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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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befanden, war ebenfalls ein solches Haus, und von meinem Fenster aus vermochte ich drei weitere zu sehen, undeutlich unter und über mir erkennbar, zu beiden Seiten, und hinter ihnen bemerkte man die kirchturmähnlichen Apartmentbauten der Wohnviertel. Ich konnte auf dem Hauptverkehrsstraßen eine langsam daherkriechende Schlange von bunt geschmückten Fahrzeugen erkennen, versehen mit den Parolen unserer Umzüge. Oder denen der Opposition. Aus vierhundert Fuß Höhe schien der Unterschied keine Rolle mehr zu spielen.
    »Du weißt, Schatz«, sagte ich, als sie das 3-V abschaltete, »daß es unvernünftig ist. Ich gebe zu, daß das mit den Kindern eine traurige Angelegenheit ist, und wer könnte sich ihrem Anblick verschließen? Aber sie haben verdammt nicht das geringste damit zu tun, ob die Arkturier draußen am See einen telemetrischen Stützpunkt mit Handelsaufgaben bekommen oder nicht.«
    Candace sagte: »Warst du es nicht, der mir beigebracht hat, daß Logik nichts mit Public Relations zu schaffen hat?«
    Sie stellte sich neben mich an das Fenster, machte eine Drehung, setzte sich halb auf die Leiste und las von ihrem Notizblatt vor.
    »Zwischentestergebnisse um einen halben Punkt positiver … Haber sagt, ich könne dir versichern, das sei ein Sieg – es würde gewiß noch zwei weitere Punkte geben, ohne Berücksichtigung der arkturischen Kätzchen. Die Briefe wegen der Angebote sind abgeschickt. Chikago genehmigt eine Budget-Erhöhung. Das ist das wichtigste.«
    »Danke.« Die Tür läutete, und sie wandte sich ab und ließ den Kellner mit dem Essen ein. Ohne großen Appetit sah ich ihr zu, außer vielleicht Appetit auf das, was im Menü nicht enthalten war: Candace selbst. Dennoch versuchte ich zu speisen.
    Candace war anscheinend nicht geneigt, mir die Einnahme des Essens zu erleichtern. Statt dessen verhielt sie sich in der Tat so, wie es ansonsten beileibe nicht ihrem Charakter entsprach. Während des ganzen Essens redete sie, und ihr einziger Gesprächsstoff waren die Kinder. Ich hörte von Nina, die mit fünfzehn Jahren nach Donnegan General gekommen war – die mit niemand sprechen wollte, einundfünfzig Pfund wog und schrie, bis man ihr erlaubte, sich unter dem Bett zu verstecken. »Und nach sechs Monaten«, sagte Candace, »gab man ihr ein Püppchen, und durch des sen Mund sprach sie zu ihnen.«
    »Woher weißt du das alles?« fragte ich.
    »Von Tom. Und dann gab es dort die entkeimten Kinder …«
    Sie erzählte mir von ihnen, über die Reihen von Injektionen und Markeinpflanzungen, die nötig geworden waren, die Abwehrkräfte der Körper zu reaktivie ren, ohne die Patienten umzubringen. Und von jenen mit den zerstörten Gehör- und Sprachzentren; wahrscheinlich hatten die Arkturier sich für die Frage interessiert, ob Menschen ohne lautliche Artikulation zu rationalem Denken fähig sind. Von jenen, die zu Ernährungsforschungen mit chemisch erzeugter purer Glukose aufwachsen mußten. Von jenen, die man künstlich zu Blutern gemacht hatte. Von den Kindern ohne Tastsinn und den Kindern ohne entwickelte Muskulatur.
    »Tom hat dir all das erzählt?«
    »Und einiges mehr, Gunner. Und bedenke, das sind die Überlebenden. Einige Kinder, die umsichtig genug waren …«
    »Wie lange kennst du Tom?«
    Sie legte ihre Gabel nieder, schüttete Zucker in den Kaffee und nahm einen Schluck, während sie mich über den Rand der Tasse anschaute. »Oh, seit ich hier bin. Zwei Jahre. Seit kurz vor der Ankunft der Kinder, natürlich.«
    »Sehr gut, nehme ich an.«
    »O ja!«
    »Er mag diese Kinder wirklich – das habe ich bemerkt. Und du magst sie auch.«
    Ich schlürfte weiter meinen Kaffee, der wie dünnes Spülwasser schmeckte, langte nach einer Zigarette und sagte: »Ich glaube, ich habe womöglich zu lange gewartet, für deine Situation hier, oder wie?«
    »Nun ja, Gunner«, sagte sie vorsichtig. »Ich denke, wahrscheinlich hast du den Zug abfahren lassen.«
    »Ich will dir sagen, was ich noch glaube, Schatz. Ich glaube, du hast mir etwas zu sagen, was nicht die Ab stimmung in der nächsten Woche betrifft.«
    Und sie sagte, nicht ungewichtig: »In der Tat, Gunner, Weihnachten werden Tom Whitling und ich heiraten.«
     
    Ich schickte sie in die Filiale zurück und streckte mich rauchend auf dem Bett aus; dabei beobachtete ich den Rauch, wie er von den Ventilatoren in den Wänden aufgesogen wurde. Es war ziemlich friedlich und ru hig, weil ich den Schreibtisch so eingestellt hatte, daß er bis auf weiteres alle

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