Signum - Die verratenen Adler
Statthalter gegenübertreten sollten. Gegen Abend kamen sie zu einer gröÃeren, von einer Palisade umgebenen Siedlung, wo ein Nachtlager aufgeschlagen wurde. Wagen schwenkten auf einer Wiese vor der Umfriedung aus, Zelte wurden abgeladen und in Windeseile auf dem freien Feld aufgerichtet. Kaum war das getan, zogen die Legionäre einen Graben um das Lager und schichteten aus der ausgehobenen Erde einen niedrigen Wall auf. Während Caius und Lucius noch darüber nachdachten, wo sie ihre Unterkunft nehmen sollten, kam einer der Sklaven aus dem Gefolge des Statthalters zu ihnen und lud sie ein ins Dorf zu kommen, wo sie in einem der Gebäude untergebracht werden sollten. Er begleitete sie durch ein Tor in der Palisade ins Innere des Dorfes. Caius blickte sich neugierig um. Etwa zwanzig Gebäude standen unregelmäÃig über ein Rund von vielleicht einer Achtelmeile verstreut herum; in der Mitte erhob sich ein besonders langes Haus, das einem Brukterer in gehobener Position gehörte. Daneben war das Zelt des Statthalters aufgebaut worden. Die anderen Gebäude waren kleiner und niedriger, auÃerdem gab es eine Scheune, die, wohl um Mäuse und Ungeziefer fernzuhalten,auf Stelzen erbaut war, und einige in den Boden eingetiefte Häuser. Ãberall grasten Ziegen und Rinder zwischen Misthaufen und Holzstapeln. Der Nieselregen hatte aufgehört. Niemand war zu sehen. Vor dem Zelt des Statthalters steckte die Standarte der Kohorte in der Erde, die ihn begleitet hatte. Sie war übermannshoch und auf der Spitze glänzte der goldene Laubkranz mit der gebieterisch erhobenen Handfläche in der tief stehenden Sonne. Es sah aus, als hätte der Standartenträger damit einen Besitzanspruch auf das ganze Dorf in den Boden gerammt, entschlossen, fraglos und keinen Widerspruch duldend. Kein Wunder, dass das nicht allen hier im Land gefällt, dachte Caius.
Ein hünenhafter Germane erschien von irgendwoher und führte die beiden und ihre Begleiter wortlos in eines der kleineren Wohnhäuser. Die Decke des langgezogenen Raumes ruhte auf zwei Reihen von Eichenpfählen, die im lehmigen Boden steckten und von einer quer verlaufenden Flechtwerkwand unterbrochen wurden. Die Wand teilte einen Bereich für das Vieh ab; Stroh lag dort auf dem Boden verteilt. Die Tiere hatte man angesichts des bevorstehenden Besuchs wohl aus dem Haus geschafft. Im vorderen Teil waren einige eilig zurechtgezimmerte Pritschen aufgestellt, die mit Strohsäcken mehr schlecht als recht gepolstert waren. Im Raum stand ein Tisch mit acht Schemeln.
Caius lachte, als er sich ausmalte, was sein hochnäsiger Onkel zu dieser Unterkunft sagen würde. »Ihr könnt eseuch nicht vorstellen«, näselte er und verdrehte die Augen in gespielter Verzweiflung. »Diese Germanen schlafen in Ställen und schnarchen mit Ochsen und Eseln um die Wette.«
»Und dann das Essen«, stieg Lucius auf die Parodie ein und blickte vorwurfsvoll auf den Tisch, auf dem aus irgendeinem Grund ein altes Messer lag. »Sie ernähren sich von modrigem Holz und rostigem Eisen und trinken den Urin ihrer Ziegen.«
Caius lieà sich prustend auf einen der Schemel fallen und blickte zur Tür, als stünde dort jemand. »Kein Wunder, dass die Frauen, die das Essen auftragen, so abgemagert sind, dass man sie gar nicht sieht.«
Lucius nahm ebenfalls Platz und schaute sich suchend um. »Du lachst«, sagte er, nur noch halb im SpaÃ. »Aber kriegen wir jetzt was zu essen oder nicht?«
Seine Frage wurde im gleichen Moment beantwortet. Mehrere Frauen in langen Gewändern erschienen in der Tür und trugen Schüsseln und Teller auf, sodass der Tisch sich vor Köstlichkeiten fast bog â neben einem saftigen Wildschweinbraten gab es auch einige Spezialitäten, die ganz offensichtlich auf dem Handelsweg aus einer römischen Stadt hierhergelangt waren. Sogar eine Schale mit Austern war dabei.
Nach kurzer Zeit kamen ihre Begleiter dazu, die sich nun etwas gesprächiger zeigten, als schweiÃte die fremde Umgebung sie zusammen: Leandros, der Sekretär, Titus und Appius, die Leibwächter, simple Gemüter, deren Appetitzu ihrer beeindruckenden Statur passte, und die beiden Sklaven Kimon und Kassandros, gebildete Griechen, die darauf hofften, sich auf dieser Reise durch besondere Dienstbeflissenheit ein Stück näher an die Freilassung heranzuarbeiten.
Seltsam, dachte Caius, heute haben wir mit
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