Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
Vom Netzwerk:
ein unverfängliches Gespräch beginnen sollte, hob Varus seinen Becher und trank ihnen zu.
    Wie um Zeit zu gewinnen, nippte Caius nachdenklich an seinem leicht verdünnten Wein. Auch Lucius wirkte unschlüssig, doch bevor ein unangenehmes Schweigen entstehen konnte, eröffnete ihr Gastgeber souverän die Konversation mit einem anerkennenden Redefluss über Quintus Cornelius Castor, den er offenbar bei verschiedenen früheren Gelegenheiten kennengelernt hatte. Dabei erwies er sich als eleganter und einnehmender Plauderer mit ausgeprägtem Gespür für die Gemütslage seiner Gesprächspartner. Er schien die Unsicherheit der beiden Gäste zu bemerken und bemühte sich die Atmosphäre zu lockern.
    Â»Deinem Vater soll es ja inzwischen schon viel besser gehen«, sagte er zum Abschluss seiner Lobeshymne. »Es war eine gute Entscheidung, ihn als Sondergesandten einzusetzen.« Varus machte eine Pause, und ein dünnes Lächeln erschien auf seinem Mund. »Wenngleich diese etwas unübliche Maßnahme im Stab für einige Diskussionen gesorgthat. Es gibt Leute, die das als eine ungebührliche Einmischung in die Belange des Militärs betrachten.«
    Zum Beispiel ein gewisser Rullianus, dachte Caius. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Lucius das Gleiche dachte, doch zunächst sagte keiner von ihnen etwas.
    Â»Ich persönlich sehe das anders«, fuhr Varus fort. »Wir werden hier mit Problemen konfrontiert, die nur in Zusammenarbeit zwischen Zivilverwaltung und Armee gelöst werden können. Und diese Zusammenarbeit klappt nicht immer reibungslos. Aber wie ich hörte, warst du ja selbst bei der Besprechung in Rom dabei.«
    Caius nickte und fragte sich, wie weit Varus über den Inhalt des Gesprächs beim Princeps informiert war, bei dem ja auch seine eigenen Fähigkeiten erörtert worden waren. Varus lächelte. »Es passt zu Castor, dass er seinen Sohn auf diese eigenwillige Art auf eine Karriere vorbereitet«, sagte er. »Er war schon immer sehr skeptisch gegenüber den eingefahrenen Pfaden, auf denen die römischen Institutionen und ihre Vertreter wandeln. Umso mehr bedaure ich, dass er nicht selbst kommen konnte. Wenn du ihm schreibst, dann sag ihm bitte, dass ich ihn mit offenen Armen empfange, falls er im Frühjahr so weit wiederhergestellt sein sollte, dass er die Reise antreten kann. Leute wie er werden hier gebraucht. Leute, die über den Horizont des scheinbar Naheliegenden hinausdenken können. Gerade beim Militär haben wir davon nämlich nicht so viele.« Er machte eine kurze Pause, dann fügte er mit etwas leiserer Stimme hinzu: »Karrieren sind berechenbarer,seit das Erobern für uns zur Routine geworden ist. Die meisten glauben, was sich in Syrien, in Ägypten und sogar in Gallien bewährt hat, das funktioniert auch hier in Germanien. Sie denken nur in Selbstverständlichkeiten. Das war in den Tagen der Republik noch etwas besser. Aber diese Bemerkung bleibt bitte unter uns.« Er lächelte, und Caius fühlte, wie seine Anspannung, die sich schon angesichts der schmeichelhaften Töne über seinen Vater gelockert hatte, fast ganz von ihm abfiel. Die letzten Worte des Statthalters riefen ihm überdies auf merkwürdige Weise ins Gedächtnis, was Augustus auf dem Dach zu ihm gesagt hatte. Das war jetzt zwei Monate her, und während die Erinnerung an die Begegnung mit dem Princeps wie der Widerhall eines früheren Lebens erschien, waren dessen Worte zu diesem Thema ihm noch genau in Erinnerung.
Dein Vater ist ein Mann, für den nichts selbstverständlich ist
, hatte der Princeps gesagt.
Und Germanien ist ein Land, in dem nichts selbstverständlich ist
.
    Nach einer kurzen Pause wandte sich der Statthalter an Lucius, als wollte er die ungleiche Verteilung seiner Aufmerksamkeit wettmachen. Es begann ein ausgedehntes Gespräch über den Abbau von Bodenschätzen in der Provinz und über die komplizierten Zusammenhänge zwischen der wirtschaftlichen Erschließung des Landes und der Gewöhnung seiner Bewohner an die juristischen und fiskalischen Neuerungen, die damit nun einmal Hand in Hand gingen. »Natürlich kennen sie hier auch Gerichte«, dozierte Varus. »Aber es gibt keine Instanz, die deren Urteilevollstreckt. Und natürlich kennen sie auch Tribute. Doch für sie ist es unbegreiflich, dass man Abgaben zahlt, ohne eine Klinge am Hals zu haben.«
    Â»Das kann

Weitere Kostenlose Bücher