Signum - Die verratenen Adler
mischte sich unter das Rauschen der Baumwipfel. Der Feuerschein spiegelte sich im Wasser, gelbliche Lichtflecke, überstrahlt von der Helligkeit des Mondes, der wie ein ausden Tiefen aufgetauchtes Amulett in der Mitte des Teiches schwamm. Caius lieà seinen Blick über das Ufer schweifen. Neben den Fackelträgern ragte ein Steg in den See, dessen Ende von mannshohen Flechtwerkwänden umgeben war.
Nach einiger Zeit verstummte das Murmeln, und eine der Gestalten löste sich aus dem Kreis, betrat den Steg und verschwand hinter der Wand. Kurz darauf ertönte ein Platschen. Kleine Wellen zerfetzten den Widerschein der Fackeln zu winzigen Lichtflecken, die sich halbkreisförmig zur Mitte des Weihers fortpflanzten und die Mondscheibe in wild tanzende Stücke schlugen. Die Gestalt erschien wieder auf dem Steg, schritt langsam zurück zum Ufer und gesellte sich zu den anderen. Dann traten alle in einer Reihe an den Rand des Sees und löschten ihre Fackeln im Wasser. Es war, als löschten sie sich selbst, denn in dem Augenblick, in dem das Zischen des ersterbenden Feuers über den See wehte, verdunkelten sie sich zu hellgrauen Schemen vor dem dunkelgrauen Hintergrund des Waldes, in dem sie bald darauf verschwanden.
Caius fragte sich, ob er geträumt hatte. Er beschloss, noch eine Weile in seinem Versteck zu bleiben, um nicht entdeckt zu werden, falls die Männer den Teich umrunden sollten. Bei dem Gedanken, dass plötzlich jemand hinter ihm auftauchen könnte, begann sein Herz zu rasen. Er hielt den Atem an.
Auf einmal knackte es am anderen Ufer. Caius duckte sich unwillkürlich tiefer. Zwei huschende Gestalten erschienenzwischen den Bäumen und liefen auf den Steg zu. Als Caius erkannte, dass es Legionäre waren, erstarrte er. Die beiden Männer blieben stehen und steckten kurz die Köpfe zusammen. AnschlieÃend zogen sie sich nackt aus, wateten bis zum Hals ins Wasser und begannen zu tauchen. Wenig später vernahm Caius einen triumphierenden Schrei, gefolgt von einem zischenden Laut. Bald darauf schwammen die beiden wieder ans Ufer und beugten sich tuschelnd über etwas.
Dann ging alles ganz schnell. Ein Geschrei durchschnitt gewaltsam die Stille des Waldes, aus dem einen Moment später mehrere Männer hervorstürzten. Die beiden Legionäre schreckten auf und wollten weglaufen, doch die anderen waren schneller. Es kam zu einem Handgemenge am Ufer, Körper wälzten sich, Beine schlugen aus, Laute gurgelten durch die Dunkelheit, dann wurde es wieder ruhig. Für Caius war es unmöglich zu erkennen, wer über wen die Oberhand gewonnen hatte, aber als zwei Körper von kräftigen Silhouetten geschultert und weggetragen wurden, da wusste er, dass die Soldaten überwältigt worden waren.
Caius wartete noch einen Moment, schlieÃlich raffte er sich auf und stemmte sich aus seiner geduckten Haltung hoch. Nur noch ein paar träge hin und her laufende Wellen spielten mit dem Mond und verrieten, dass hier etwas passiert war. Caius, der seine Beine nach dem langen Hocken kaum strecken konnte, machte sich auf den Heimweg.
Am nächsten Morgen war die Siedlung in heller Aufregung. Als Caius verschlafen ins Freie trat, hatte sich auf dem Platz vor dem Haupthaus eine Menschenansammlung gebildet, während zwischen den Hütten die Legionäre in drohender Haltung und voll bewaffnet Aufstellung genommen hatten. Caius fragte sich, woher die Germanen plötzlich alle gekommen waren. Varus stand inmitten der Menge und redete über seinen Dolmetscher beschwichtigend auf ein paar besonders aufgebrachte Männer ein, die zwei an den Händen gefesselte Legionäre zwischen sich festhielten und drohende Gesten machten.
Vorsichtig trat Caius näher. Den Gesprächsfetzen konnte er entnehmen, dass den Germanen in der Nacht zwei römische Soldaten in die Hände gegangen waren, die einen nahe gelegenen Opferteich entheiligt hatten, indem sie nach Weihegaben getaucht waren, die Priester dort zur Beschwichtigung der Götter versenkt hatten. Sie verlangten, dass Varus ihnen die beiden zur Bestrafung überlieÃ, aber der Statthalter dachte gar nicht daran. Ãber den Dolmetscher lieà er mitteilen, dass er den Vorfall zwar bedauere, aber entschlossen sei, die Ãbeltäter selbst abzuurteilen, und zwar nicht hier unter den Augen der rachedurstigen Menge, sondern nach den Richtlinien des römischen Militärs.
Die Stimmung schaukelte sich
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