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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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übergeschnappt!«
    Â»Aber ganz und gar nicht, mein lieber Caius.«
    Â»Das können wir nicht machen!«
    Lucius blieb ungerührt. »Warum nicht?«
    Caius dachte angestrengt nach. Warum eigentlich nicht? Konnte es nicht sein, dass sie mit der schonungslosen Wahrheit weiterkamen? Hatte Lucius recht?
    Â»Ich habe gestern Abend lange darüber gegrübelt und hatte zuerst die gleichen Zweifel wie du. Und weißt du, wieso? Weil Varus die höchste Autorität weit und breit ist. Statthalter des Augustus, Oberbefehlshaber der Rheinarmee und so weiter. Wir schämen uns, Mitwisser der Schwächen eines solchen Mannes zu sein. Wir empfinden es als ungebührlich, ihn damit zu konfrontieren. Wir wollen nicht sehen, wie er peinlich berührt vor uns zusammensackt.«
    Â»Für Rullianus wäre das ein Fest.«
    Â»Gerade deshalb müssen wir Varus warnen. Denk mal nach! Wenn die Sache wirklich so brisant ist, dann ist jemand wie Rullianus in der Lage, ein Unheil anzurichten, das wir gar nicht ermessen können!«
    Â»Und Varus?«
    Â»Du hast den Brief doch gelesen! Er will die Sache in Ordnung bringen. Das vergiftete Geschenk des Schicksals, er will es in Rom abliefern und dann nichts mehr damit zu tun haben. Und darum ist es fast schon unsere Pflicht, ihn zu warnen. Wir erzählen ihm, was wir wissen. Nichts als die Wahrheit. Damit beweisen wir, dass wir auf seiner Seite stehen. Ob er etwas gegen Rullianus unternimmt, ist seine Sache. Und nebenbei bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als uns dankbar zu sein.«
    Caius überlegte eine Weile, dann sagte er: »Du spekulierst darauf, dass Varus uns aus Dankbarkeit ins Vertrauen zieht.«
    Lucius grinste. »Natürlich. Nachdem wir die eine Hälfte der Wahrheit schon selbst herausgefunden haben, könnte der Herr Statthalter uns die andere eigentlich hübsch garniert auf dem Silbertablett servieren.«
    Â»Und wenn er’s nicht tut?«
    Â»Dann sind wir auch nicht dümmer als vorher.«
    Caius fielen keine weiteren Einwände ein. Je länger er über die Idee seines Freundes nachdachte, desto besser gefiel sie ihm. Die Flucht nach vorn war wahrscheinlich wirklich der einzige Weg, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
    Den Rest des Vormittags verbrachten die beiden mit einem ausgedehnten Frühstück. Dabei schweifte Caius mit seinen Gedanken immer wieder zu dem Mädchen, das wahrscheinlich noch draußen vor dem Tor stand und Gemüse verkaufte. Einmal war er kurz davor, seinem Freundvon der Begegnung zu erzählen, doch dann biss er sich im letzten Augenblick auf die Zunge. Als sie nach dem Essen schließlich das Lager verließen, um sich am Fluss umzusehen, nahmen sie das Tor an der Südseite. Die große Wiese hatte sich in der Zwischenzeit belebt. Eine Einheit germanischer Hilfstruppen zu Pferd war eingetroffen. Es mussten um die fünfhundert Reiter sein, die gerade ihr Lager errichteten. Die meisten der Gestalten sahen verwegen aus und machten einen ziemlichen Lärm, während sie Zelte aufbauten und Pflöcke in den Boden rammten. Eine Gruppe war damit beschäftigt, ein Fass aufzumachen, ein paar andere tränkten ihre Pferde im Fluss. In der Ferne sah Caius den Markt, doch er konnte nicht erkennen, ob das Mädchen noch da war.
    Am späten Nachmittag erschienen hinter einer Flussschleife im Westen die ersten Kähne der Transportflotte, die vor zwei Tagen in Castra Vetera vor ihren Augen den Rhein überquert hatte. Es wiederholte sich ein ähnliches Schauspiel wie beim Aufbruch, nur in umgekehrter Reihenfolge: Nach dem Ausladen traten Kolonnen von Legionären und Trosswagen den Weg ins Hauptlager an, während andere zwischen diesem und dem Hilfstruppenkastell ein Marschlager aufschlugen, einen Graben davor aushoben und eine Palisade darumzogen. Nach sechs Stunden war alles untergebracht und die ganze Umgebung des Lagers wimmelte von Menschen. Vor allem in der kleinen Siedlung am Fluss drängelten sich Trossleute, um Material für Reparaturen, Hausrat und Lebensmittel zu besorgen.Soldaten der Hilfstruppen schlenderten in allen Sprachen schwatzend umher und das ganze Flussufer war gesäumt von Menschentrauben: Frauen wuschen Wäsche, Reiter tränkten Pferde, und Sklaven schöpften unablässig Wasser und schleppten Kessel und Schläuche ins Lager. Einmal wäre es fast zu einer Prügelei zwischen zwei größeren Gruppen von offensichtlich

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