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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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seine Aufgabe wahrnehmen zu können. Wahrscheinlich befeuerte auch die Aussicht, seinem Vater vom reibungslosen Ablauf der Geschäfte berichten zu können, seinen Eifer wie die ständig von den Sklaven nachgelegten Holzscheite die Brennöfen. »Komm«, sagte er mit leuchtenden Augen. Er, der fast die ganzen letzten Wochen von Mädchen schwadroniert oder zusammen mitCaius über den rätselhaften Brief des Statthalters spekuliert hatte, war kaum wiederzuerkennen. »Ich zeige dir den Betrieb«, sagte er voller Stolz. Er fasste Caius am Ärmel und zog ihn mit sich zwischen die planlos wuchernden Häuser.
    Bei den Sklaven schien sich die Nachricht von dem hohen Besuch herumzusprechen, denn sie grüßten den jungen Mann, der jetzt tatsächlich mit dem Gebaren eines Geschäftsführers einherschritt, durch ehrerbietiges Kopfnicken.
    Am hangseitigen Rand der Siedlung kamen sie an eine große Feuerstelle, neben der sich winzige tönerne Formen auf der einen Seite und Scherben auf der anderen stapelten. Ein Sklave war damit beschäftigt, mit einem Schaber einen silbrig grauen Bodensatz aus den Eisenpfannen zu kratzen, die Caius vorher bei den Brennöfen gesehen hatte. »Blei«, sagte Lucius fast andächtig.
    Der Sklave blickte kurz auf und arbeitete dann weiter. Das ausgeschabte Blei legte er in die Formen, die auf einem Rost über dem Feuer standen. Wenn die Klumpen geschmolzen waren, nahm der Sklave eine Zange zur Hand, holte die Form behutsam vom Rost und stellte sie in eine flache Metallwanne mit Wasser, dass es zischte. Die erkalteten Formen zerschlug er mit einem Hammer und setzte die trapezförmigen Barren auf eine Holzplatte, die auf vier Ziegelsteinen ruhte.
    Lucius hob einen Barren von einer Platte und reichte ihn Caius. Er war kaum größer als eine Kinderhand, wogaber umso schwerer. Auf einer Seite waren durch die Form ein paar Buchstaben eingeprägt worden, ein leicht aufzulösendes Kürzel: Lucii Flavii Veruclae plumbum germanicum. Germanisches Blei des Lucius Flavius Verucla.
    Â»Genau zwei Pfund schwer«, sagte Lucius. »Wir machen hier Tausende davon. Für Schleuderbleie und Wasserrohre zum Beispiel.« Er beugte sich verschwörerisch vor. »Und vielleicht demnächst ja auch noch für den einen oder anderen Legionsadler.«
    Â»Die sind aber aus Gold«, entgegnete Caius zögernd.
    Lucius lachte triumphierend auf. »Das denken alle.«
    Â»Was denn sonst?«, fragte Caius skeptisch. »Du willst mir in deinem Größenwahn doch wohl nicht erzählen, dass die Adler neuerdings aus Blei sind?«
    Â»Und ob«, gab Lucius grinsend zurück. »Ummantelung, Flügel, Kopf und Klauen sind aus Gold. Der Kern ist aus Blei. Merkt doch keiner.« Caius wollte nicht glauben, was er da hörte. Bevor er jedoch etwas einwenden konnte, sprach Lucius weiter: »Wie der Name schon sagt. Signum. Ein Zeichen. Ein Symbol. Blendwerk, wenn man so will. Warum sollte man das kostbare Gold verschwenden, wenn es auch billiger geht? Man spart beinahe siebenhundert Aurei pro Adler. Davon kann man eine halbe Kohorte fast ein Jahr lang besolden. Eine ganz einfache Rechnung.«
    Â»Aber das heißt ja …«
    Â»Es heißt gar nichts. Weil sich nichts ändert. Wen interessiert denn so was? Hauptsache, es glänzt nach außen. Das funktioniert im Geschäftsleben wie in der Politik.« Luciusklatschte vor Vergnügen in die Hände. Caius musste lachen. Die Rechnung schien wirklich ziemlich simpel.
    Ein lautes Poltern riss ihn aus seinen Gedanken. Caius sah auf. Weiter oben am Berghang stand in einem der Stolleneingänge ein Arbeiter, dem die vordere Achse seines Handkarrens gebrochen war. Erzklumpen kullerten zu Boden.
    Â»So muss es sein!«, rief Lucius aus. »Die Achsen brechen vor lauter Blei. Los, ich zeige dir die Stollen.« Damit war er auch schon aufgesprungen und hielt auf den Berg zu.
    Caius folgte ihm mit einem etwas merkwürdigen Gefühl im Bauch. Der höhlenartige Eingang gähnte ihn an, und nach wenigen Schritten umfing sie das feuchte Dunkel, das nur vom Leuchten einer kleinen Fackel erhellt wurde, die in einer in die Felswand getriebenen Halterung steckte.
    Â»Hier wird das Erz aus dem Bauch des Berges geschlagen«, setzte Lucius seinen Vortrag in dozierendem Ton fort. Als sie bei der Lichtquelle angelangt waren, sah Caius dünne silbergrau schimmernde und in wüsten Knicken und

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