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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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kommen? Laß uns zusammenfassen, was du bisher erzählt hast. Da ist der Bursche namens Eisele, und er hat sich etwas ausgedacht, verrückt, aber es funktioniert.«
    »Also – ja.«
    Marchand lehnte sich behutsam zurück und schloß die Augen.
    »Das heißt, wir haben uns alle geirrt. Besonders ich. Und unsere gesamte Arbeit …«
    »Warte, Norman! Das darfst du niemals denken. Unsere Arbeit hat alle Voraussetzungen geschaffen. Ohne dich hätten Leute wie Eisele gar nicht die Möglichkeit dazu gehabt. Weißt du nicht, daß er mit unserer Unterstützung arbeitet?«
    »Nein. Das wußte ich nicht.« Marchand warf der Tycho Brahe einen kurzen Blick zu. »Aber das hilft nicht viel. Ich vermute, daß fünfzigtausend Frauen und Männer, die eine große Spanne ihres Lebens dem Kälteschlaf geopfert haben, ähnlich wie du über meine Arbeit denken. Aber ich danke dir. Du hast mir gesagt, was ich wissen wollte.«
     
    Als eine Stunde später Czerny in den Kartenraum trat, empfing Marchand ihn mit den Worten: »Ist mein Zustand gut genug, um eine Smith-Transformierung zu überstehen?«
    Der Doktor stellte seine Tasche ab und nahm in einem Sessel Platz, bevor er antwortete.
    »Wir haben niemand zur Verfügung, Norman. Seit Jahren gab es keinen Freiwilligen mehr.«
    »Nein. Ich meine keinen menschlichen Körper. Ich will keinen selbstmordgefährdeten Spender – Sie sagten selbst, daß die menschlichen Transformierungen manchmal aus unerfindlichen Gründen Selbstmord begehen. Ich denke an einen Schimpansen. Warum sollte ich es besser haben als der junge Mann – wie war sein Name?«
    »Sie meinen Duane Ferguson.«
    »Klar. Warum sollte es mir besser gehen als ihm?«
    »Hören Sie auf, Norman. Sie sind zu alt. Ihre phospholipoide …«
    »Zum Sterben bin ich nicht zu alt, oder? Und mehr kann mir schließlich nicht passieren.«
    »Es wäre nicht stabil! Nicht in Ihrem Alter; Sie verstehen die chemischen Notwendigkeiten nicht. Ich könnte Ihnen nicht mehr als ein paar Wochen versprechen.«
    »Tatsächlich!« sagte Marchand fröhlich. »Soviel hatte ich gar nicht erwartet. Das ist mehr als Sie mir jetzt versprechen können.«
    Der Doktor wollte ihm das Vorhaben ausreden, aber Marchand hatte in sechsundneunzig Jahren zahlreiche harte Kämpfe gegen ihn ausgefochten und immer das letzte Wort gehabt, und nebenbei, er war Czerny gegenüber im Vorteil. Der Doktor wußte sogar besser als Marchand, daß ein hitziger Streit ihn umbringen wür de. Als Czerny das Risiko einer Smith-Transformierung gegen das Risiko aufwog, darüber zu diskutieren, runzelte er mürrisch die Stirn, schüttelte widerwillig den Kopf und ging.
    Langsam steuerte Marchand seinen Rollstuhl hinterdrein.
    Er mußte sich nicht eilen, um die vielleicht letzte Tat seines Lebens einzuleiten. Es blieb noch jede Menge Zeit. Im Institut unterhielten sie einen Vorrat speziell gezüchteter Schimpansen, aber es würde mehrere Stunden in Anspruch nehmen, ein Exemplar vorzubereiten.
    Ein Verstand verfiel bei der Smith-Transformierung der Verdammnis. Der Mensch würde zuletzt noch in der Lage sein, in den eigenen Körper zurückzukehren, bei einem Risiko von weniger als fünfzig Prozent Fehlerquote. Aber der Schimpanse würde nie mehr derselbe sein. Marchand überließ sich ganz der einsetzenden Strahlendosis, den feinen Titrationen seiner Körperflüssigkeiten, dem endlosen Ziehen und Schneiden und Kneifen. Er hatte schon zusehen können, es lagen für ihn keine Überraschungen in der Prozedur … er hatte jedoch nicht gewußt, daß es so sehr schmerzte.
     
III
     
    Marchand versuchte, sich nicht auf die Knöchel der Hände zu stützen (aber es war schwer, der Affenkörper war zum Krauchen gebaut, die Arme waren zu lang, um bequem an den Seiten baumeln zu können), und watschelte zu seinem Polster; er bog sein steifes Schimpansenrückgrat zurück, um auf diesem verfluchten Ding aufblicken zu können. Dan Fleury trat zu ihm. »Norm?« fragte er zweifelnd. Marchand versuchte zu nicken; es war nicht gerade ein Erfolg, aber Fleury verstand. »Norman«, meinte er, »dies ist Sigmund Eisele. Der Erfinder des ÜL-Antriebs.«
    Marchand erhob einen langen Arm und streckte eine Hand aus, die sich dem Versuch, geöffnet zu werden, widersetzte; sie war bestimmt, zur Faust gekrümmt zu werden. »Graddhulüre«, sagte er, so deutlich wie er konnte. Es war ohnehin besser, die Hand des jungen, dunkeläugigen Mannes nicht zu drücken, der ihm vorgestellt wurde. Man hatte ihn gewarnt, daß die

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