch fast nicht mehr wahrnahm. Es war komisch, wie man

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