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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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grinsende Kerle, die sich anstießen, anerkennendes Murmeln bis hin zu Anzüglichkeiten, die sich nur deshalb nicht zu Zudringlichkeiten ausgewachsen hatten, weil die Betreffenden wussten, wen sie vor sich hatten. Da sie in CastraLupiana aber niemand gekannt hatte, waren die Hemmschwellen heute deutlich niedriger gewesen. Zum Glück war unter den Gruppen von Männern, die bald ihren Stand umlagert hatten, fast immer jemand gewesen, der sie vor den anderen in Schutz genommen hatte, und sei es nur, um sich in angeberischer Ritterlichkeit vor ihr zu profilieren.
    Für die Erfüllung ihres Auftrags war das natürlich von immensem Vorteil gewesen, denn fast alle hatten ihre Waren taxiert und das Gespräch mit ihr gesucht, ohne zu merken, dass sie die Unterhaltung immer wieder auf das gleiche Thema lenkte. Und fast alle hatten unter den neidvollen und gehässigen Blicken der anderen Bäuerinnen etwas gekauft.
    Auch einige römische Frauen mit Kindern waren dabei gewesen, Angehörige der Legionäre oder der Handwerker, die das Heer begleiteten. So war ihr Wagen schon nach einem halben Tag leer gekauft und ihre Aufgabe damit zwangsläufig beendet gewesen. Als sie sich auf den Rückweg gemacht hatte, war sie ein bisschen amüsiert gewesen über die Durchschaubarkeit der Annäherungsversuche, ein bisschen angewidert von den Aufdringlichkeiten einiger besonders dreister Käufer und auch ein bisschen stolz darauf, dass sie mehr Informationen bekommen hatte als erwartet.
    Und dann war da noch dieser junge Römer gewesen: Sein Selbstbewusstsein wirkte nicht überheblich und seine Höflichkeit kam ohne Floskeln aus. Solange sie Warenverkauft und Kunden ausgehorcht hatte, hatte sie gehofft, ihn wiederzusehen. Was für eine Funktion er wohl innerhalb der Armee hatte? Oder gehörte er zu den Händlern, die von den Legionen mitgespült wurden und ihre Geschäfte machten? Irgendwie sah er nicht danach aus. Seine Haltung und die Selbstverständlichkeit gewisser Gesten hatten etwas Vornehmes. Sei’s drum, dachte Fastrada. Du wirst es nie erfahren.
    Batwin trat aus dem Haupthaus seines Gehöfts und riss sie aus ihren Gedanken. Er blickte auf den leeren Karren und grinste. »Bist du sicher, dass du nach Hause willst?«, fragte er. »Mit dir als Verkäuferin ließe sich bei den Soldaten ein Vermögen machen. Und wenn du das nächste Mal vielleicht noch tanzt …«
    Fastrada musste lachen. »Aber nur, wenn du dich auf den Wagen stellst und singst.«
    Batwin lachte ebenfalls. »Das würde die Käufer wohl eher abschrecken. Obwohl …« Er sah an ihr hinunter und nickte anerkennend. »Es wäre eine Gelegenheit, um festzustellen, ob Liebe tatsächlich blind macht – oder nicht doch eher taub!«
    Â»Fang du nicht auch noch an!«
    Â»Würde ich nie wagen. Jedenfalls nicht jetzt. Wir haben Besuch.« Er beugte sich verschwörerisch zu ihr vor und wies hinter sich zum Hauseingang. »Dein Sittenwächter ist da.«
    In diesem Augenblick trat Irmin ins Freie. Fastrada lächelte. Die Anwesenheit ihres Cousins nahm den letztenRest der lauernden Beklommenheit von ihr, die sie den ganzen Tag über verspürt hatte. »Komm rein«, sagte er. »Wir sind gespannt, was du zu erzählen hast.«
    Die Sachlichkeit in seiner Stimme befremdete sie ein bisschen, dann trat sie hinter den beiden ins Gebäude. Es war das typische Langhaus der Stammesführer, eine schmucklose Halle, deren strohgedecktes Dach von dicken Pfosten getragen wurde. Wie bei Irmin und ihrem Vater standen auch hier ein paar römische Klappstühle um einen massigen Tisch herum. Batwin bot ihr einen Platz an, dann setzten sich auch die beiden Männer. Sonst war niemand im Raum.
    Â»Keine Oliven?«, fragte Fastrada spöttisch.
    Â»Nein. Heute nicht«, antwortete Irmin. Er wirkte angespannt und kam gleich zum Thema. »Was hast du aufgeschnappt?«, fragte er.
    Fastrada berichtete, was sie aus den germanischen Söldnern herausbekommen hatte. Immer wieder wurde sie durch Zwischenfragen von Irmin unterbrochen. Es kam ihr vor, als wollten die beiden Männer eigentlich nur hören, was sie ohnehin schon zu wissen glaubten: Dass Brukterer und Marser und all die anderen die Besatzer im Grunde ihres Herzens verachteten, dass sie mit der Bevormundung unzufrieden waren, mit dem zweitklassigen Sold und den drittklassigen Unterkünften.
    Während

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