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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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sind hartnäckig«, sagte er. »Das ist neben der Disziplin der wichtigste Grund für ihren Erfolg. Wie gesagt, man kann sie bezwingen. Sie geben sich jedoch nicht ohne Weiteres geschlagen. Sie machen es wie beim Zureiten von Pferden. Wirft der Gaul sie ab, steigen sie sofort wieder auf. Das Pferd mag stärker sein. Aber sie sind schlauer. Disziplinierter. Hartnäckiger.«
    Â»Und wenn sie das Pferd einmal zugeritten haben, tut es für den Rest seines Lebens, was sie wollen.«
    Das Lächeln aus Irmins Gesicht verschwand. Sein Mund wurde schmal und er legte den Kopf schief. Er schien nachzudenken. »Meistens«, erwiderte er schließlich. »Aber es gibt auch Pferde, die werfen dich ab, wenn du nicht damit rechnest.« Erneut legte er eine Pause ein und Fastrada hatte den Eindruck, dass das Thema ihn aufwühlte. »Tiberius hatte einen jüngeren Bruder«, sagte Irmin. »Drusus. Drusus war ein glänzender Heerführer. Er hat gegen unsere Väter gekämpft, als wir mit den Römern im Krieg waren. Was heißt wir – du warst damals noch gar nicht geboren, und ich war klein. Achtzehn Jahre ist das her. Auf dem Rückweg von einem Feldzug an die Elbe fing sein Pferd wie aus heiterem Himmel an zu buckeln undwarf ihn ab. Er war ein erstklassiger Reiter, und niemand konnte sich erklären, warum der Gaul plötzlich verrücktgespielt hat. Einige sagen, es sei eine Warnung der Götter an die Römer gewesen. Eine riesige Frau wollte man gesehen haben, die Drusus am Ufer der Elbe entgegengetreten sei und ihm seinen bevorstehenden Tod verkündet habe.«
    Â»Aber den Krieg haben sie trotzdem gewonnen«, warf Fastrada ein.
    Irmin lachte auf. »Natürlich«, sagte er. »Den Krieg haben sie gewonnen. Und dennoch: Drusus ist an seinen Verletzungen gestorben.«
    Â»Was willst du damit sagen?«
    Â»Nichts. Nur dass man nie glauben sollte, sein Pferd durch und durch zu kennen. Irgendwann kann es einen abwerfen. Und dabei kann man sich das Genick brechen.«
    Fastrada nahm den Faden wieder auf. »Und danach hat mein Onkel Segimer dich nach Rom geschickt.«
    Irmin grinste seine Cousine an. »Damit sie mich zureiten, meinst du?«
    Â»Das hast
du
gesagt. Hättest du denn Lust gehabt, sie abzuwerfen?«
    Â»Warum hätte ich das tun sollen? Sie haben mich gefüttert.«
    Fastrada kicherte. »Mit Hafer?«
    Â»Nein«, sagte Irmin. »Mit Wissen.«
    Â»Das hat sie nichts gekostet«, entgegnete Fastrada, um ihn zu provozieren. »Wissen kann man abgeben, ohne dass man selbst hinterher weniger davon hat.«
    Â»Ich habe noch mehr bekommen«, sagte Irmin. »Einen neuen Namen zum Beispiel.«
    Â»Hast du schon erzählt. Wie lautet der noch mal?«
    Â»Caius Julius Arminius.«
    Â»Klingt edel.«
    Â»Ist er auch. Sie haben mich in den Ritterstand erhoben. Den Siegelring hat mir Tiberius persönlich übergeben.« Irmin streckte ihr seine rechte Hand hin. Am kleinen Finger glänzte ein massiver goldener Ring, in den ein blassblauer Stein eingefasst war.
    Fastrada beugte sich vor und ergriff Irmins Hand, um den Ring zu betrachten. Im gleichen Augenblick kam ihr diese Berührung merkwürdig vor. Vielleicht etwas zu brüsk ließ sie die Hand wieder los. »Sie scheinen viel von dir zu halten, wenn sie dir so ein Geschenk machen«, sagte sie schnell.
    Â»Tiberius verschenkt nichts. Bei ihm muss man sich alles verdienen.« Es klang stolz. Irmin schien sich klar darüber zu sein, was er geleistet hatte, und Fastrada bewunderte ihn für sein Selbstbewusstsein. »Er ist keiner von diesen verweichlichten Legaten, die vom Stabsgebäude aus Befehle geben, die niemand nachvollziehen kann. Er lässt seine Soldaten exerzieren, bis sie das Schwert nicht mehr halten können. Aber er verheizt sie nicht. Und nachdem er sie geschunden hat, hockt er sich zu ihnen ans Feuer und trinkt mit ihnen Glühwein, während die Herren vom Stab im warmen Zelt sitzen und jammern, dass der Falerner nicht gut genug gekühlt ist. Er trinkt jeden unter denTisch – die Soldaten mit Glühwein und die Offiziere mit Falerner. Und wer am nächsten Morgen nicht aus dem Zelt kommt, den tritt er persönlich in den Hintern.«
    Â»Du scheinst ihn zu mögen.«
    Â»Ich mag ihn, weil er die Leute nach ihrer Leistung beurteilt und den gleichen Maßstab an sich selbst anlegt. Aber viele Römer sehen das ganz

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